Seit dem 2. Oktober 2006 ist ein neues, innovatives Medikament erhältlich, das die
Schmerztherapie für Arzt und Patient deutlich vereinfacht. Mit der fixen Wirkstoffkombination
Oxycodon und Naloxon in retardierter Form gelingt es, den gewünschten analgetischen
Effekt von Oxycodon zu bewahren, die Entstehung einer opioid-induzierten Obstipation
aber zu verhindern beziehungsweise deutlich zu reduzieren. Damit steht zum ersten
Mal ein Präparat gegen starke Schmerzen zur Verfügung, das zugleich kausal an den
Ursachen der opioid-bedingten gastrointestinalen Störungen ansetzt. Der therapeutische
Nutzen für den Patienten wurde vom BfArM so hoch eingeschätzt, dass die Zulassung
für Targin® im Fast-Track-Verfahren erteilt wurde.
Obstipation als häufigste Nebenwirkung der Opioidtherapie
Die opioid-bedingte Obstipation beeinträchtigt die Lebensqualität Betroffener massiv,
betonte Dr. Gerhard Müller-Schwefe, Göppingen. Die Opioidbindung an die Rezeptoren
des Plexus submucosus und Plexus myentericus im Magen-Darm-Trakt bewirkt eine verstärkte
Kontraktion der Ringmuskulatur, eine Erschlaffung der Längskontraktion des Darms und
damit Spasmen wie auch Obstipation. Gleichzeitig wird die gastrointestinale Sekretionsleistung
reduziert. Das Ergebnis ist eine massive Trägheit des Darms mit Verlangsamung der
Darmpassage, inkompletter Stuhlentleerung, Blähungen und Krämpfen, Reflux, sauerem
Aufstoßen, Darmgeräuschen und unkontrollierbarer Stuhlentleerung. Die zur Behandlung
der opioid-induzierten Obstipation zur Verfügung stehenden Therapieoptionen verursachen
ihrerseits Nebenwirkungen, die zusätzlich Schmerzen bereiten, zum Beispiel Darmspasmen,
Krämpfe, Blähungen und wechselnde Durchfälle.
Eine Querschnittsbefragung von 13000 Patienten in Deutschland (DSL-Survey 2005, Deutsche
Schmerzliga) ermittelte 4613 Patienten, die eine Monotherapie mit stark wirksamen
Opioiden erhielten. Alle wurden zur Verträglichkeit der Opioide befragt. Das mediane
Alter betrug 55 Jahre, 88% von ihnen litten unter nicht tumorbedingten Schmerzen.
Mäßig bis extreme Beeinträchtigungen hatten 55% hinsichtlich des Stuhlverhaltens,
knapp 50% litten unter Bauchschmerzen, 30% unter Koliken/Krämpfen, 80% unter Obstipation,
65% waren in ihrem Schlafverhalten beeinträchtigt. 55 bis 65% gaben an, bei Beruf
und Haushalt, sozialen Kontakten, Stimmung und Lebensfreude sowie globaler Lebensqualität
mäßig bis extrem beeinträchtigt zu sein, berichtete PD Dr. Michael Überall, Nürnberg.
Überall zeigte, dass der Anteil extremer Obstipationsbeschwerden ohne vorbeugende
Gegenmaßnahmen bei etwa 35% und unter vorbeugenden Gegenmaßnahmen bei 1% lag. Er schlussfolgerte:
Wer unter einer Opioid-induzierten Obstipation leidet und nicht initial begleittherapiert
wird, hat keine Chancen auf die Beseitigung der Obstipation, sondern allenfalls auf
deren Linderung.
Kombination von Oxycodon und Naloxon
Targin® setzt kausal an den Ursachen der opioid-bedingten gastrointestinalen Störungen
an. Das oral gegebene Naloxon wirkt an Opioidrezeptoren des Magen-Darm-Traktes, gelangt
unmittelbar nach der Resorption über die Pfortader in die Leber und wird hier fast
komplett abgebaut (> 97% im First Pass). Damit wirkt Naloxon prähepatisch peripher
(2p) und gelangt nicht in das zentrale Nervensystem. Dagegen gelangt Oxycodon nach
der Passage der Leber über den Blutkreislauf in das Nervensystem und entfaltet dort
seine volle analgetische Wirkung, erklärte Müller-Schwefe.
Das Präparat eignet sich für Patienten mit starken und sehr starken Schmerzen: opioid-naive
Patienten, Patienten mit opioid-bedingten Magen-Darm-Problemen und Patienten mit unzureichender
Analgesie. In Studien hat sich als optimales Verhältnis Oxycodon zu Naloxon 2:1 herauskristallisiert
(Abb. [1]). Durch den Wegfall sonst notwendiger Laxantien werden nicht nur zusätzliche Kosten
eingespart (jährlich 750 bis 1500 Euro/Patient), auch die Therapie wird wesentlich
vereinfacht.
Patienten bewerten die Kombination von Naloxon und Oxycodon wirksamer als die Monotherapie
mit Oxycodon
Bettina Baierl, Berlin
Quelle: Einführungspressekonferenz: "Targin": Die intelligente Schmerztherapie", September
2006 in Berlin. Veranstalter: Mundipharma GmbH, Limburg/Lahn.