Der Klinikarzt 2007; 36(12): 717
DOI: 10.1055/s-2007-1019457
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hohe Qualität bei der Behandlung von Hämophiliepatienten sicherstellen - Rekombinanter Faktor VIII: Wirksamkeit und Sicherheit unter Alltagsbedingungen

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. Januar 2008 (online)

 
Inhaltsübersicht

Bereits kurz nach der Markteinführung von ReFacto® (Moroctocog alfa) im April 1999 startete Wyeth Pharma die erste prospektive Pharmakovigilanz-Untersuchung zu einem Faktor-VIII-Präparat in Deutschland. Ziel dieser nichtinterventionellen Studie ist es, über die Phase der klinischen Prüfung hinaus Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit des rekombinanten Faktor-VIII-Präparats unter Alltagsbedingungen zu erheben, um so langfristig das Nutzen-Risiko-Verhältnis zu überwachen und somit einen hohen Qualitätsstandard in der rFVIII-Therapie sicherzustellen.

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Erste Zwischenauswertung bestätigt bisherige Studiendaten

Die in diesem Jahr veröffentlichten ersten Ergebnisse einer Zwischenauswertung [1] bestätigen die Langzeiteffektivität des ersten von der B-Domäne befreiten rekombinanten Faktor VIII (BDDrFVIII) bei zuvor unbehandelten und behandelten Patienten mit Hämophilie A sowie die Sicherheit in Bezug auf eine Virusübertragung und Inhibitorentwicklung.

Zum Zeitpunkt der Interimsanalyse im August 2004 waren insgesamt 217 Patienten eingeschlossen, davon 16 zuvor unbehandelte und 201 bereits mit einem Faktorpräparat behandelte Patienten aus 38 deutschen und österreichischen Zentren - an universitären Einrichtungen und Kliniken sowie Praxen spezialisierter niedergelasser Fachärzte. 188 davon (86,6 %) hatten eine mittelschwere bis schwere Hämophilie A mit einer Faktor-VIII-Restaktivität von weniger als 2 %.

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Pharmakovigilanzstudie auch zu BeneFIX® geplant

Im Januar 2008 startet Wyeth Pharma eine vergleichbare Pharmakovigilanz-Untersuchung (PV) zu BeneFIX® (Nonacog alfa). Analog zur ReFacto®-PV sollen hier alle Hämophilie-B-Patienten, die mit dem neu formulierten rekombinanten Faktor-IX-Präparat behandelt werden, eingeschlossen werden. Beide Untersuchungen schaffen eine größtmögliche Transparenz hinsichtlich der Wirksamkeit und Sicherheit der beiden rekombinanten Gerinnungsfaktoren und fördern so einen hohen Qualitätsstandard in der Versorgung von Hämophiliepatienten.

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Gute Wirksamkeit - vor allem in der Prophylaxe

In die Auswertung der Wirksamkeit konnten 153 der Hämophiliepatienten einbezogen werden. Insgesamt traten in dem Kollektiv 11,9 Blutungsepisoden pro Patient und Jahr auf. Dabei zeigten sich die Vorteile der prophylaktischen Gabe des rekombinanten Faktor VIII gegenüber der Bedarfsbehandlung (On-Demand) sehr deutlich - ein Ergebnis, das bereits frühere Studien gezeigt hatten.

So erlitten die prophylaktisch behandelten Patienten im Schnitt pro Jahr nur 6,4 Blutungsepisoden. Unter der Bedarfsbehandlung dagegen waren durchschnittlich 22,9 Blutungsepisoden pro Jahr zu verzeichnen. Dementsprechend hatten Patienten, die prophylaktisch mit Moroctocog alfa behandelt wurden, 72 % weniger Blutungen und 78 % weniger Gelenkblutungen als diejenigen unter Bedarfsbehandlung.

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Hohe Zufriedenheit bei Ärzten und Patienten

Grundsätzlich beurteilten sowohl die behandelnden Ärzte als auch die Patienten die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Moroctocog alfa positiv. Die meisten Ärzte (95,3 %) waren mit der Effektivität des rFVIII-Präparats bei der Blutungskontrolle "sehr zufrieden" bis "zufrieden". Im gesamten Verlauf der Studie haben 71,4-92,9 % der behandelnden Ärzte und 70,9-92,3 % der Patienten die Wirksamkeit der Therapie zu allen Untersuchungszeitpunkten mit "sehr gut" bis "gut" bewertet.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen traten im Rahmen dieser Untersuchung, also unter Routinebedingungen, nur selten auf. Dies zeigte sich auch in der Bewertung der Verträglichkeit von Moroctocog alfa: 99 % der Ärzte und 98,5 % der Patienten schätzten diese als "sehr gut" bis "gut" ein.

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Niedrige Inhibitorinzidenz

Eine schwere Komplikation der Hämophilietherapie ist das Auftreten von Inhibitoren: Zirka ein Viertel der zuvor unbehandelten Patienten mit schwerer Hämophilie A entwickeln nach der Gabe von Faktorkonzentraten neutralisierende Antikörper gegen Faktor VIII. In diesem Zusammenhang unterstreichen die auf dem diesjährigen Kongress der "International Society on Thrombosis and Haemostatis" (ISTH) in Genf vorgestellten Ergebnisse der aktualisierten Auswertung [2] die Sicherheit von Moroctocog alfa in der täglichen Praxis. Hier konnten die Daten von 234 Patienten (203 mit schwerer Hämophilie A), die über einen Behandlungszeitraum von mittlerweile sieben Jahren erhoben wurden, ausgewertet werden.

Demnach entwickelten nur sechs der Patienten mit schwerer Hämophilie A (3 %) De-novo-Inhibitoren - genauer gesagt waren es jeweils drei der 16 zuvor unbehandelten (18,7 %) sowie drei der 188 vortherapierten Hämophiliekranken ohne Inhibitoranamnese (1,6 %). Bei je einem der vortherapierten und einem der nicht vorbehandelten Patienten war der Inhibitor dabei niedrigtitrig und blieb klinisch asymptomatisch. Die beiden anderen nichtvorbehandelten Hämophiliepatienten konnten der Hochrisikogruppe zugeordnet werden, da bei ihnen eine Inversion des Intron 22 mit einem kompletten FVIII-Mangel vorlag. In beiden Fällen wurde im Anschluss eine Immuntoleranztherapie erfolgreich durchgeführt.

Corinna Dünges, Eltville

Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Wyeth Pharma GmbH, Münster

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Literatur

  • 01 Pollmann H . et al . Haemophilia. 2007;  13 (2) 131-143
  • 02 Pollmann H . et al . ISTH 2007; Posterpräsentation, P-W-123. 
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Literatur

  • 01 Pollmann H . et al . Haemophilia. 2007;  13 (2) 131-143
  • 02 Pollmann H . et al . ISTH 2007; Posterpräsentation, P-W-123.