psychoneuro 2006; 32(11): 518
DOI: 10.1055/s-2006-957001
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Langzeitdaten bestätigen gute Wirksamkeit - Zonisamid in der Kombinationstherapie der fokalen Epilepsien

Further Information

Publication History

Publication Date:
12 December 2006 (online)

 
Table of Contents

Zugelassen zur Behandlung fokaler epileptischer Anfälle mit und ohne sekundäre Generalisierung bei Erwachsenen, lagen für Zonisamid bereits zu seiner Einführung in Deutschland umfangreiche Daten zu Sicherheit und Verträglichkeit vor. Denn das Antiepileptikum wurde bereits 1989 in Japan und 2000 in den USA eingeführt. Damit verfügte es nicht nur über eine dokumentierte Wirksamkeit aus den klinischen Studien, sondern hatte international bereits seine Wirksamkeit auch im klinischen Alltag unter Beweis gestellt.

Die Erfahrungen des Deutsch-Österreichisch-Schweizer (DACH)-Arbeitskreises Epilepsie, belegt durch Daten aus den Epilepsiezentren Kehl-Kork und Erlangen, bestätigen die hohe Wirksamkeit des Medikamentes [1]. Selbst bei hochrefraktärer Patientenpopulation, "einer schweren Hürde für neue Substanzen", wie Prof. Bernhard Steinhoff, Epilepsiezentrum Kehl-Kork, auf der DACH-Tagung des Arbeitskreises anmerkte, führte die Verordnung von Zonisamid als Zusatztherapie bei fokalen Anfällen zu Anfallsreduktion.

Bei langsamer Aufdosierung, optimal gewählter Tagesdosierung und dem Vorteil eines geringen Interaktionspotenzials ist es hoch wirksam und gut verträglich. Auf Grund der langen Halbwertszeit von ca. 60 Stunden kann Zonisamid bei konstanter Dosis als Einmal- oder Zweimalgabe verordnet werden.

#

Multiple pharmakodynamische Mechanismen lassen breite Wirksamkeit vermuten

Zonisamid, ein Benzisoxazolderivat, das chemisch mit anderen Antiepileptika nicht verwandt ist, besitzt multiple pharmakodynamische Effekte: Neben der Blockade spannungsabhängiger Kalziumkanäle vom T-Typ und spannungsabhängiger Natriumkanäle blockiert es die durch Kalium ausgelöste Glutamatantwort, reduziert glutamatvermittelte synaptische Exzitation sowie die vermehrte Freisetzung von gamma-Aminobuttersäure. Diese multiplen Effekte deuten auf ein Antiepileptikum mit breitem Wirkspektrum hin. In mehreren Tiermodellen schien es als Breitspektrum-Antiepileptikum wirksam zu sein. Das Integrieren von Zonisamid in eine Add-on-Therapie wird durch sein geringes Interaktionspotenzial deutlich erleichtert. In-vitro-Studien mit humanen Lebermikrosomen zeigen keine oder nur eine geringfügige (< 25%) Inhibition von Cytochrom-P-450-Isoenzymen. Die Substanz beeinflusst weder die eigene Metabolisierung durch Autoinduktion noch gibt es klinisch relevante pharmakologische Auswirkungen auf andere Antiepileptika wie Carbamazepin, Lamotrigin, Phenytoin und Valproinsäure. Auch eine Beeinflussung hormoneller Kontrazeptiva wurde in klinischen Studien nicht beobachtet.

#

Langzeittherapie

Daten belegen, dass Zonisamid als Zusatztherapie in einer Dosierung von 500 mg/d bei Patienten, die nur ein weiteres Antiepileptikum erhielten, Responderraten bis über 60% erzielte [2]. Sowohl 300 mg/d als auch 500 mg/d Zonisamid erzielten eine deutliche, dosisabhängige Reduktion fokaler Anfälle. Steinhoff bestätigte, dass die Behandlung bei Erwachsenen zufriedenstellend vertragen wird, wobei Nebenwirkungen meistens zentralnervöse Störwirkungen und eine Gewichtsabnahme betreffen. Durch allmählich Aufdosierung über zwei bis vier Wochen kann die Verträglichkeit deutlich verbessert und die Nebenwirkungshäufigkeit reduziert werden. Die mitunter beobachtete Abnahme an Körpergewicht kann bei übergewichtigen Patienten durchaus nützlich sein und stabilisiert sich i.d.R. bei max. 10% des Gewichts.

Die Wirksamkeit von Zonisamid wurde in den Zulassungsstudien gut dokumentiert, bestätigte Prof. Martha Feucht, Wien. Jedoch sind diese Studien oft zu kurz, um verlässliche Aussagen zur Effizienz des Medikamentes in der Langzeitbehandlung zu treffen. Letztendlich sind Epilepsien chronische Erkrankungen und die Vorteile eines Medikamentes für den Patienten in Bezug auf Wirksamkeit und Sicherheit müssen sich in Langzeitstudien beweisen.

In einer Metaanalyse [3] wurde der klinische Nutzen von Zonisamid in Bezug auf die Langzeitbehandlung an 513 Patienten untersucht. In die Auswertung flossen Daten aus 7 klinischen Studien ein. "Die starke Wirksamkeit bei fokalen Anfällen blieb in den untersuchten Populationen erhalten oder stieg im Langzeiteinsatz tendenziell", kommentierte Feucht die Daten. Weiterhin wurden in den kontrollierten und offenen Studien mit dem Langzeiteinsatz keine neuen unerwünschten Ereignisse assoziiert.

#

Fazit

Schlussfolgerung aus den Zulassungsstudien, den offenen Studien und den klinischen Alltagserfahrungen: Mit Zonisamid (Zonegran®) steht seit Mitte Juni 2005 ein weiteres Antikonvulsivum für die Kombinationstherapie erwachsener Patienten mit fokalen epileptischen Anfällen mit und ohne sekundäre Generalisierung zur Verfügung. Die Substanz mit geringem Interaktionspotenzial wird bei langsamer Aufdosierung gut vertragen und ist hoch wirksam. Zonisamid ist im Begriff sich als gut wirksame und steuerbare Therapieoption in der Behandlung fokaler Epilepsien etablieren.

#

Quellen

  • 01 Symposium Zonegran®: Evidenz-basierte Daten und persönliche Erfahrungen, Dachtagung des Arbeitskreises Epilepsie, 17.09.06, veranstaltet von der Firma Eisai. 
  • 02 Mayer t . et al . Efficacy and safety of zonisamide as an adjunctive therapy for partial epilepsy uncontrolled with one antiepileptic drug. 15 th Annual Meeting of the European Neurological Society, Vienna 2005. 
  • 03 French JA . Long-term Zonisamide therapy does not cause tachyphylaxis. 59th Annual Meeting of the American Epilepsy Society, Washington 2005. 
#

Quellen

  • 01 Symposium Zonegran®: Evidenz-basierte Daten und persönliche Erfahrungen, Dachtagung des Arbeitskreises Epilepsie, 17.09.06, veranstaltet von der Firma Eisai. 
  • 02 Mayer t . et al . Efficacy and safety of zonisamide as an adjunctive therapy for partial epilepsy uncontrolled with one antiepileptic drug. 15 th Annual Meeting of the European Neurological Society, Vienna 2005. 
  • 03 French JA . Long-term Zonisamide therapy does not cause tachyphylaxis. 59th Annual Meeting of the American Epilepsy Society, Washington 2005.