Die bisher auf dem Markt angebotenen Wirkstoffe zur Blockade des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems
(RAAS) greifen zu einem relativ späten Zeitpunkt in das System ein, indem sie als
ACE-Hemmer (Angiotensin-converting-Enzym) entweder die Bildung von Angiotensin II
verhindern oder als AT1-Rezeptorblocker (ARB, "Sartane") dessen Wirkung hemmen (Abb. [1]). Dabei blockieren ACE-Hemmer das RAAS nur unvollständig, da Angiotensin II auch
über einen ACE-unabhängigen Stoffwechselweg gebildet werden kann, erläuterte Prof.
Danilo Fliser, Berlin. Sartane wiederum bewirken über einen Rückkopplungsmechanismus
die Erhöhung des Angiotensin-II-Spiegels. Beide Wirkstoffgruppen führen außerdem zu
einer kompensatorischen Steigerung der Plasmareninaktivität (PRA). Dies ist deswegen
von großer Bedeutung, weil eine hohe PRA klinischen Studien zufolge bei Hypertonikern
mit einem deutlich erhöhten Herzinfarktrisiko einhergeht.
Abb. 1 Während ACE-Inhibitoren (ACEI) und AT1-Rezeptorblocker (ARB) das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System relativ spät hemmen,
kontrolliert der Renininhibitor Aliskiren das System direkt am Ursprung, was dem Endorganschutz
zugute kommen kann
Innovatives Wirkprinzip ...
Innovatives Wirkprinzip ...
Eine vielversprechende Alternative zu den bisher eingesetzten RAAS-Hemmern bietet
Aliskiren (Rasilez®). Mit dem Präparat ist erstmals ein oral verfügbarer direkter
Renininhibitor auf dem Markt, der das komplexe RAA-System am Ursprung angreift, erläuterte
Prof. Friedrich Luft, Berlin (Abb. [1]). Dazu bindet der Wirkstoff an das aktive Zentrum des Reninmoleküls und verhindert
so die Spaltung von Angiotensinogen in Angiotensin I. Dadurch wird der erste und geschwindigkeitsbestimmende
Schritt der Renin-Angiotensin-Kaskade gehemmt - das heißt im Gegensatz zu den bisher
eingesetzten RAAS-Inhibitoren kontrolliert Aliskiren das gesamte Reninsystem an seinem
Ausgangspunkt.
Letztlich können so mögliche Auswirkungen einer hohen Angiotensin-II-Konzentration
im Blut wie Hypertonie, Herzinsuffizienz, kardiovaskuläre Ereignisse oder Niereninsuffizienz,
effektiv unterbunden werden. Gleichzeitig senkt der direkte Renininhibitor - anders
als ACE-Inhibitoren oder AT1-Rezeptorblocker - die Plasmareninaktivität.
... in der Praxis bestätigt
... in der Praxis bestätigt
Dass Hypertoniker auch in der Praxis von einer Behandlung mit dem Renininhibitor profitieren,
belegen zahlreiche Studienergebnisse: Demnach senkt Aliskiren den diastolischen und
systolischen Blutdruck sehr effektiv, und zwar sowohl bei Monotherapie, als auch in
Kombination mit ACE-Hemmern, Sartanen, Kalziumkanalblockern oder Thiaziden, wobei
deutliche additive Effekte bei Gabe des direkten Renininhibitors auftraten [1], [2], [3], [4], [5], [6].
Aber nicht nur Hypertonikern, sondern auch Patienten mit starker Herzschädigung kommt
die Behandlung mit Aliskiren zugute, wie die kürzlich beendete ALOFT[1]-Studie zeigt, die Prof. Teut Risler, Tübingen, vorstellte. In deren Rahmen wurden
302 Patienten, die unter einer stabilen Herzinsuffizienz litten, entweder mit Aliskiren
(150 mg/Tag) behandelt oder erhielten Placebo. Zusätzlich setzten die Ärzte die Standardtherapie
gegen Herzinsuffizienz fort, die in der Regel aus ACE-Inhibitoren oder Sartanen plus
Betablockern besteht.
Nach zwölf Wochen war der BNP-Wert (B-Typ natriuretisches Peptid) - Indikator für
den Schweregrad der Herzinsuffizienz - unter dem direkten Renininhibitor um 61 pg/ml
gesunken gegenüber 12 pg/ml bei alleiniger Standardtherapie. Auch der Spiegel des
N-terminalen BNP - ebenfalls ein wichtiger Herzinsuffizienzmarker - war deutlich niedriger
als in der Placebogruppe, ebenso wie die Plasmareninaktivität und die Aldosteronkonzentrationen
in Plasma und Urin. Die Behandlung wurde dabei gut vertragen: Lediglich 4,5% der Patienten
brachen die Studie wegen Nebenwirkungen vorzeitig ab gegenüber 2,7% unter Placebo.
Weitere Untersuchungen zum organprotektiven Potenzial
Weitere Untersuchungen zum organprotektiven Potenzial
Mit Aliskiren steht dem Arzt ein Medikament für eine effektive und verträgliche Behandlung
von Bluthochdruck zur Verfügung, wobei die Kombination mit anderen Antihypertensiva
problemlos möglich ist.
Weitere mögliche organprotektive Effekte von Aliskiren werden derzeit im Rahmen des
"ASPIRE HIGHER"-Programms untersucht, das neben ALOFT eine Reihe weiterer Studien
umfasst: So wurden die Ergebnisse der AVOID[2]-Studie an Diabetikern mit Proteinurie Anfang November 2007 vorgestellt. Die ALLAY[3]-Studie untersucht den langfristigen Einfluss von Aliskiren auf Patienten mit linksventrikulärer
Hypertrophie. Hier sind erste Ergebnisse Anfang 2008 zu erwarten. Weitere Studien
sind bereits angelaufen oder in Planung.
Stefan Oetzel, Tübingen
Quelle: Symposium "Direkte Renin-Inhibition - ein neuer Ansatz zur Behandlung der
Hypertonie" im Rahmen des 38. Kongresses der Gesellschaft für Nephrologie (GfN), veranstaltet
von der Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Novartis Pharma GmbH, Nürnberg