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DOI: 10.1055/s-2006-955072
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
M. Parkinson -Ganzheitliche Behandlung
Publication History
Publication Date:
11 October 2006 (online)
Ende Juni 2006 hat das britische National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE, das Pendant zum deutschen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen IQWIG) nationale klinische Leitlinien für die Diagnose und das Management in der primären und sekundären Versorgung des idiopathischen Parkinson-Syndroms herausgegeben (www.nice.org.uk/CG035NICEguideline). Die Leitlinien zu der Versorgung von Parkinsonpatienten sind in einem beeindruckenden Packet in verschiedenen Fassungen erhältlich, angefangen von der ausführlichen Version mit 237 Seiten bis hin zu einer plakativen Synopsis und einer laienverständlichen Patientenversion. Hinweise zur Kommunikation mit und Führung von Parkinsonpatienten, zur Selbsthilfe, zur Pflege, sozialen Aspekten, sowie Empfehlungen zu beübenden Therapien finden sich genauso wie die detaillierte Analyse der Evidenz der vielen Medikamente und der tiefen Hirnstimulation. Besonders betont wird die Notwendigkeit, Zugang zu beübenden Therapien im Rahmen des chronischen Verlaufs der Parkinson-Krankheit zu schaffen, insbesondere zur Stimm-, Sprech-, Schluck- und Physiotherapie. Dieser ganzheitliche Ansatz entspricht auch der Philosophie der Autoren in diesem Heft mit dem Themenschwerpunkt Parkinson-Syndrom und hat die Auswahl der Themen geprägt.
Alle Autoren arbeiten am Neurologischen Krankenhaus München (NKM) in München-Schwabing eng zusammen in Sachen Parkinson. Bewusst kommen hier nicht-ärztliche Autoren und Nicht-Neurologen zu Wort. Neben der Revue durch Dr. Michael Messner der Pharmakotherapie, weiterhin Grundpfeiler in der Behandlung des idiopathischen Parkinson-Syndrom (IPS), und Vorstellung der tiefen Hirnstimulation durch einen erfahrenen Neurochirurgen PD Dr. Andreas Frank, beleuchtet, Dr. Mario Paulig die Basics zur Neuropsychologie des Parkinson-Syndroms.
Der evidenz-basierten Therapie beübender Verfahren widmen sich zwei Artikel, zum einen Frauke Schroeteler, die sich hauptamtlich physiotherapeutisch für Parkinson-Patienten einsetzt und zum anderen Katharina Pichler, Diplom-Sprachheilpädagogin und zertifizierte LSVT-Therapeutin. Die Wirksamkeit dieser in der chronischen Neurologie wichtigen Therapien werden zunehmend durch systematische Forschung belegt. Sie sind von wesentlicher klinischer Bedeutung, denn bei bestimmten Parkinson-Spätsymptomen wie Stürzen, motorischen Blockaden, Gang-, Stimm-, Sprech- und Schluckstörungen können beübende Therapien häufig mehr helfen als der Griff in die stetig wachsende Parkinson-Apotheke oder zum „Hirnschrittmacher”.
Ein weiterer Artikel zum lang vernachlässigten Problem der Schmerzen bei IPS von Arda Yazici erscheint in der nächsten Ausgabe der psycho neuro.
Hoffentlich helfen die Artikel alle Therapieoptionen, angefangen von den Pharmaka, den beübenden Verfahren im chronischen Verlauf und für gut ausgewählte Patienten auch High-Tech-Ansätze wie die der noch jungen tiefen Hirnstimulation, zu berücksichtigen und ein „maßgeschneidertes” Therapiekonzept für den jeweiligen Patienten zu entwickeln.
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