Krankenhaushygiene up2date 2007; 2(3): 233-248
DOI: 10.1055/s-2007-966735
Reinigung, Desinfektion, Sterilisation

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Oberflächen im Krankenhaus: Reinigung und Desinfektion

Armin  Schuster , Markus  Dettenkofer
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Publication Date:
27 September 2007 (online)

Kernaussagen

Evidenz der Flächendesinfektion

Von Böden und generell von Oberflächen in Kliniken darf keine Infektionsgefahr ausgehen. Deshalb müssen alle potenziell infektiösen Kontaminationen sofort durch eine desinfizierende Reinigung entfernt werden. Es konnte bislang wissenschaftlich nicht bewiesen werden, dass eine routinemäßige (z. B. tägliche) Desinfektion von Flächen Infektionsraten senken kann. Trotzdem empfiehlt das Robert Koch-Institut die tägliche Desinfektion nachdrücklich im Sinne eines Expertenkonsenses (IB) für patientennahe Kontaktflächen in besonderen Risikobereichen oder in besonderen (Infektions-)Fällen. Eingeschränkt wird für diese Indikationen auch die Fußbodendesinfektion empfohlen. Die Autoren empfehlen statt einer ausgedehnten Routinedesinfektion ein gezieltes, risikoadaptiertes Vorgehen.

Risiken und Nachteile von Desinfektionsmitteln

Desinfektionsmittel sind mit konkreten Risiken verbunden. Deutlich stärker als durch Reinigungsmittel können sowohl Patienten als auch Mitarbeiter akut gefährdet werden. Relevant sind ebenfalls chronische Risiken wie Allergisierungen oder allgemeine Hautprobleme. Die Desinfektion hat eine insgesamt schlechtere Reinigungsleistung und ein ungünstigeres Kostenprofil als die einfache Reinigung

Beachtung der professionellen Anwendung

Sowohl Reinigungs- als auch Desinfektionsmittel müssen sorgfältig ausgewählt und professionell angewendet werden. Auswahlkriterien liefern Gutachten zur Wirksamkeit, Sicherheitsdatenblätter, technische Merkblätter oder Inhaltsstoffangaben. Neben der Wirksamkeit sind auch die Umwelteigenschaften und Materialschonung von besonderer Bedeutung. Bei der Anwendung muss auf die korrekte Dosierung, den einwandfreien Zustand der Arbeitsmittel und auf konsequenten Arbeits- und insbesondere Hautschutz geachtet werden.

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Dipl.-Biol. Armin Schuster

Universitätsklinikum Freiburg

Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene, Sektion Angewandte Umweltforschung

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