Z Sex Forsch 2007; 20(3): 210-215
DOI: 10.1055/s-2007-981220
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Anhang: Brief Wilhelm Reichs an Elise Ottesen-Jensen vom 9. Januar 1936

Further Information

Publication History

Publication Date:
12 September 2007 (online)

Liebe Lisa![1], [2]

Ich habe von Deiner Verstimmung über die Notiz[3] über die Weltliga[4] gehört. Ich verstehe ganz gut, dass Du darüber betrübt warst. Du darfst die Sache nicht zu tragisch nehmen. Die Notizen entsprechen ja durchaus den Tatbeständen. Die Sexpol ist heute wirklich die einzige internationale sexualpolitische Organisation und hat wirklich logischerweise die Weltliga abgelöst[5]. Ich verstehe auch, was Du meinst, wenn Du sagst, dass es etwas unappetitlich[6] wirkt. Doch Du darfst glauben, dass es kein bösartiger Triumph[7] ist, obwohl wir nach dem Verhalten Hirschfelds und einiger anderer aus der Weltliga in den ersten Anfängen der Sexpolbewegung[8] 1929 sehr viel Grund zur Schadenfreude hätten[9]. Ich hoffe, dass auch Du mich jetzt verstehst.

Nach Paris werden wir schreiben[10].

In der nächsten Nummer unserer Zeitschrift erscheint so etwas wie ein Ansatz zu einem revolutionären Kulturprogramm[11]. Ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du mir schreiben würdest, wie sich Deine verschiedenen Freunde und Gruppen zu unserer gemeinsamen Grundanschauung einstellen. Ich habe auch vor kurzem angefragt, ob Du den Zeitpunkt eines internationalen Kongresses für angebracht hieltest.

Auch ich habe furchtbar viel Arbeit; und auch viel persoenlichen Aerger[12]. Doch es geht offenbar nicht anders.

Hast Du schon „Masse und Staat” gelesen[13]? Ich halte es zur weiteren gegenseitigen Verständigung unerläßlich, dass Du und Ihr [sic] es tut. Ich würde Dich sehr gerne sehr bald wieder sprechen. Es gibt allerhand. Bekommst Du das Mitteilungsblatt[14]? Bitte um baldige Antwort.

Herzlichst[15]

Willi R.[16], [17]

