Sprache · Stimme · Gehör 2006; 30(4): 195
DOI: 10.1055/s-2006-951759
Nachruf
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Dr. med. Klaus Poeck

Universitätsprofessor für Neurologie, geboren am 03.01.1926 in Berlin, gestorben am 10.05.2006 in AachenW. Huber, K. Willmes-von Hinckeldey, W. Sturm, L. Springer
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Publication Date:
30 November 2006 (online)

Nach dem Studium der Humanmedizin in Berlin und Heidelberg promovierte Klaus Poeck im Jahr 1953. Zur klinischen und neurophysiologischen Ausbildung war er in Düsseldorf, Pisa und Bern, habilitierte 1961 an der Universität Freiburg und wurde dort Oberarzt. Er war Schüler von Paul Vogel, Eberhard Bay und Giuseppe Moruzzi. Im Jahre 1967 wurde er als erster Ordinarius für Neurologie an die neu gegründete Medizinische Fakultät der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen berufen. Er war Direktor der Neurologischen Klinik bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1992 und war Mitbegründer der Staatlich anerkannten Lehranstalt für Logopädie am Universitätsklinikum und des Diplomstudiengangs Lehr- und Forschungslogopädie der Medizinischen und Philosophischen Fakultät.

Bekannt wurde Klaus Poeck als Begründer der modernen klinischen Neuropsychologie in Deutschland. Mit seinem interdisziplinären Team von Neurologen, Psychologen und Linguisten entwickelte er neue Verfahren zur Untersuchung von Störungen der höheren psychischen Funktionen des Gehirns und wurde ein Pionier für die neuropsychologische Rehabilitation von Patienten mit Schlaganfall und anderen Erkrankungen des ZNS. Der Name von Klaus Poeck ist untrennbar mit der Aphasieforschung verbunden. Seine Arbeiten zu den Störungen der menschlichen Sprache (Aphasie) beeinflussen nachhaltig klinisches und theoretisches Wissen. Darüber hinaus förderte Klaus Poeck neue Behandlungsansätze in der Neuroradiologie und neurologischen Intensivmedizin. Insbesondere die Ergebnisse der Schlaganfallforschung an seiner Klinik erreichten große Bedeutung.

Klaus Poeck bekleidete herausragende Positionen in führenden nationalen und internationalen Fachgesellschaften, zu deren Ehrenmitglied er ernannt wurde. Er war Vizepräsident der World Federation of Neurology, Fellow der American Academy of Neurology, der Royal Society of Medicine (London) und des Royal College of Physicians. Zu seinem 80. Geburtstag wurde ihm die Ehrenpräsidentschaft der Deutschen Gesellschaft für Neurologie verliehen. Sein wissenschaftliches Werk umfasst weit über hundert Originalarbeiten und mehrere Bücher. Sein Lehrbuch der Neurologie ist weiterhin ein Standardwerk der Medizin. Die Vorlesungen von Professor Poeck begeisterten Generationen von Studenten. Viele seiner Schüler wurden Professorinnen und Professoren in medizinischen, psychologischen, pädagogischen und linguistischen Disziplinen.

Klaus Poeck war ein hervorragender Wissenschaftler und großer akademischer Lehrer, dem wir ein ehrendes Andenken bewahren.

Prof. Dr. phil. Walter Huber, Lehr- und Forschungsgebiet Neurolinguistik · Prof. Dr. rer. nat. Klaus Willmes-von Hinckeldey, Lehr- und Forschungsgebiet Neuropsychologie · Prof. Dr. rer. nat. Walter Sturm, Klinische Neuropsychologie · Dr. phil. Dipl.-Log. Luise Springer, Lehranstalt für Logopädie

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