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DOI: 10.1055/s-2006-951422
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin - Parkinson-Erkrankung vor dem Ausbruch erkennen
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
18. September 2006 (online)
- Frühdiagnose mit Hilfe transkranieller Sonographie
- Einfach anwendbar, nebenwirkungsfrei und kostengünstig
Erste Untersuchungen weisen darauf hin, dass sich eine Parkinson-Erkrankung mit Hilfe einer speziellen Ultraschallmethode frühzeitig erkennen lässt - lange bevor die Krankheit das Gehirn spürbar geschädigt hat. Die "transkranielle Sonographie (TCS)" könnte daher erstmals eine Frühdiagnose dieser Bewegungsstörung möglich machen. Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) geht davon aus, dass diese Erkenntnisse die Behandlung der - auch Schüttellähmung genannten - Gehirnerkrankung entscheidend verändern werden.
Frühdiagnose mit Hilfe transkranieller Sonographie
Zittern bei Menschen mit Morbus Parkinson erstmals die Hände, sind die Schäden im Gehirn bereits weit fortgeschritten. Zwei Drittel der Zellen, die den für ruhige, gleichmäßige Bewegungen wichtigen Botenstoff Dopamin bilden, sind dann schon zugrunde gegangen - unwiderruflich. Die Dopaminproduktion in der so genannten Substantia nigra liegt zu diesem Zeitpunkt bei weniger als 20%. Bislang war eine Frühdiagnose kaum möglich. In der Computer- und Kernspintomographie bleibt die Parkinson-Erkrankung selbst im Spätstadium unsichtbar. Anders im Ultraschall. Das Gehirn ist zwar durch die Schädeldecke gegen Ultraschallwellen abgeschirmt. Doch über ein kleines "Fenster" an der Schläfe ist eine Untersuchung möglich. Von hier aus dringt die transkranielle Sonographie in die Tiefen des Gehirns bis zur Substantia nigra vor. Überraschenderweise reflektieren Ultraschallwellen bei mehr als 90% aller Erkrankten in der Substantia nigra verstärkt. Wissenschaftler sprechen von einer "hyperechogenen" Zone. Verantwortlich hierfür ist vermutlich unter anderem der hohe Eisengehalt in der geschädigten Hirnregion. Das Eisen reichert sich dort im Verlauf der Erkrankung an. Es gibt Hinweise, dass mit der TCS sehr frühe Veränderungen erkennbar sind. Sollte sich diese Vermutung bestätigen, wäre erstmals ein einfach anwendbares, nebenwirkungsfreies und kostengünstiges Verfahren für die Früh- und präklinische Diagnose der Parkinsonerkrankung verfügbar. Mittlerweile wird die Methode weit über Deutschlands Grenzen hinaus zur Diagnosesicherung der Parkinsonerkrankung und für Studien zur Entstehung der Erkrankung eingesetzt.
Einfach anwendbar, nebenwirkungsfrei und kostengünstig
Diese Entdeckung könnte nach Einschätzung der DEGUM Diagnostik und Therapie des Morbus Parkinson maßgeblich beeinflussen. Schon lange sind Mediziner auf der Suche nach Mitteln und Wegen, um den Krankheitsverlauf in der Frühphase zu stoppen.
Catrin Pflöschner, Stuttgart