Balint Journal 2007; 8(2): 54-61
DOI: 10.1055/s-2007-960721
Original

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Lebenslanges Lernen[1]

Life-Long LearningE. R. Petzold1
  • 1Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin, Universitätsklinik der RWTH, Aachen
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Publication Date:
27 June 2007 (online)

Zusammenfassung

Psychische Extremsituationen können unser Leben von Grund auf verändern. Medizinische Hilfe ist mit Hilfe von Empathie und Distanz zu leisten. Die Vorbereitung im Studium ist die Vorbereitung zu einem lebenslangen Lernen. Spiel- und Sprachräume als Räume des Wachsens und Reifens sind auch für den angehenden Mediziner unerlässlich. Für die tagtäglichen Entscheidungen im Beruf müssen wir „Erkennen, was dringend notwenig ist und was bleibend wichtig und beides von einander auch zu unterscheiden lernen”. Ärztliches Handeln wird durch das Hilfsbegehren des Patienten veranlasst. Reflektiert wird es aber auch auf anderen Ebenen. Psychische Extremsituationen sind die Gratwanderung zwischen Empathie und Distanz. Die Entwicklung der Salutogenese aus den psychischen Extremsituationen, für die der Begriff „Holokaust” steht, müssen die Regeln und Richtlinien für die Umsetzung der Ethik in der Medizin mitbestimmen.

Abstract

Psychic extreme situations can radically change our life. Medical care must be given with empathy and with optimal distance. Preparation in the course of medical studies is preparation for life-long learning. Space for playing and space for speaking as spaces for growth and maturation are essential for young doctors. For the day-to-day professional decisions in our work we have “to recognize what is urgently necessary and what has continuing importance, and learn to discriminate one from the other”. Medical procedures are prompted by the patient’s need for help. But they must be considered under other perspectives as well. Psychic extreme situations require walking a tightrope between empathy and distance. The development of Salutogenesis out of psychic extreme situations - for which the Holocaust is paradigmatic - must help determine rules and regulations for converting ethics into practical medical guidelines.

1 Überarbeitung eines Vortrages in Aachen am 15.5.2006 im Rahmen der Ringvorlesung „Ethik in der Medizin”, die seit vielen Jahren von Studenten organisiert wird. (S. auch Anmerkung)
Der Auftrag der einladenden Studenten war ein dreifacher:
Psychische Extremsituationen -
Gratwanderung zwischen Empathie und Distanz im Arzt-Patient-Verhältnis
Wie gut bereitet das Medizinstudium auf diese Situation und auf die ethischen Fragen vor?

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1 Überarbeitung eines Vortrages in Aachen am 15.5.2006 im Rahmen der Ringvorlesung „Ethik in der Medizin”, die seit vielen Jahren von Studenten organisiert wird. (S. auch Anmerkung)
Der Auftrag der einladenden Studenten war ein dreifacher:
Psychische Extremsituationen -
Gratwanderung zwischen Empathie und Distanz im Arzt-Patient-Verhältnis
Wie gut bereitet das Medizinstudium auf diese Situation und auf die ethischen Fragen vor?

Prof. Dr. med. E. R. Petzold

Goethestr. 5

72127 Kusterdingen

Email: erpetzold@gmx.de

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