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DOI: 10.1055/s-2007-1021781
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Certkom - für das Recht auf Schmerzfreiheit in Krankenhaus und Pflegeheim
Publication History
Publication Date:
07 January 2008 (online)

Von dem Projekt „Schmerzfreies Krankenhaus” hat der klinikarzt in seiner früheren Funktion als Organ der Deutschen Gesellschaft für Interdisziplinäre klinische Medizin e.V. verschiedentlich berichtet - denn Schmerzen sind ein wichtiges Thema. Denken Sie zum Beispiel nur daran, dass ein chronisch geplagter Rücken in bis zu 60 % der Fälle nicht von seinen Schmerzen freizubekommen ist. Auch jetzt - nach der Verschmelzung der DGIKM e.V. mit der MEDICA e.V. und als Organ der neu gegründeten MEDICA Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre Medizin e.V. - bleibt die optimale Schmerztherapie daher weiter im Fokus des klinikarzt. Deshalb darf ich Ihnen unseren aktuellen Schwerpunkt dieses Heftes „Wirbelsäule und Rückenschmerzen” besonders ans Herz legen, in dem der Orthopäde Dr. Karsten Dreinhöfer aus Ulm als Gasteditor zusammen mit seinen kompetenten Autoren eindrucksvolle Beispiele auch kausaler Behandlungsmöglichkeiten präsentiert.
Die Aktion „Schmerzfreies Krankenhaus” (wissenschaftliche Leitung: Prof. Christoph Maier, Bochum, Prof. Jürgen Osterbrink, Nürnberg), die wir seit ihrer Initialisierung im Jahr 2002 mit unterstützen, ist natürlich weiter gefasst. Zur Erinnerung: Eines der Ergebnisse ist, dass in Deutschland durchschnittlich 50-60 % aller Krankenhauspatienten an unnötigen (!) Schmerzen leiden. Die Zeit, bis ein Schmerzpatient ein wirksames Medikament erhält, dauert im Mittel über eine halbe Stunde. Mancher bereits so Frustrierte meldet sich erst gar nicht. Andere wiederum wollen nachts die sowieso überlasteten Schwestern schonen oder meinen, dass auch starke Schmerzen irgendwie normal seien und man eben „da durch” müsse. Wir alle sollten wissen, dass dies nicht stimmt. Schmerzfreiheit oder -armut haben unter anderem Vorteile für die Rekonvaleszenz: Nach einer Operation können schmerzfreie Patienten wieder aufstehen, es gibt weniger Komplikationen und weniger Schmerzchronifizierungen.
Für die tägliche klinische Praxis sei hier noch einmal erlaubt, an die systemische Erfassung des Schmerzempfindens zu erinnern: Idealerweise sollten die Patienten mindestens zweimal täglich nach einer Skala von 0-10 (0 = keine Schmerzen, 10 = stärkster Schmerz) die Stärke ihrer Schmerzen angeben. Der Wert wird in eine Schmerzkurve eingetragen. Im Ruhezustand soll er möglichst unter drei liegen.
Bedingung für eine erfolgreiche Behandlung von Schmerzen ist eine enge Kooperation zwischen Ärzten, Pflegenden und weiteren Berufsgruppen. Aus der Aktion „Schmerzfreies Krankenhaus” ist im Frühjahr des letzten Jahres (der klinikarzt berichtete darüber) die Certcom - Gesellschaft für qualifizierte Schmerztherapie e.V. (Präsident: Prof. Michael Zenz, Bochum) hervorgegangen. Eines ihrer Ziele ist die Förderung und Forschung auf dem Gebiet der Schmerztherapie und Palliativmedizin. Dazu entwickelt und überwacht die Gesellschaft Forschungsprojekte sowie wissenschaftlich begründete Konzepte zur Zertifizierung von Krankenhäusern, Altenheimen, Hospizen, Praxiseinrichtungen und Pflegediensten. Certkom hat inzwischen ein standardisiertes Verfahren zur Zertifizierung von Einheiten im Gesundheitswesen bezogen auf eine qualifizierte Schmerztherapie entwickelt.
Der Erfolg gibt unserem Projekt recht. Anlässlich der im November alljährlich in Düsseldorf stattfindenden MEDICA - Weltforum der Medizin, durfte ich zu meiner Freude, zusammen mit den übrigen Vorstandsmitgliedern der Certkom, Zertifikate an 13 deutsche Kliniken vergeben, die ihr Schmerzmanagement unter anderem mit der Hilfe unseres Projekts deutlich verbessert haben - nicht zuletzt ganz im Sinne des interdisziplinären Gedankens unserer Zeitschrift!