Literatur

  • 1 Fallend K. Wilhelm Reich in Wien. Psychoanalyse und Politik. Wien/Salzburg: Geyer-Edition, 1988
  • 2 Haire N. Ein Brief von Norman Haire.  Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie. 1935;  Band 2, Heft 2 (6) 81-90
  • 3 Haire N, Leunbach J H. Mitteilung an alle Mitglieder und Sektionen der Weltliga für Sexualreform.  Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie. 1935;  Band 2, Heft 2 (6) 98
  • 4 Lennerhed L. Sex Reform in the welfare state. RFSU, the swedish association for sex education in the 1930s and 1940s. In: Pasteur P, Niederacher S, Mesner M (Hrsg). Sexualität, Unterschichtenmilieus und ArbeiterInnenbewegung. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag, 2003; 157-165
  • 5 Leunbach J H. Magnus Hirschfeld in Memoriam.  Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie. 1935 a;  Band 2, Heft 1 (5) 52 f
  • 6 Leunbach J H. Von der bürgerlichen Sexualreform zur revolutionären Sexualpolitik.  Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie. 1935 b;  Band 2, Heft 1 (5) 18-23
  • 7 Leunbach J H. Antwort an Norman Haire.  Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie. 1935 c;  Band 2, Heft 2 (6) 91-97
  • 8 Lindner D H. Crusader for Sex Education: Elise Ottesen-Jensen (1886-1973) in Scandinavia and on the International Scene. University Press of America, 1996
  • 9 Mankell H. Älskade syster. ett drömpsel om Elise Ottesen Jensen, svensk agitator och kvinna. Stockholm: Ordfront, 1984
  • 10 Neergaard J. Mit Lisa Jensen durch Nord-Schweden.  Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie. 1935;  Band 2, Heft 3 (7) 181-184
  • 11 N N. Sexpol-Bewegung.  Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie. 1935 a;  Band 2, Heft 3 (7) 137 f
  • 12 N N. Sexpol-Bewegung.  Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie. 1935 b;  Band 2, Heft 3 (7) 184-186
  • 13 N N. Masse und Staat.  Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie. 1935 c;  Band 2, Heft 3 (7) 187 f
  • 14 N N. Mitteilungen der Redaktion.  Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie. 1935 d;  Band 2, Heft 3 (7) 196
  • 15 Ottesen-Jensen E. Livet skrev. Memoarer 1886-1966. Stockholm: Ordfront, 1986
  • 16 Rackelmann M. Was war Sexpol? Wilhelm Reich und der Einheitsverband für proletarische Sexualreform und Mutterschutz. Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft 1993; Nr. 19, 51-72
  • 17 Reich W. Die Sexualnot der werktätigen Massen und die Schwierigkeiten der Sexualreform. In: Sexualnot und Sexualreform. Verhandlungen der Weltliga für Sexualreform, IV. Kongreß, abgehalten zu Wien vom 16. bis 23. September 1930 (red. H Steiner). Wien 1931, S. 72-87
  • 18 Reich W. Massenpsychologie des Faschismus. Kopenhagen: Verlag für Sexualpolitik, 1933. Stark erweiterte engl. Neuausgabe: The Mass Psychology of Fascism. New York: Orgone Institute Press, 1946; dt. Übersetzung dieser Fassung: Köln: Kiepenheuer und Witsch, 1971/1986)
  • 19 Reich W (anonym erschienen). Sexualpolitische Plattform des „Deutschen Reichsverbandes für proletarische Sexualpolitik”.  Zeitschrift. 1934;  Band 1, Heft 3/4 263-269
  • 20 Reich W (unter Pseudonym Ernst Parell erschienen). Unterschiede zwischen liberalistischer Sexualreform und revolutionärer Sexualpolitik.  Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie. 1935 a;  Band 2, Heft 2 (6) 99-103
  • 21 Reich W (anonym erschienen). Masse und Staat. Zur Frage der Rolle der Massenstruktur in der sozialistischen Bewegung. Kopenhagen: Sexpol-Verlag, 1935 b
  • 22 Reich W (anonym erschienen). Der kulturpolitische Standpunkt der Sexpol.  Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie. 1936;  Band 3, Heft 1-2 (8-9) 1-7
  • 23 Reich W. Jenseits der Psychologie. Briefe und Tagebücher 1934-1939 (hrsg. von MB Higgins). Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1997
  • 24 Rothländer C. Karl Motesiczky. Biographie und Kontext. Wien: Diss., 2004

1 Briefkopf: Sexpol / Internationale Sexualpolitische Organisation / Postsitz: Kopenhagen Postbox 827 / den 9.I.36.

2 Lisa = Lisa Jensen = Elise Ottesen-Jensen (geb. 2. Januar 1886 in Hojland, Norwegen; gest. 4. September 1973 in Stockholm), Ärztin und Sozialreformerin (Autobiografie: Ottesen-Jensen 1986), verheiratet mit Albert Jensen, der mit ihr - nach beider Ausweisung aus Dänemark wegen politischer Agitation (Syndikalismus) - ab 1919 in Stockholm lebt. Hier gehört sie zu den Initiatoren des 1933 gegründeten Reichsverbands für sexuelle Aufklärung / Riksförbundet för sexuell upplysning (RFSU). „Binnen weniger Jahre entfaltete der RFSU ein breit gestreutes Aktivitätsspektrum wie etwa die Eröffnung einer Sexualklinik und die Gründung einer Firma, in der Verhütungsmittel produziert und verkauft wurden.” Der Verband unterhielt außerdem „ein Wohnhaus für unverheiratete Mütter, verbreitete Sexualaufklärungsliteratur und publizierte eine Broschüre über Sexualfragen (Lennerhed 2003). Das sexualpoltische Programm des RFSU umfasste Sexualaufklärung, die Entkriminalisierung der Homosexualität, die Einrichtung von Sexualberatungsstellen sowie die freie Propagierung von Empfängnisverhütungsmitteln und deren unentgeltliche Abgabe an Unbemittelte. Zentrale Fragen des RFSU in den 1930er-Jahren waren der Kampf um die Straffreiheit von Abtreibungen, die Einführung der Sterilisation aus medizinischen, eugenischen und sozialen Gründen sowie die soziale und wirtschaftliche Umgestaltung der Gesellschaft überhaupt. Ein Jahr nach seiner Gründung zählte der RFSU bereits 14 000 Mitglieder und unterhielt in elf schwedischen Städten Ortsgruppen. Neben den Sexualberatungsstellen in den Städten richtete er weitere ambulante Stellen in den ländlichen Gebieten ein. Gemeinsam mit Ottesen-Jensen reiste (der dänische Sexualreformer J. H.) Leunbach während des Sommers durch die großen Waldgebiete Nord-Schwedens, wo sie vor den WaldarbeiterInnen Aufklärungsvorträge hielten, den Frauen die Anwendung des Diaphragmas erklärten und Verhütungsmittel verteilten” (Rothländer 2004: 167 f.). Nach dem Zweiten Weltkrieg war Elise Ottesen-Jensen Mitbegründerin des International Committtee on Planned Parenthood Federation (ICPP). 1972 wurde sie von 48 Mitgliedern des norwegischen Parlaments für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen (ein Jahr zuvor hatte Willy Brandt diesen Preis erhalten); der Preis wurde 1972 dann aber überhaupt nicht vergeben.

