Psychiatrie und Psychotherapie up2date 2007; 1(01): 45-58
DOI: 10.1055/s-2006-951886
Angststörungen, Zwangsstörungen und stressassoziierte Störungen

Posttraumatische Belastungsstörungen

Ulrich Schnyder
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Kernaussagen
  • Die posttraumatische Belastungsstörung ist eine verzögerte Reaktion auf ein oder mehrere Ereignisse außergewöhnlicher psychischer oder physischer Belastung, die Gefühle großer Angst, Schrecken und Hilflosigkeit auslösen.

  • Über die Hälfte aller Menschen machen eine traumatische Erfahrung; abhängig von ihren inneren und äußeren Ressourcen entwickeln etwa 10 % eine posttraumatische Belastungsstörung.

  • Man unterscheidet zwischen: akuter Belastungsreaktion, die mit vielfältigen und rasch wechselnden Symptomen unmittelbar nach dem traumatischen Ereignis beginnt und innerhalb von Stunden bis zwei Tagen abklingt; posttraumatischer Belastungsstörung, einer verzögerten Reaktion auf das Trauma, gekennzeichnet durch Wiedererleben (Intrusion), Vermeidung (Avoidance) und Übererregung (Hyperarousal) und andauernder Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung.

  • Depressionen, Angststörungen, somatoforme Störungen und Substanzabhängigkeit/-missbrauch sind die häufigsten komorbiden Erkrankungen der PTBS.

  • Individuelle Schutzfaktoren und Verarbeitungsmöglichkeiten bestimmen die Entstehung und den Verlauf der PTBS. Die bekanntesten Erklärungsmodelle sind die Emotional Processing Theory, die Dual Representation Theory und das Cognitive Model.

  • Die Beeinträchtigung der HPA-Achse und der damit verbundene erniedrigte Serum-Kortisolspiegel scheinen das Vergessen der traumatischen Erinnerungen zu verhindern. Die neurobiologischen Erkenntnisse zeigen, dass Patienten mit posttraumatischen Belastungsstörungen sich physiologisch, genetisch und durch gesundheitsrelevantes Verhalten von nicht traumatisierten Menschen unterscheiden.

  • Eine posttraumatische Belastungsstörung sollte primär psychotherapeutisch behandelt werden. Kognitive Verhaltenstherapie, insbesondere die Expositiontherapie ist momentan der Goldstandard. Häufig ist in Ergänzung eine medikamentöse Therapie erforderlich, dabei sind die serotoninspezifischen Antidepressiva die erste Wahl.



Publication History

Publication Date:
16 April 2007 (online)

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