Einleitung
Einleitung
Nachdem die Stadt Chemnitz mit ihren Krankenanstalten ab dem Frühjahr 1910 nicht mehr
in der Lage war, kranke Patienten aus den Umlandgemeinden und dem Bezirksverband der
Amtshauptmannschaft Chemnitz aufzunehmen, wurde am 11. 12. 1911 der Bau eines eigenen
Bezirkskrankenhauses beschlossen. In Rabenstein wurde dann für 87 095 Mark ein Areal
von 153 000 m² erworben. Auf diesem wurde in einer ca. einjährigen Bauzeit für 500
000 Mark das Bezirkskrankenhaus für die Stadt Chemnitz erbaut ([Abb. 1]). Am 15. 11. 1913 erfolgte die Inbetriebnahme des Bezirkskrankenhauses mit 100 Betten
und 5 Abteilungen, beschrieben werden u. a. eine Abteilung für Hautkrankheiten im
Dachgeschoss sowie eine Männer- und Frauenabteilung, weiterhin eine Abteilung für
Lungenkranke und eine für Kranke mit Infektionskrankheiten. In den Hauptgeschossen
gab es Krankensäle mit je 13 Betten sowie Ein-, Zwei- und Dreibettzimmer. Die medizinische
Leitung des Bezirkskrankenhauses wurde Herrn Oberarzt Dr. med. Richard Kanold übertragen.
Ihm zur Seite standen zwei Assistenzärzte, sieben Krankenschwestern und zwei Krankenwärter.
Am Montag, den 22. Dezember 1913 fand die feierliche Einweihung in Anwesenheit von
König Friedrich August III. von Sachsen statt. Über die Zeit bis 1950 stehen kaum
Dokumente zur Verfügung. Während des zweiten Weltkrieges gehörte das Krankenhaus Rabenstein
neben seinen Aufgaben bei der Betreuung der Zivilbevölkerung, zum Reservelazarett
I von Chemnitz. Am 16. 4. 1945 wurde das Krankenhaus Rabenstein von amerikanischen
Truppen besetzt, die am 1. 7. 1945 von der Roten Armee abgelöst wurden. Ab dieser
Zeit war das Krankenhaus bis 1948 ein sowjetisches Militärhospital.
Abb. 1 Bezirkskrankenhaus der Amtshauptmannschaft Chemnitz-Rabenstein 1913.
Versorgung der Geschlechtskranken in Chemnitz 1945 - 1948
Versorgung der Geschlechtskranken in Chemnitz 1945 - 1948
Dokumentiert ist auch, dass 1946 der Landrat die Verlegung des Ambulatoriums für Geschlechtskrankheiten
aus den Kellerräumen des DRK-Krankenhauses in eine Baracke anordnete. Dieses erfolgte
aufgrund eines Befehls Nr. 030 der sowjetischen Militäradministration in Deutschland,
der geschaffen worden war, um ab dem 1. 3. 1946 die Behandlung von Geschlechtskrankheiten
zu sichern. Bereits 1945 war wegen der zunehmenden Zahl an Geschlechtskrankheiten
die Meldepflicht eingeführt worden und die Krankenhausbehandlung für die Lues vorgeschrieben.
Im Juli 1946 gab es in Chemnitz 1750 Geschlechtskranke. Über die Versorgung dieser
Patienten im DRK-Krankenhaus Chemnitz-Rabenstein liegen keine Dokumente vor. Beispielhaft
soll aber erwähnt werden, dass damals in Chemnitz ein Krankenhaus am Stadtpark mit
650 Betten, vorwiegend für Haut- und Geschlechtskranke, eingerichtet wurde. In diesem
Krankenhaus gab es u. a. eine Station für grob asoziale Geschlechtskranke, die Tag
und Nacht von einem Volkspolizisten mit Wachhund vor der Tür bewacht wurden. Die Patienten
lagen in 16-Betten-Sälen in Doppelstockbetten auf Strohsäcken. Im Keller dieses Krankenhauses
gab es nur einen Duschraum mit 6 Kabinen. Die Volkspolizei blockierte zu jeder Zeit
regelmäßig ohne Voranmeldung die Vergnügungslokale der Stadt und verlud jeden Lokalbesucher
in Omnibusse, die bereits bereitstanden. Anschließend wurden die Lokalbesucher im
Krankenhaus von der Volkspolizei in Empfang genommen und schließlich untersucht. Durch
diese und auch andere Maßnahmen gelang es die Zahl der Geschlechtskranken drastisch
zu reduzieren. Dadurch konnte sich aus der notdürftig eingerichteten Klinik für Haut-
und Geschlechtskrankheiten im Laufe der Jahre durch Um- und Ausbauarbeiten, Modernisierung
der Arbeitsbereiche und Verbesserung der Aufenthaltsbedingungen für Patienten eine
anerkannte dermatologische Klinik für Chemnitz und Umgebung entwickeln. Im Jahr 1992
wurde die Hautklinik vom Krankenhaus am Stadtpark in der Scheffelstraße an das DRK-Krankenhaus
Chemnitz-Rabenstein übergeleitet.