3 Die fragliche „Notiz” (siehe Anm. 5 u. 6) ist in einer Ausgabe der von Wilhelm Reich unter dem Pseudonym „Ernst Parell” herausgegebenen Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie (hinfort: Zeitschrift) erschienen, in der auch ein Bericht von Jørgen Neergaard (1935: 181-184) über dessen Reise Mit Lisa Jensen durch Nord-Schweden zu finden ist. In der Rubrik Sexpol-Bewegung in derselben Ausgabe der Zeitschrift ist zudem zu lesen: „In Schweden hat sich Lisa Jensen, die praktisch leitende Sexualpolitikerin des dortigen sexualpolitischen Verbandes, der etwa 25 000 Mitglieder aus allen Parteirichtungen und Parteilose zählt, prinzipiell und praktisch zur Zusammenarbeit mit der Sexpol bereit und mit ihrer Auffassung einverstanden erklärt” (N. N. 1935 c: 185, Absatz d).

4 Gemeint ist die Weltliga für Sexualreform (hinfort: WLSR). Bei der Ersten internationalen Tagung für Sexualreform auf sexualwissenschaftlicher Grundlage, die 1921 in Berlin stattfand, kam es zunächst zu einem lockeren Zusammenschluss linksliberaler Wissenschaftler, die für Reformen im Sexualstrafrecht, im Erziehungswesen usw. eintraten. Die Organisation dieser Tagung hatte das von Magnus Hirschfeld (geb. 14. Mai 1868, gest. 14. Mai 1935) gegründete Institut für Sexualwissenschaft übernommen. Beim zweiten Kongress 1928, der in Kopenhagen stattfand, wurde die Weltliga für Sexualreform offiziell aus der Taufe gehoben. Es folgten Kongresse in London (1929), Wien (1930) und Brünn (1932). Magnus Hirschfeld verließ Deutschland 1932, also noch vor Hitlers Regierungsantritt. Er emigrierte nach Frankreich, womit auch der Sitz der WLSR verlegt wurde (von Berlin nach Paris). Hirschfeld starb 1935 in Nizza. Im selben Jahr wurde die WLSR aufgelöst.

5 Diese Aussage bezieht sich auf einen Passus in der Rubrik Sexpol-Bewegung der Ausgabe der Zeitschrift, in dem darauf hingewiesen wird, „daß ein grosser und wichtiger Teil der Funktionen der Weltliga, allerdings ins revolutionäre Lager geführt, von der Sexpol übernommen” worden sei. Und weiter heißt es: „Die sexuologischen Fachspezialisten der Sexpol wissen genau, was sie der Forschung und der Arbeit Hirschfelds zu danken haben, doch sie wissen auch, welche Unklarheiten und Inkonsequenzen die nunmehr aufgelöste Weltliga für Sexualreform behindert hatten, die internationale Sexualpolitik fruchtbar und erfolgreich durchzuführen. Man darf sagen, dass die Sexpol heute als eine geschlossene sexualpolitische Bewegung ohne internationale Konkurrenz arbeitet” (N. N. 1935 a: 186, Absatz m; Herv. im Original).

6 Der Ausdruck „unappetitlich” bezieht sich wahrscheinlich auf die Tatsache, dass Magnus Hirschfeld, der (Mit-)Begründer und führende Kopf der WLSR, erst kurz zuvor gestorben war. Die zitierte Kritik konnte man daher auch als unangemessenen Nachruf auffassen. Ein ehrender Nachruf war allerdings bereits zuvor in der Zeitschrift erschienen (Leunbach 1935 a).

