Notfall & Hausarztmedizin 2007; 33(1): 48-49
DOI: 10.1055/s-2007-965854
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) - Rechtzeitige Diagnose und Behandlung wichtig

Further Information

Publication History

Publication Date:
07 March 2007 (online)

 
Table of Contents

Mit schätzungsweise 5 Millionen Patienten in Deutschland stellt die chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD ein großes Gesundheitsproblem mit steigender Tendenz dar. Um die körperliche Belastbarkeit und damit auch die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern, bedarf es einer frühen Diagnose und frühen therapeutischen Intervention. Von der einmal täglichen Inhalation des lang wirksamen Anticholinergikums Tiotropium (Spiriva®) können auch Patienten in frühen Krankheitsstadien (GOLD II) profitieren , so die Daten aktueller Studien [1].

#

COPD wird häufig nicht angemessen wahrgenommen

Die Zahlen der BOLD-Initiative (Burden of Obstructive Lung Disease), die weltweit die Prävalenz der COPD, ihre Risikofaktoren und volkswirtschaftlichen Auswirkungen untersucht, zeigen die weitreichenden Dimensionen der Erkrankung auch in Deutschland [2]:

  • Die COPD-Prävalenz liegt in der Bevölkerung ≥ 40 Jahren bei 14,7% und ≥ 70 Jahren bei 29,7% und ist damit wesentlich höher als bisher angenommen.

  • Frühe COPD-Stadien waren wesentlich häufiger (ca. 14%) als weit fortgeschrittene COPD-Formen (< 1%).

  • Etwa die Hälfte aller in der Studie diagnostizierten COPD-Patienten hatte bis zur Diagnose keine ausgeprägten subjektiven Beschwerden, die COPD blieb damit undiagnostiziert und wurde nicht behandelt.

Trotz dieser Fakten und steigender Morbidität und Mortalität wird die COPD nach wie vor nicht angemessen wahrgenommen und die anfangs nur gering ausgeprägten Hauptsymptome Auswurf, morgendlicher Husten und (Belastungs-) Atemnot ("AHA") oft als Alterserscheinung oder "Raucherhusten" abgetan. Viele COPD-Patienten werden daher als solche erst identifiziert, wenn bereits das Vollbild der Erkrankung vorliegt.

#

Hausärzte bei Frühdiagnose entscheidend

Um rechtzeitig therapeutisch intervenieren zu können, ist die Früherkennung besonders wichtig. Hier ist speziell der Hausarzt gefragt, da er meist den ersten Kontakt mit dem potenziellen COPD-Patienten hat. Im Vordergrund stehen bei COPD-Risikopatienten, also Rauchern oder Ex-Rauchern über 40 Jahre:

  • gezielte anamnestische Fragen zur AHA-Symptomatik

  • körperliche Untersuchung

  • einfache Spirometrie.

Zudem sollte nicht nur bei Männern auf die Frühsymptome einer COPD geachtet werden. Denn im Jahr 2000 starben in den USA erstmals mehr Frauen an den Folgen der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung als Männer [3].

#

Asthma als wichtige Differentialdiagnose

In der Praxis ist die Differentialdiagnose COPD oder Asthma nicht immer ganz einfach. Es sollte jedoch auf alle Fälle eine klare diagnostische Zuordnung angestrebt werden, denn die beiden obstruktiven Atemwegserkrankungen sind zwei pathophysiologisch unterschiedliche Krankheitsbilder mit grundsätzlich unterschiedlichem therapeutischen Vorgehen.

Die Obstruktion der Atemwege bei Asthma bronchiale, das meist schon im Kindesalter auftritt, ist in der Regel nach Gabe von Bronchodilatatoren voll oder gut reversibel. Dagegen ist die COPD durch eine nur teilreversible Obstruktion der Atemwege charakterisiert, die sich meist auf dem Boden eines jahrelangen Nikotinabusus entwickelt. Etwa ab dem 40. Lebensjahr treten die für die COPD typischen Symptome Auswurf, Husten und Atemnot auf.

#

COPD - eine behandelbare Erkrankung

Nach heutigem Wissensstand gilt die COPD keineswegs mehr als behandlungsrefraktär. Je früher die Therapie mit modernen Substanzen einsetzt, desto besser sind die Chancen, den klinischen Verlauf der Erkrankung positiv zu beeinflussen. Demnach steht nicht mehr allein die Verbesserung des FEV1-Werts als Therapieziel im Mittelpunkt, sondern vielmehr auch patientenrelevante Faktoren wie Atemnot, körperliche Belastbarkeit, Exazerbationen und Parameter der gesundheitsbezogenen Lebensqualität.

Zur antiobstruktiven medikamentösen Therapie der COPD empfiehlt die Nationale Versorgungs-Leitlinie COPD bereits ab dem Schweregrad II (FEV1 zwischen 50% und 80% vom Soll) die Dauertherapie mit einem lang wirksamen inhalativen Bronchodilatator [4].

#

Tiotropium auch in frühen Stadien effektiv

Mit Tiotropium steht ein speziell für die pathophysiologischen Besonderheiten der COPD entwickeltes Präparat zur Verfügung. Die Substanz blockiert kompetitiv und lang anhaltend M3-Rezeptoren der glatten Bronchialmuskulatur. Tiotropium ermöglicht mit nur einer Inhalation täglich eine effektive und kausalnahe Bronchodilatation über 24 Stunden. Dass von der Therapie mit dem Anticholinergikum insbesondere auch Patienten mit leichterer COPD profitieren, zeigen die aktuellen Daten einer prospektiven Studie aus Schweden bei 224 Patienten (FEV1/FVC < 0,7, FEV1 nach Inhalation eines Bronchodilatators ≥ 60% entsprechend den schwedischen COPD-Leitlinien) [1]. Die einmal tägliche Inhalation mit Tiotropium 18 µg über zwölf Wochen verbesserte im Vergleich zu Placebo signifikant den FEV1-Wert (AUC 0-2 h ) um 8,4% am Tag 85, der "Trough"-FEV1-Wert stieg um 6% (beide p < 0,0001 vs. Placebo) (Abb. [1]). Die Wirkung konnte bereits eine halbe Stunde nach der ersten Inhalation beobachtet werden und hielt während der 12-wöchigen Studiendauer jeweils über 24 Stunden an. Der Nutzen für Patienten mit leichter Erkrankung entsprach dem bei mittelschwerer bis schwerer COPD, so das Resümee der Autoren.

Zoom Image

Abb. 1 Mittlere Veränderungen des FEV1 unter Therapie mit Tiotropium oder Placebo im Vergleich zum Ausgangswert bei Patienten mit leichterer COPD

Mit freundlicher Unterstützung der Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG und der Pfizer Pharma GmbH.

#

Quellen

#

Quellen

 
Zoom Image

Abb. 1 Mittlere Veränderungen des FEV1 unter Therapie mit Tiotropium oder Placebo im Vergleich zum Ausgangswert bei Patienten mit leichterer COPD