Umzug der Hautklinik von Stollberg nach Chemnitz-Rabenstein
Umzug der Hautklinik von Stollberg nach Chemnitz-Rabenstein
Im November 1948 wurde das jetzige Kreiskrankenhaus Rabenstein zum Zentralkrankenhaus
der sowjetischen Aktiengesellschaft Wismut, welches von nun an nur Sowjetbürger behandelte.
Auch waren jetzt überwiegend Sowjetbürger als Angestellte tätig. Im März 1957 wurde
das Zentralkrankenhaus aufgelöst und ab dem 16. 5. 1957 vom Gesundheitswesen Wismut
als Bergarbeiterkrankenhaus übernommen. Das Gesundheitswesen Wismut unterstand dem
Gesundheitsministerium der DDR und sollte für die Betreuung kranker deutscher Bergarbeiter
des Uranerzbergbaues im Erzgebirge zuständig sein. Jetzt wurde durch das Krankenhaus
auch wieder zunehmend die Bevölkerung der umliegenden Städte und Gemeinden versorgt.
Dies zeigt sich auch durch die zu diesem Zeitpunkt erfolgte Einrichtung von Kliniken
für Gynäkologie und Geburtshilfe und Kinderheilkunde. 1969 verlor das Bergarbeiterkrankenhaus
Rabenstein auf Beschluss des Betriebsgesundheitswesens Wismut seine Selbstständigkeit
und wurde zusammen mit dem Bergarbeiterkrankenhaus Stollberg in den Medizinischen
Versorgungsbereich (MVB) Karl-Marx-Stadt/Stollberg integriert. Die Folge dieses Zusammenschlusses
war für das Bergarbeiterkrankenhaus Rabenstein der Verlust der Chirurgischen Abteilung
bereits im Jahre 1969. Innerbetriebliche Umstrukturierungen führten 1984/1985 zur
Konzentration der Inneren Medizin im Bergarbeiterkrankenhaus Stollberg und damit zur
Schließung der Inneren Klinik im Bergarbeiterkrankenhaus Rabenstein. Im Gegenzug dazu
wurde die Verlagerung der Hautabteilung des Bergarbeiterkrankenhauses Stollberg, welche
dort seit 1949 existierte, in das Bergarbeiterkrankenhaus Rabenstein vollzogen.
Die Zeit nach der Wende und Überleitung der Hautklinik Stadtpark, Scheffelstraße (Klinikum
Chemnitz)
Die Zeit nach der Wende und Überleitung der Hautklinik Stadtpark, Scheffelstraße (Klinikum
Chemnitz)
Mit der Wende 1989 begann für das Bergarbeiterkrankenhaus Rabenstein eine sehr bewegte
Zeit. Ende 1990 wurde nach Auflösung des Gesundheitswesens Wismut das Krankenhaus
über Nacht für juristisch selbstständig erklärt und war ab Januar 1990 ohne Krankenhausträger.
Durch den Einsatz der damaligen Chefärzte, Herrn Dr. med. Funke und Herrn Dr. med.
Viertel, gelang es, Kontakte zum Deutschen Roten Kreuz, speziell zum Verband der Schwesternschaften
des DRK e. V., zu knüpfen. Im Dezember 1990 wurde die Bereitschaft zur Übernahme des
Bergarbeiterkrankenhauses Rabenstein durch den Verband der Schwesternschaften des
DRK e. V. erklärt.
Am 11. Januar 1991 gab die Stadt Chemnitz schriftlich ihre Zustimmung zur Übernahme
des Krankenhauses in die Trägerschaft des DRK.