7 Aus der Mitteilung an alle Mitglieder und Sektionen der Weltliga für Sexualreform über die Auflösung des Vereins, die von den beiden „überlebenden Präsidenten” der Gesellschaft, Norman Haire (London) und J.-H. Leunbach (Kopenhagen), unterzeichnet worden ist, kann man nun allerdings keinen vollen „Triumph” herauslesen; denn Differenzen zwischen Haire und Leunbach (die Differenzen zwischen der WLSR und der Sexpol entsprachen) bestanden weiterhin und wurden in der Mitteilung auch sehr deutlich angesprochen: „Dr. Haire besteht fest darauf, daß alle revolutionäre Tätigkeit aus dem Programm der WLSR ferngehalten werden soll. Dr. Leunbach meint, die WLSR könne nichts erreichen, weil sie sich der revolutionären Arbeiterbewegung nicht angeschlossen hat […]” (Haire und Leunbach 1935). Die unterschiedlichen Standpunkte wurden in einer Kontroverse weiter ausgeführt (Leunbach 1935 b, 1935 c; Haire 1935). Sie endete mit einem Beitrag, in dem Reich die Unterschiede zwischen liberalistischer Sexualreform und revolutionärer Sexualpolitik (1935) aus seiner Sicht erläuterte.

8 Die „Anfänge der Sexpolbewegung” gehen auf Wilhelm Reich und die Dermatologin Marie Frischauf-Pappenheim zurück, die - wie Reich - der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung angehörte. Im Dezember 1928 gründeten beide gemeinsam die Sozialistische Gesellschaft für Sexualberatung und Sexualforschung in Wien, die in den neu eingerichteten „proletarischen Sexualberatungsstellen” kostenlose Betreuung für Arbeiter, Frauen und Jugendliche anbot (Fallend 1988).

9 Reich hatte eine Sexualpolitische Plattform ausgearbeitet und der WLSR als theoretisches Fundament angeboten. Das war kurz vor dem 3. Internationalen Kongress der Liga, auf dem Reich über Die Sexualnot der werktätigen Massen (1931) referierte. Das Präsidium der WLSR lehnte die Plattform als verbindliches Programm jedoch ab. In der Zeitschrift erschien der Text in der Fassung von 1931 - nachzulesen in der Rubrik Zur Geschichte der Sex-Pol-Bewegung unter der Überschrift Sexualpolitische Plattform des „Deutschen Reichsverbandes für proletarische Sexualpolitik” (Reich 1934). In Absprache mit der KP-Führung hatte Reich die Plattform schließlich auch als Fundament für den Deutschen Reichsverband für proletarische Sexualpolitik empfohlen. Der endgültige Name dieses Verbands lautete dann allerdings anders - nämlich: Einheitsverband für proletarische Sexualreform und Mutterschutz (Rackelmann 1993). Damit waren die beiden Hauptzielsetzungen dieses Verbands - sexuelle Aufklärung (u. a. über Verhütungsmittel) und Forderung nach Straffreiheit bei Abtreibung - parteiübergreifend formuliert worden. Der Verband wurde von den Nationalsozialisten 1933 verboten. Nach der Emigration leitete Reich dann von Skandinavien aus die Internationale Sexualpolitische Organisation (Sexpol), während sich die WLSR nach Hirschfelds Tod 1935 aufgelöst hatte. Die von Norman Haire geleitete englische Sektion der WLSR arbeitete allerdings unter der Bezeichnung Sex Education Society weiter.

10 Adressat nicht ermittelt.

11 Der kulturpolitische Standpunkt der Sexpol (Reich 1936).

12 Am 18. Dezember 1935 hatte Reich in seinem Tagebuch notiert: „[…] daß man um der Sache willen immer einsamer werden muß und nicht einfach Mensch unter Menschen sein kann, ist sehr schwer zu ertragen! Immer wieder höre ich, daß ich zu viel voraussetze; mir wären meine Neuerungen zu selbstverständlich geworden! Das ist richtig” (Reich 1997: 110).

