Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2007; 39(2): 77
DOI: 10.1055/s-2007-968118
Forschung
Neues aus der Onkologie
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Zusammenhang zwischen flavonolreicher Ernährung und Bauchspeicheldrüsenkrebs

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Publication Date:
21 June 2007 (online)

Zusammenhang zwischen flavonolreicher Ernährung und Bauchspeicheldrüsenkrebs

Eine große amerikanische Ernährungs- und Krebsstudie mit 183 518 Teilnehmern zeigt, dass eine flavonolreiche Ernährung helfen könnte, das Bauchspeicheldrüsenkrebs-Risiko zu senken. Flavonole sind sekundäre Pflanzenstoffe, die besonders reichlich in Zwiebeln, Äpfeln, Beeren, Grünkohl und Brokkoli enthalten sind. Die Studienergebnisse wurden im April 2007 anlässlich des Annual Meeting of the American Association for Cancer Research (AACR) 2007 in Los Angeles erstmals vorgestellt (Abstract und Pressekonferenz der AACR).

„Studienteilnehmer, die mit ihrer Nahrung am meisten Flavonole aufnahmen, hatten im Vergleich zu Teilnehmern mit dem geringsten Verzehr ein um 23 Prozent vermindertes Risiko, an Bauspeicheldrüsenkrebs zu erkranken”, kommentierte Studienleiter Dr. Laurence Kolonel vom Cancer Research Center of Hawaii.

„Besonders Raucher profitierten von einer flavonolreichen Ernährung. Raucher, die viele dieser sekundären Pflanzenstoffe mit der Nahrung aufnahmen, konnten ihr Risiko im Vergleich zu Rauchern mit geringem Verzehr sogar um 59 Prozent senken”, sagte Dr. Ute Nöthlings, die die Studie im Rahmen eines längeren Forschungsaufenthalts auf Hawaii durchführte und nun am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke tätig ist.

„Vermutlich sind die Effekte bei Rauchern am stärksten, da diese Gruppe bereits ein erhöhtes Bauchspeicheldrüsenkrebs-Risiko hat”, so Nöthlings, Erstautorin der Studie. Rauchen ist bislang der einzige anerkannte Lebensstilrisikofaktor für Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Die von Kolonel und Nöthlings durchgeführte Studie ist Teilprojekt der großen Multiethnic Cohort Study in Hawaii und Los Angeles. Innerhalb einer Nachbeobachtungszeit von durchschnittlich acht Jahren erkrankten 529 Studienteilnehmer an Bauchspeicheldrüsenkrebs. „Aufgrund der sehr hohen Zahl von Neuerkrankungen hat die Studie zwar eine sehr große statistische Aussagekraft, dennoch reicht diese eine Studie sicher nicht aus, um eine krebspräventive Wirkung von Flavonolen zu belegen”, sagte Nöthlings. „Weitere epidemiologische Studien an anderen Populationen aus anderen geographischen Regionen sind nötig, um diese Ergebnisse wissenschaftlich abzusichern.”

„Auf welchen biologischen Mechanismen die gefundenen Zusammenhänge beruhen, haben wir in unserer Studie nicht untersucht. Allgemein sind krebspräventive Wirkungen von Flavonolen auf verschiedene Eigenschaften zurückgeführt worden: Flavonole inhibieren den Zellzyklus sowie die Zellproliferation und wirken oxidativem Stress entgegen. Zudem sind sie in der Lage, Enzyme des „Entgiftungsstoffwechsels” zu induzieren und einen programmierten Zelltod (Apoptose) auszulösen”, erklärte Nöthlings.

Weitere Informationen:

Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) 

Abteilung Epidemiologie

Arthur-Scheunert-Allee 114-116

D-14558 Nuthetal

URL: http://www.dife.de