In diesem Zusammenhang wurde erörtert, die zum Klinikum Chemnitz (ehemals Bezirkskrankenhaus
Karl-Marx-Stadt) gehörende Hautklinik der Stadt Chemnitz im Krankenhaus Stadtpark
in der Scheffelstraße (Chefarzt: MR Dr. med. Hermann Müller) mit damals 109 Betten
dem Krankenhaus Rabenstein zu übergeben, da ohnehin für das Gebäude Rückübertragungsansprüche
seitens eines Industrieunternehmens erhoben wurden und die Einrichtung als Krankenhaus
nicht mehr zur Verfügung stehen konnte.
Im Ergebnis der Beratung wurde der Standort Rabenstein als Krankenhaus der Regelversorgung
mit den Fachabteilungen Gynäkologie und Geburtshilfe (60 Betten), Kinderheilkunde
(45 Betten), Innere Medizin (60 Betten), Dermatologie (60 Betten) und Chirurgie (50
Betten) sowie einer Krankenpflegeschule mit je 21 Ausbildungsplätzen pro Jahrgang
bestätigt und in den Krankenhausplan des Freistaates Sachsen übernommen. Im Juli 1991
konnte dann nach intensiver Vorbereitungsarbeit die DRK Gemeinnützige Krankenhaus
GmbH Sachsen gegründet werden. Das nunmehrige DRK-Krankenhaus Chemnitz-Rabenstein
war die erste Gesundheitseinrichtung unter dieser freien gemeinnützigen Trägerschaft
in den neuen Bundesländern. Zusätzlich erfolgte auch als ein besonderes Ereignis die
Gründung der Schwesternschaft des DRK Sachsen e. V.
Chefärzte der Hautklinik bis 1994
Chefärzte der Hautklinik bis 1994
Über den Verbleib einer Hautabteilung seit Eröffnung des Rabensteiner Krankenhauses
1913 liegen keine Dokumente vor. In der Zeit nach dem 2. Weltkrieg hat es bis 1984
in diesem Krankenhaus keine Hautabteilung gegeben. Wie bereits erwähnt, befand sich
die Hautabteilung des Betriebsgesundheitswesens Wismut von 1949 bis 1984 im Bergarbeiterkrankenhaus
Stollberg. Chefärzte waren von 1949 bis 1974 Dr. Werner Sturm (1908 bis 1974), welcher
vorher 11 Jahre lang als Oberarzt an der Universitätshautklinik Jena tätig gewesen
war, und ab 1974 Frau MR Hannelore Rennau-Lange. Nach erfolgtem Umzug befand sich
die Dermatologische Abteilung mit 42 Betten ab 1. 1. 1985 im Bergarbeiterkrankenhaus
Rabenstein. Als Chefärztin fungierte weiterhin bis 1994 Frau MR Hannelore Rennau-Lange.
1986 wurde das Dermatologen-Ehepaar Raith von der Hautklinik der Medizinischen Akademie
Erfurt in das Bergarbeiterkrankenhaus eingestellt. Daraufhin wurde als besonderer
Schwerpunkt der Dermatologischen Abteilung zusätzlich ein Chefarztbereich Arbeitsdermatologie
unter Leitung von MR Dr. Ludwig Raith geschaffen. Frau Dr. Margot Raith wurde Oberärztin
und Leiterin der Hautambulanz. Das Ehepaar Raith verließ 1991 Rabenstein und ging
in die Niederlassung.
Nach Übernahme des Krankenhauses in die Trägerschaft des DRK und der Aufnahme in den
Krankenhausplan des Freistaates Sachsen wurde im Oktober 1992 dem Fachgebiet Dermatologie
der gesamte Versorgungsauftrag für Chemnitz und die angrenzenden Landkreise zugesprochen.
Sanierung und Entwicklung der Hautklinik seit 1994
Sanierung und Entwicklung der Hautklinik seit 1994
Am 1. 2. 1994 übernahm Herr Prof. Dr. med. Hans-Jürgen Koch, 1943 in Breslau geboren,
promoviert und habilitiert an der Hautklinik der Universität Jena, als Chefarzt die
Leitung der Hautklinik ([Abb. 2]). Herr Professor Koch war zuvor von 1985 bis 1994 als Chefarzt der Hautklinik des
Bezirkskrankenhauses Plauen tätig. 1998 wurde er Privatdozent an der Universität Leipzig
und 2002 zum außerplanmäßigen Professor an der Medizinischen Fakultät der Universität
Leipzig berufen.