13 „Die Sexpol gab vor kurzem eine inoffizielle Schrift über Masse und Staat (Reich 1935 b) heraus. Diese Schrift behandelt ganz wesentlich auch Fragen der Entwicklung der Sowjetunion. Sie wurde in den kapitalistischen Ländern nur an ausgewählte Genossen, in der SU an die wichtigsten führenden Stellen geschickt. Im besonderen sind die führenden Stellen in der SU gebeten, in diese Diskussion einzugreifen. Die revolutionäre Natur der heutigen Organisationen der werktätigen Massen muss sich in der Praxis beweisen. Genossen, die auf ein Exemplar reflektieren, werden ersucht, es beim Sexpol-Verlag anzufordern unter genauer Angabe ihrer Funktion und Einsendung von Dän. Kr. 2,50 für das Exemplar” (N. N.: 1935 c). In der - im Vergleich zur Erstausgabe von 1933 - stark veränderten (und zunächst auf englisch, später dann auch auf deutsch erschienen) Neuausgabe der Massenpsychologie des Faschismus (1946; dt. 1971) lautet die Überschrift des IX. Kapitels: Masse und Staat. In diesem Kapitel heißt es: „Die im folgenden wiedergegebenen Untersuchungen über die Entwicklung der Sowjetunion wurden zuerst 1935 abgefaßt” (Reich 1986: 194).

14 In der Rubrik Sex-Pol-Bewegung der Zeitschrift heißt es 1935: „Im Laufe des letzten Jahres haben sich in den meisten Ländern Freunde und Genossen der Sexpol gefunden, die allmählich anfangen, ihre Theorie und Praxis in den betreffenden Ländern zu vertreten. Diese Freunde und Genossen kennen einander nicht. Um die Zusammenarbeit in die Wege zu leiten, erscheint in diesem Monat ein Mitteilungsblatt, das an die betreffenden Freunde der Sexpol verschickt wird. Voraussetzung des Empfanges des Mitteilungsblattes ist der erbrachte Beweis, dass die Grundgedanken der Sexpol wirklich erfasst wurden und die Bereitschaft zur praktischen Vertretung der Sexualpolitik vorhanden ist. Anfragen bzgl. des Mitteilungsblattes sind an die Verlagsleitung Kopenhagen, Postbox 827 zu richten” (N. N. 1935 a: 137). Und in der darauf folgenden Ausgabe der Zeitschrift ist unter der Überschrift Mitteilungen der Redaktion zu lesen: „Eine Reihe von Freunden, deren aktives Interesse für Sexpol uns bekannt ist, hat uns auf unsere Anfrage wegen weiteren Bezuges unseres Miteilungsblattes noch nicht geantwortet. Die neue Folge dieses Blattes, das eine Anzahl sehr wichtiger Mitteilungen enthält, kommt in diesen Tagen zum Versand” (N. N. 1935 d: 96). Reichs Anfrage, ob Lisa Jensen das Mitteilungsblatt schon erhalte, erfolgte im Hinblick auf die bevorstehende neue Ausgabe des Mitteilungsblatts (3 / 4, das im Januar 1936 erschienen ist). Darin ist auch eine Passage über die WLSR enthalten.
Im International Institut voor Sociale Geschiedenis in Amsterdam konnten die folgenden Ausgaben des Mitteilungsblatts aufgefunden werden: „Nr. 1 (Oktober 1935), Nr. 2 (November 1935), Nr. 3 / 4 (Januar 1936), Beilage zum Mitteilungsblatt Nr. 3 / 4 (Erfahrungen aus der Reichstagswahl in Dänemark 1935), Nr. 9 (August / September 1936), Nr. 10 (Der Kampf um Spanien, Oktober / November 1936)” (Rothländer 2004: 195a). Das sind alle bisher nachgewiesenen Ausgaben des Mitteilungsblatts (genaue Inhaltsangaben dazu s. www.w-reich.de = Bibliography of Orgonomy finden). Angaben über die Hefte 5, 6, 7 und 8 des Mitteilungsblatts sind nicht vorhanden.

15 Bis hierhin: Abfassung des Briefes mit Schreibmaschine.

16 Handschriftlich.

17 Für Hilfe bei den Recherchearbeiten danke ich Karl Fallend (Wien / Linz), Agnes Katzenbach (Frankfurt a. M.), Bernd A. Laska (Nürnberg) und Dorrit Yde (Kopenhagen).

Dr. B. Nitzschke

Stresemannstr. 28

40210 Düsseldorf

Email: bernd.nitzschke@t-online.de

    >