Klin Monbl Augenheilkd 2008; 225(1): 91-95
DOI: 10.1055/s-2007-963433
Klinische Studie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tumoren der ableitenden Tränenwege

Tumours of the Lacrimal PassagesJ. Kroll1 , H. Busse1
  • 1Universitäts-Augenklinik Münster
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Publication History

Eingegangen: 24.5.2007

Angenommen: 13.7.2007

Publication Date:
31 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Tumoren der ableitenden Tränenwege sind eine Seltenheit. Es gibt bereits zahlreiche Übersichtsarbeiten über Tränensacktumoren und Fallbeschreibungen über Tumoren an den verschiedensten Lokalisationen des ableitenden Tränenwegsystems. Es ließ sich jedoch keine Arbeit finden, in der alle Abschnitte des Tränenwegsystems berücksichtigt werden. Ziel dieser Studie war es, anhand der Daten von Patienten der Universitäts-Augenklinik Münster einen Überblick über das Vorkommen von Tumoren im gesamten ableitenden Tränenwegsystem innerhalb eines Betrachtungszeitraums von 10 Jahren zu geben. Material und Methoden: Es wurden retrospektiv die Akten von Patienten mit Tränenwegtumoren, die sich in den Jahren 1992 bis 2002 an der Universitäts-Augenklinik Münster behandeln ließen, hinsichtlich der Art der Tumoren, der Alters- und Geschlechtsverteilung, der Lokalisation, der klinischen Leitsymptome sowie des operativen und Anästhesieverfahrens ausgewertet. Ergebnisse: Insgesamt wurden 75 Tumoren ermittelt. Dabei handelte es sich um 40 benigne, 25 semimaligne und um zehn maligne Tumoren. Bei den benignen Tumoren handelte es sich um 15 Nävuszellnävi, sieben Granulationspolypen, fünf Papillome, zwei invertierte Papillome, vier Zysten, ein Fibrom, eine seborrhoische Keratose, ein Adenom der Schweißdrüsengänge, zwei entzündliche Pseudotumoren und zwei benigne Tumoren ohne histopathologischen Befund. Die semimalignen Tumoren waren ausschließlich Basaliome. Unter den malignen Tumoren fanden sich vier Lymphome, vier Karzinome und zwei maligne Melanome. Hinsichtlich der Lokalisation waren nahezu 85 % der Tumoren im Bereich der oberen Tränenwegabschnitte (Tränenpünktchen und Tränenkanälchen) und somit in einem für jeden Augenarzt sofort sichtbaren Bereich lokalisiert. Hierbei handelte es sich in den meisten Fällen um benigne oder semimaligne Tumoren. In 15 % der Fälle waren die Tumoren in den tiefer gelegenen Abschnitten (Saccus lacrimalis und Ductus nasolacrimalis) zu finden. Diese waren in über der Hälfte der Fälle malignen Ursprungs. Schlussfolgerung: Tumoren der ableitenden Tränenwege sind eine Seltenheit. Nahezu 85 % aller Tumoren befanden sich in einem für jeden Augenarzt sofort sichtbaren Bereich, sprich Tränenpünktchen- und Tränenkanälchenbereich, und lediglich 15 % waren im Bereich der tieferen Abschnitte lokalisiert. Da diese in den tiefer gelegenen Abschnitten gelegenen Tumoren sich meistens durch Epiphora bemerkbar machten, sollte man bei dieser Symptomatik auch an ein malignes Geschehen denken.

Abstract

Background: Tumours of the lacrimal drainage system are rare. There are several surveys and case reports about tumours in different localisations of the lacrimal drainage system. But we could not find any study which considers all localisations of the lacrimal drainage system. The aim of this study is to give a review of the appearance of tumours of the whole lacrimal drainage system seen during 10 years at the university eye clinic in Münster. Materials and Methods: We evaluated retrospectively the files of all patients with tumours in the lacrimal drainage system of the university eye clinic in Münster between 1992 and 2002 considering the dignity and type of tumour, the localisation, the symptoms, operation and the anaesthetic procedure. Results: We could find 75 patients with tumours in the lacrimal drainage system, out of which 40 were benign, 25 semi-malignant and 10 malignant tumours. Among the benign tumours were 15 nevus cell nevi, 7 granulation tissue tumours, 5 papillomas, 4 cysts, 1 fibroma, 1 sebborrhoic keratosis, 1 adenoma of secretory duct, 2 inflammational pseudotumours and 2 benign tumours without histopathologic findings. The semimaligant tumours were exclusively basal cell carcinomas. Among the malignant tumours were 4 lymphomas, 4 carcinomas and 2 malignant melanomas. With regard to the localisation, almost 85 % of all tumours were situated in the upper part of the lacrimal drainage system (upper and lower lacrimal point, upper and lower canaliculus), that means in a location immediately visible for every ophthalmologist. In that site, most of the tumours were of benign or semi-malignant origin. In 15 % of the patients the tumours were located in the lower lacrimal drainage system (lacrimal sac and nasolacrimal duct). More than the half of these tumours were of malignant origin. Conclusion: Tumours of the lacrimal drainage system are rare. Almost 85 % are located in the upper part of the lacrimal drainage system (lower and upper lacrimal point, lower and upper canaliculus) and merely 15 % are located in the lacrimal sac and nasolacrimal duct. These tumours mostly become apparent by symptoms like epiphora. One should be aware of the fact that this symptom can always be masqueraded by a tumour.

Literatur

  • 1 Busse H, Hollwich F. Erkrankungen der ableitenden Tränenwege und ihre Behandlung. Bücherei des Augenarztes H. 74, Beih. Klin Mbl Augenheilk Stuttgart; Enke 1978
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Dr. med. J. Kroll

Universitäts-Augenklinik Münster

Domagkstr. 15

48149 Münster

Email: judithkroll@yahoo.de

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