Thorac Cardiovasc Surg 2007; 55(5): 279-283
DOI: 10.1055/s-2006-955870
History

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die extrakorporale Zirkulation: Historische Aspekte der Entwicklung - Teil I

A. Rukosujew1 , M. Fugmann1 , H. H. Scheld1
  • 1Department of Thoracic and Cardiovascular Surgery, University Hospital Münster, Germany
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Publication History

eingereicht 25. Oktober 2006

Publication Date:
16 July 2007 (online)

Am 2. September 1952 führte J. Lewis die erste Operation am offenen Herzen in Hypothermie und inflow occlusion durch. Er verschloss einen Vorhofseptumdefekt am blutleeren Herzen [[3]]. Die Hypothermie gab den Chirurgen die Möglichkeit, eine Operation im Inneren des Herzens durchzuführen, hatte aber einen wesentlichen Nachteil - die Zeitbegrenzung. 1953 war das Geburtsjahr der modernen Herzchirurgie als J. Gibbon zum Verschluss eines Vorhofseptumdefektes die extrakorporale Zirkulation verwendete [[2]].

J. Gibbon, der seit 1937 seine Pionierarbeit zur Behandlung der Lungenembolie vorbereitete, gilt weltweit als Gründer der Ära der extrakorporalen Zirkulation (EKZ). Er war der Erste, der einen Oxygenator entwickelte und die Herz-Lungen-Maschine beim Menschen zur Korrektur von Herzfehlern eingesetzt hatte. Heutzutage weiß man jedoch, dass noch in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts S. S. Brukhonenko in Russland sein eigenes Modell einer Herz-Lungen-Maschine entwickelt hat, welches er „Autojektor“ nannte. Sein Apparat für die EKZ bestand aus einer Pumpe, die das venöse Blut durch die isolierte Lunge führte und einer weiteren Pumpe, die den zerebralen bzw. Körperkreislauf eines Tieres gewährleistete. Zusammen mit seinem Kollegen N. Terebinskij führte der Wissenschaftler eine Reihe von Experimenten mit Herstellung eines Mitralvitiums am Hund und nachfolgender Korrektur desselben unter Verwendung seines Autojektors erfolgreich durch [[1]].

Im Jahr 1960 schrieb D. Melrose, der Gründer der kardioplegischen Myokardprotektion: “It is perhaps difficult to decide the beginning of this development, but it is generally accepted that the pioneer work of J. H. Gibbon Jnr. in Philadelphia in 1937 (Gibbon, 1937) should be so regarded though S. S. Brukhonenko in Moscow has also claims to be the father of the heart-lung machine (Brukhonenko, 1929)” [[4]].

Es ist nicht selten in der Geschichte, dass die Urheberschaft, sei es in der Kunst oder Literatur, aber auch in der Wissenschaft, erst viele Jahre später nicht mehr in Abrede gestellt wird. Mit dieser sprachgetreuen Übersetzung einer Publikation von S. S. Brukhonenko aus 1928, welche der technischen Ausrüstung und dem Funktionsprinzip der ersten Herz-Lungen-Maschine mit autogener Oxygenierung gewidmet ist, möchten wir seine Verdienste um die Entwicklung der extrakorporalen Zirkulation und somit auch der Herzchirurgie würdigen. An dieser Stelle möchten wir darauf hinweisen, dass die physiologischen Aspekte der extrakorporalen Zirkulation (eine gemeinsame Arbeit von S. S. Brukhonenko und S. I. Tschetschulin) als Teil II in einer weiteren Übersetzung folgen soll.

Literatur

  • 1 Bokeria L A. [Vorlesungen zur Herz- und Gefäßchirurgie]. Moskau; Verlag des Wissenschaftlichen AN Bakulew Zentrums f. Herz- und Gefäßchirurgie 1999
  • 2 Gibbon Jr J H. Application of a mechanical heart and lung apparatus to cardiac surgery.  Minnesota Med. 1954;  37 171-185
  • 3 Lewis F J, Taufic M, Varco R L, Niazi S. The surgical anatomy of atrial septal defects: experiences with repair under direct vision.  Ann Surg. 1955;  142 401-417
  • 4 Melrose D. Extracorporeal circulation in the surgery of the heart and great vessels. Modern Trends in Cardiac Surgery. London; H.R.S. Harley 1960: 258-272

Dr. med. A. Rukosujew

Department of Thoracic and Cardiovascular Surgery
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