psychoneuro 2006; 32(7/08): 346-347
DOI: 10.1055/s-2006-948117
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Escitalopram mit breiter anxiolytischer und antidepressiver Wirkung - Therapeutische Option bei generalisierter Angststörung

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Publication Date:
28 August 2006 (online)

 
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Mittlere Veränderung des HAMA-Gesamtscores während der Therapie mit Escitalopram bzw. Plazebo bei Patienten mit GAD. Die Angstsymptomatik ist bereits nach der ersten Woche signifikant vermindert. (Goodman et al., J Affect Disorder 2005; 87: 161-167)

Die generalisierte Angststörung (GAD) versteckt sich oft hinter komorbiden Störungen. Der hohe psychische und funktionelle Behinderungsgrad erfordert eine effektive Therapie.

Mit seinem evidenzbasierten Wirknachweis für alle Therapiephasen - von der Akuttherapie bis zur Rezidivprophylaxe - sowie seiner guten Verträglichkeit erfüllt Escitalopram (Cipralex®) die Bedingungen sowohl für eine erfolgreiche akute als auch langfristige Behandlung von GAD-Patienten.

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Das Rückfallrisiko ist unter Escitalopram signifikant geringer als unter Plazebo. (Allgulander et al., Int J Neuropsychopharmacol 2005; 9: 1-11)

Escitalopram besitzt mit seinem einzigartigen innovativen Wirkmechanismus, der durch eine doppelte Wirkung am Serotonintransporter gekennzeichnet ist, eine Sonderstellung innerhalb der Gruppe der SSRI. Vergleichsstudien zeigen Wirkvorteile besonders bei schweren Depressionen. Auch bei Panikerkrankungen und sozialer Phobie hat es sich als effektive Therapieoption erwiesen. Seine rasche Wirksamkeit bereits nach ein bis zwei Wochen schafft günstige Voraussetzungen für eine stabile Response und Remission. Auf die hohe Aussagekraft einer frühen deutlichen und stabilen Response bei depressiven Patienten weisen Mulder et al. (2006) hin. In der neuseeländischen Langzeitstudie über fünf Jahre hatte eine frühe Response die höchste positiv-prädiktive Aussagekraft für den weiteren Krankheitsverlauf.

In der Praxis ist eine Differenzierung zwischen Grunderkrankung und komorbider Störung oft kaum möglich. Hier ist die Wahl eines Medikamentes mit einem breiten antidepressiven und anxiolytischen Wirkspektrum sinnvoll. Nach den aktuellen evidenzbasierten Leitlinien, die von der British Association of Psychopharmacology 2005 verabschiedet wurden, besteht ein ausreichender Wirknachweis für alle Therapiephasen nur für die beiden SSRI Escitalopram und Paroxetin (Baldwin et al., 2005). Mit der Indikationserweiterung von Escitalopram für die Therapie der generalisierten Angststörung wird daher jetzt eine wichtige therapeutische Lücke geschlossen.

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Signifikante Anxiolyse bereits nach der ersten Therapiewoche

Dass Escitalopram bei Patienten mit GAD eine deutliche und rasche Anxiolyse bewirkt, zeigt eine Publikation von Goodman et al. (2005), bei der die Daten von drei randomisierten plazebokontrollierten Akutstudien mit dem gleichen Studiendesign mit insgesamt 856 GAD-Patienten (Ø 39 Jahre) ausgewertet wurden. Die Studienteilnehmer wurden acht Wochen lang mit Escitalopram 10 bis 20 mg/d oder Plazebo behandelt. Die Escitalopram-Gruppe verzeichnete gegenüber Plazebo bereits nach der ersten Therapiewoche einen signifikanten Rückgang des HAM-A-Gesamtscore (p < 0,05). Nach acht Wochen war für Escitalopram die Response (Escitalopram 47,5% vs. 28,6% für Plazebo; p < 0,001) und Remission (Escitalopram 26,4% vs. 14,1% für Plazebo; p < 0,001) signifikant höher. Die Krankheitsschwere nahm im globalen Eindruck signifikant erstmals nach der zweiten Therapiewoche ab (CGI-S: p < 0,05).

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Wirksam auch in der Erhaltungstherapie und Rezidivprophylaxe

In einer randomisierten, doppelblinden Vergleichsstudie wurde die langfristige Wirksamkeit und Verträglichkeit von Escitalopram 10 bis 20 mg/d untersucht (Bielski et al., 2005). 123 GAD-Patienten (Ø 37 Jahre) erhielten 24 Wochen lang entweder 20 bis 50 mg/d Paroxetin oder 10 bis 20 mg/d Escitalopram. Beide SSRI führten zu einer vergleichbar signifikanten Anxiolyse. Die Responserate betrug für Escitalopram 78,3% vs. 62,3% in der Paroxetin-Gruppe. Mit der Dauer der Einnahme steigt die Bedeutung der Verträglichkeit für die Therapietreue. Unter Paroxetin brachen signifikant mehr Patienten die Studie vorzeitig ab als unter Escitalopram (Escitalopram: 6,6% vs. Paroxetin: 22,6%; p < 0,05).

Allgulander et al. (2005) behandelten 375 Patienten zwischen 18 und 65 Jahren nach einer erfolgreichen 12-wöchigen Akuttherapie mit Escitalopram in einer doppelblinden Extensionsstudie über mindestens 24 Wochen. Zu diesem Zeitpunkt hatten 56% der Plazebo-Gruppe ein Rezidiv erlitten (Escitalopram: 19%; p < 0,001). Unter Plazebo war das Rezidivrisiko um das Vierfache erhöht.

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Fazit

Der innovative SSRI Escitalopram (Cipralex®) zeichnet sich durch eine schnelle und starke anxiolytische und antidepressive Wirkung aus. Wie das nachfolgende Interview mit Prof. David Baldwin zeigt, erweist es sich nicht zuletzt aufgrund geringer Nebenwirkungen als geeignete Therapieoption der generalisierten Angststörung.

 
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Mittlere Veränderung des HAMA-Gesamtscores während der Therapie mit Escitalopram bzw. Plazebo bei Patienten mit GAD. Die Angstsymptomatik ist bereits nach der ersten Woche signifikant vermindert. (Goodman et al., J Affect Disorder 2005; 87: 161-167)

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Das Rückfallrisiko ist unter Escitalopram signifikant geringer als unter Plazebo. (Allgulander et al., Int J Neuropsychopharmacol 2005; 9: 1-11)