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DOI: 10.1055/s-2006-958822
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Abschiedssymposium von Prof. Markus Gastpar - Qualitätssicherung ist unverzichtbar
Publication History
Publication Date:
22 January 2007 (online)
Zum Abschied von Prof. Markus Gastpar als leitendem Arzt der Rheinischen Kliniken Essen und Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, der im Dezember an die Fliedner-Klinik Berlin wechselt, fand im Auditorium Maximus am 22.-23.10.06 ein hochkarätiges Symposium statt. Prof. Wolfgang Gaebel, Düsseldorf, diskutierte zu Beginn die Qualitätssicherung. Weitere Themen, über die wir in den folgenden Ausgaben berichten werden, spannten den Bogen von den Grundlagen der Depression, der Zukunft der Psychotherapie bis zum Nutzen der Genetik in der Psychiatrie.
#Benchmarking und Qualitätssicherung - ein notwendiges Übel?
"Ist sie notwendig oder ist sie nur von Übel?", fragte Prof. Wolfgang Gaebel, Düsseldorf. Nach § 70 des Sozialgesetzbuches V gilt, dass "die Krankenkassen und die Leistungserbringer (...) eine bedarfsgerechte und gleichmäßige, dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse entsprechende Versorgung der Versicherten zu gewährleisten (haben). Die Versorgung der Versicherten muss ausreichend und zweckmäßig sein, darf das Maß des Notwendigen nicht überschreiten und muss in der fachlich gebotenen Qualität sowie wirtschaftlich erbracht werden. Danach müssen die Leistungserbringer die Qualität der von ihnen erbrachten Leistungen sichern und weiterentwickeln. Auch Fachärzte haben mittlerweile Fortbildungspflichten. Seit letztem Jahr müssen die zugelassenen Krankenhäuser einen Qualitätsbericht veröffentlichen. Was ist Qualität? Qualität hat etwas mit einem Sollwert zu tun. Daran sind nicht nur der Arzt, sondern auch Patienten und Angehörige beteiligt. Im Kern stehen Normen, Erfahrungen und empirische Evidenz. Um die Qualität weiter zu verbessern, brauchen wir bestimmte Maßnahmen und Indikatoren, d.h. gut messbare Parameter, die u.a. unerwünschte Ereignisse vorhersagen. In diesem Kontext ist auch der Begriff Benchmarking eingebettet, d.h. lernen von den Besten. Qualität und Arbeitsprozesse müssen kontinuierlich überprüft, gegebenenfalls verändert und verbessert werden. Leitlinien spielen in diesem Kontext eine wichtige Rolle. Sie sind systematische Statements, die dem Behandler und dem Patienten helfen sollen. Immer noch ist die stationäre Versorgung jedoch gekennzeichnet durch mangelnde Leitlinienbefolgung. Eine Leitlinienbefolgung kann aber dazu beitragen, Kosten zu sparen und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern z.B. durch die gezielte Behandlung diagnostizierbarer sekundärer Depressionen Dietrich et al. haben 2005 z.B. für depressive Erkrankungen gezeigt, dass eine leitliniengerechte Arzneimitteltherapie die direkten Kosten der Behandlung erhöhen würde. Die Gesamtkosten könnten sich dagegen bei leitliniengestütztem Vorgehen reduzieren. Die Autoren schlossen, "Sie (die erhöhten Kosten) sollten, vor dem Hintergrund künftig ersparter Folgekosten für nicht oder nur unzureichend behandelte Patienten als notwendige und lohnende Investition in die Zukunft betrachtet werden."
"Qualitätssicherung ist heute auch in der Psychiatrie unverzichtbar. Qualitätsindikatoren und leitlinienorientierte Sollvorgaben sind die Voraussetzung für qualitätssichernde und verbessernde Maßnahmen. Prozessorientiertes Benchmarking stellt eine sinnvolle Ergänzung bei der Problemanalyse und Sollwertfestsetzung dar. Verbessbesserungen von Strukturen und Prozessen sind die Voraussetzungen eines optimierten Behandlungsoutcome. Nachweise zum Einfluss auf die Ergebnisqualität sowie zur Kostennutzenrelation von Qualitätsmanagement müssen allerdings noch vermehrt geführt werden. Der durch Qualitätsmanagement bedingte Ressourcenaufwand muss in sinnvoller Relation zu den Ergebnissen stehen. Unter den zunehmend schwierigeren gesundheitspolitischen Beschränkungen müssen wir uns überlegen, was wir besser machen können oder die schlechten werden auf der Strecke bleiben."