Abb. 2 Professor Dr. med. Hans-Jürgen Koch.
Von 1994 bis 1996 wurde das alte Hauptgebäude des DRK-Krankenhauses einer aufwendigen
Sanierung und Umgestaltung unterzogen. Mit 17 Mio. Mark wurde die Hautklinik als Abteilung
der Schwerpunktversorgung für den Großraum Chemnitz eingerichtet. Unter der Leitung
von Professor Koch war kontinuierlich eine positive Entwicklung der Hautklinik Chemnitz-Rabenstein
zu verzeichnen. Insbesondere der Aufbau einer modernen leistungsfähigen Dermatochirurgie
und Dermatoonkologie als eigener Funktionsbereich ist hervorzuheben. Während seiner
Zeit erfolgte der Einbau von zwei Eingriffsräumen für die operative Dermatologie.
Die Einrichtung eines immunologischen und immunhistologischen Labors sowie die Erweiterung
des allergologischen Labors verbesserten die diagnostischen Möglichkeiten immunologischer
und allergologischer Erkrankungen. Die Fotodiagnostik, Fototherapie, Lasertherapie,
Arbeitsdermatologie und das Begutachtungswesen sowie die pädiatrische Dermatologie
in Kooperation mit der Kinderklinik des Hauses stellten weitere Betreuungsschwerpunkte
dar.
1995 rekonstruierte man die beiden Stationen der Dermatologischen Abteilung im Erdgeschoss
und im Obergeschoss mit je 30 Betten. Hierbei entstanden Ein- bis Vierbettzimmer mit
eigenen Nasszellen. Vorher gab es drei Toiletten für 15 Patienten.
Von 1998 bis 2002 war Herr Professor Dr. Koch zusätzlich als Leitender Chefarzt des
DRK-Krankenhauses Chemnitz-Rabenstein tätig. Stellvertretend für die zahlreichen akademischen
Lehrveranstaltungen und Fortbildungsveranstaltungen, die Herr Professor Dr. Koch organisiert
und geleitet hat, sollen die jährlichen Dreiklinikstagungen der Hautkliniken Plauen,
Zwickau und Chemnitz, die unter seiner Regie turnusgemäß 1998, 2001 und 2004 durchgeführt
wurden, genannt werden. Herr Professor Dr. Koch richtete die 2. Gemeinschaftstagung
der Sächsischen Gesellschaft Dermatologie und des Landesverbandes Sachsen im Berufsverband
der Deutschen Dermatologen im November 1995 in Oberwiesenthal aus.
Über viele Jahre hat sich Herr Professor Dr. Koch als Mitglied in den Vorständen der
Sächsischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie und des Berufsverbandes
der Dermatologen Sachsens sowie als Leiter der Fachkommission Dermatologie und Venerologie
der Landesärztekammer Sachsen um die Akzeptanz und den Bestand in unserem Fachgebiet
in seiner ganzen Breite große Verdienste erworben. Am 8. Oktober 2005 verstarb Herr
Professor Dr. Koch plötzlich und unerwartet im Alter von 62 Jahren.
Anschließend war Herr Dr. med. Jörg Höpner, Facharzt für Dermatologie und Chirurgie
bis zum 31. Juli 2006 kommissarischer Chefarzt der Hautklinik am DRK-Krankenhaus Chemnitz-Rabenstein.
Unter äußerst schwierigen Bedingungen (neben dem kommissarischen Chefarzt standen
kein Oberarzt und lediglich vier Assistenzärzte zur Verfügung) und mit extrem hohem
Engagement gelang es ihm, die Hautklinik in ihrer nahezu gesamten fachlichen Breite
aufrecht zu erhalten. Herrn Dr. Höpner ist insbesondere der weitere Ausbau der Dermatochirurgie
und Dermatoonkologie zu verdanken. Als langjährig erfahrener Facharzt für Chirurgie
und Dermatologie führte er u. a. die Tumeszenzlokalanästhesie, die Vakuumversiegelungstechnik
und Saugkürettage bei Hyperhidrosis axillaris neu in die Hautklinik ein.
Am 1. 8. 2006 übergab Herr Dr. Höpner die Leitung der Hautklinik der Chefärztin Frau
Dr. med. Ingrid Feldmann-Böddeker.