Aktuelle Neurologie 2007; 34(3): 134-139
DOI: 10.1055/s-2006-951966
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kann suboptimale Testmotivation mit dem Aufmerksamkeits-Belastungs-Test (Test d2) erkannt werden?

Can Suboptimal Effort be Detected with the d2 Test of Attention?T.  Merten1 , N.  Blaskewitz2 , A.  Stevens3
  • 1Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Berlin, Klinik für Neurologie
  • 2Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Psychologie
  • 3Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Februar 2007 (online)

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Zusammenfassung

Der Aufmerksamkeits-Belastungs-Test (Test d2) ist einer der meist eingesetzten Leistungstests des deutschen Sprachraums. Einige Autoren hatten bestimmte Fehlerarten im d2 (Doppelfehler, Buchstabenfehler) als „idealen Indikator für Simulationsversuche” vorgeschlagen. Diese Ergebnisse sollten kreuzvalidiert werden. Dazu wurden archivierte Testprotokolle von Probanden aus fünf Gruppen analysiert: 1. neurologische Patienten ohne begründeten Verdacht auf Antwortverzerrungen (n = 74); 2. Gutachtenprobanden, die in einem Beschwerdenvalidierungstest (Word Memory Test WMT) unauffällig abgeschnitten hatten (n = 30); 3. Gutachtenprobanden, für die die Ergebnisse im WMT auf bedeutsame Antwortverzerrungen hinwiesen (n = 30); 4. experimentelle Simulanten (n = 12) und 5. gesunde Kontrollpersonen (n = 12). Als Ergebnis zeigte sich, dass Doppelfehler insgesamt selten waren und nicht spezifisch bei Personen mit eingeschränkter Testmotivation auftraten. Buchstabenfehler waren häufiger, doch war eine hinreichend gute Klassifikationsgüte weder beim ursprünglich vorgeschlagenen Trennwert von zwei oder mehr Fehlern noch bei alternativen Trennwerten zu erhalten. Die Eignung von Doppel- und Buchstabenfehlerhäufigkeit im d2 als „idealer Indikator für Täuschung” ließ sich somit nicht bestätigen. Angesichts der weitreichenden Konsequenzen falsch positiver und falsch negativer Klassifikationen muss darauf gedrängt werden, dass vorgeschlagene Indikatoren für negative Antwortverzerrungen sorgfältig kreuzvalidiert werden.

Abstract

The d2 Test of Attention continues to be used on a large scale in German-speaking countries. In previous analyses by Schmidt-Atzert and colleagues, two different types of errors were proposed as „ideal indicators for malingering”. These were double errors and letter errors. To cross-validate the potential of these error types for detecting a negative response bias, the archival data of five different groups were re-analysed. These were 74 neurological bona-fide in-patients, 30 claimants (in the context of an independent medical examination) who scored normally on the Word Memory Test (WMT) which was used as the gold standard for a negative response bias, 30 claimants who scored below the proposed WMT cut-off, 12 experimental simulators, and 12 full-effort healthy controls. Double errors occurred rarely and were not specific for participants with doubtful effort. The number of letter errors was shown to be deficient in terms of sensitivity as well as positive and negative predictive value. Thus, neither double errors nor letter errors may be recommended as indicators for malingering. Generally, indicators for a negative response bias should be carefully cross-validated in order to avoid decisions made on the basis of defective malingering indices.

Literatur

Dr. Thomas Merten

Vivantes Netzwerk für Gesundheit, Klinikum im Friedrichshain, Klinik für Neurologie

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