psychoneuro 2006; 32(12): 563
DOI: 10.1055/s-2006-958815
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Wirkungen von kostengünstigen Verstärkern - Beikonsumverhalten in der Methadonsubstitution

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Publication Date:
22 January 2007 (online)

 
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Frage: Erhöhen kostengünstige Verstärker in der Methadonsubstitution verglichen mit dem herkömmlichen Setting die Zahl der negativen Suchtmittelkontrollen auf Stimulanzien und Alkohol und verlängern sie die Abstinenz von diesen Suchtmitteln?

Einschlusskriterien:

  • ≥ 30 Tage in Methadonsubstitution

  • pos. Urinkontrolle auf Stimulanzien binnen 2 Wochen nach Studienbeginn

  • Bestehen eines informativen Einverständnis-Quiz (= 80%)

Ausschlusskriterien:

  • > 1095 Tage in Methadonsubstitution

  • Probleme mit Glücksspiel

Studiendesign: Randomisiert kontrollierte Studie

Studienort: Patienten in 6 Methadonambulanzen in USA

Intervention: Studiendauer 12 Wochen, Follow-ups nach 1, 3, 6 Monaten.

198 Patienten in der Verstärkergruppe: 2x/Woche Urin- und Alkoholkontrollen. Für jeden negativen Suchtmittelnachweis wird Los gezogen (250 x "Good Job", 209 x "Small"=1$, 40 x "Large" = 20$, 1 x "Jumbo"= 80-100$). Additive Steigerung um 1 Los/Woche bei negativen Testung auf Stimulanzien/Alkohol. Bei pos. Suchtmittelkontrolle/unentschuldigtem Fehlen wird Steigerung zurückgesetzt. Bei negativem Opiatbefund 2 Bonus-Lose/Woche.

190 Patienten in der Vergleichsgruppe: Verbales Feedback auf Ergebnisse der Suchtmittelkontollen.

Outcome: Anzahl der Personen während Studienlaufzeit, definiert als Anzahl der Tage zwischen erster und letzter abgegebener Suchtmittelkontrolle.

Anteil der Personen an Studien-Teilnahme, definiert als Prozentsatz der Teilnehmer, die mind. 1 Urinkontrolle/Studienwoche abgaben.

Anzahl der Personen an Behandlungs-Teilnahme, definiert als Gesamtzahl von Beratungsgesprächen während der 12wöchigen Studiendauer.

Anteil/Anzahl der neg. bzw. pos. Suchtmittelkontrollen, definiert als Prozentsatz/Gesamtzahl an neg. Suchtmittelkontrollen in Bezug auf Stimulanzien und Alkohol bzw. Prozentsatz an pos. Suchtmittelkontrollen in Bezug auf alle untersuchten Drogen.

Längste Zeit der Abstinenz, definiert als Anzahl aufeinander folgender neg. Kontrollen auf Stimulanzien und Alkohol.

Resultate: Die Haltequote nach 12 Wochen betrug 67,1% in der Verstärkergruppe und 64,8% in der Vergleichsgruppe.

Während der 12-wöchigen Studiendauer wurden von den Teilnehmern aus der Verstärkergruppe durchschnittlich 15,5 und von denen aus der Vergleichsgruppe 14,1 Urinkontrollen abgegeben.

Teilnehmer aus der Verstärkergruppe nahmen im Durchschnitt 8,6 Gesprächstermine, die aus der Vergleichsgruppe 10,3 Termine in den 12 Wochen wahr.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Teilnehmer aus der Verstärkergruppe eine negative Suchtmittelkontrolle auf Stimulanzien und Alkohol vorlegten, war gegenüber der Vergleichsgruppe signifikant erhöht.

Beim Follow-up nach 6 Monaten gab es keinen statistisch signifikanten Unterschied im Hinblick auf den Prozentsatz an abgegebenen negativen Suchtmittelkontrollen auf Stimulanzien und Alkohol (Verstärkergruppe 37,5% vs. Vergleichsgruppe 35,9%).

Die Wahrscheinlichkeit, dass Teilnehmer aus der Verstärkergruppe eine negative Suchtmittelkontrolle auf Opiate vorlegten, war gegenüber der Vergleichsgruppe signifikant erhöht (Verstärkergruppe 71,4% vs. Vergleichsgruppe 62,4%).

Die durchschnittliche Anzahl an aufeinander folgenden neg. Suchtmittelkontrollen betrug in der Verstärkergruppe 5,5 vs. 2,3 in der der Vergleichsgruppe.

Die Chancen > 4, > 8 und 12 Wochen abstinent zu bleiben, waren in der Verstärkergruppe gegenüber der Vergleichsgruppe um das 3-fache, 9-fache und 11-fache erhöht.

Die durchschnittl. Gesamtkosten betrugen $120/ Teilnehmer ($1,42 Tageskosten/Teilnehmer).

Kommentar: Die kostengünstigen Verstärker verdoppeln die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten in Methadonsubstitutionsprogrammen neg. Suchtmittelkontrollen auf Stimulanzien und Alkohol abgeben.

Der Prozentsatz an Teilnehmern, die 4 Wochen oder länger abstinent von Stimulanzien waren, stieg um das 3fache oder mehr an.

Die Ergebnisse dieser Studie stimmten mit Beobachtungen aus vorhergehenden Untersuchungen überein.

Die Verstärker haben zusätzlich einen positiven Effekt auf den Opiat-Beikonsum.

Es zeigte sich kein Effekt der Verstärker auf die Behandlungs-Teilnahme.

Die Verallgemeinerbarkeit und Stabilität der Ergebnisse stützt sich auf eine große Fallzahl sowie die Diversität der Stichprobe.

Frau Dr. Natali Kirstein, Rheinische Kliniken Essen

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Literatur

  • 01 Peirce JM . et al . Effects of Lower-Cost Incentives on Stimulant Abstinence in Methadone Maintenance Treatment. A National Drug Abuse Treatment Clinical Trials Network Study.  Archives of General Psychiatry. 2006;  63(2) 201-8
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Literatur

  • 01 Peirce JM . et al . Effects of Lower-Cost Incentives on Stimulant Abstinence in Methadone Maintenance Treatment. A National Drug Abuse Treatment Clinical Trials Network Study.  Archives of General Psychiatry. 2006;  63(2) 201-8