psychoneuro 2006; 32(7/08): 345
DOI: 10.1055/s-2006-948116
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

APA 2006 - 2-Jahresstudie: Venlafaxin verhindert Relapse

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Publikationsdatum:
28. August 2006 (online)

 
Inhaltsübersicht

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO zählt das Krankheitsbild Depression zu den schwerwiegendsten Erkrankungen. Weltweit sind etwa 340 Millionen Menschen betroffen. Allein in Deutschland sind etwa vier Millionen erkrankt - dennoch erhalten nur etwa 7% eine adäquate Behandlung. Depressionen beeinträchtigen das alltägliche Leben und die Berufsfähigkeit, zusätzlich besteht die Gefahr einer Chronifizierung. Viele Patienten entwickeln ausserdem Angst- oder Persönlichkeitsstörungen oder Suchterkrankungen.

Die meisten Betroffenen erleiden nach einer Remission einen Rückfall, berichtete Prof. Martin Keller, Brown University, auf einem APA-Symposium[1]. Nach Aussage von Prof. Hans-Jürgen Möller, Psychiatrische Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München, beträgt das Rückfallrisiko nach einer Depression etwa 90%. Dabei ist das Risiko für ein Wiederauftreten der Symptomatik im ersten Jahr am höchsten. Besonders gefährdet sind, so Keller, Patienten mit vorausgegangenen multiplen, längeren und schweren depressiven Episoden. Auch bereits aufgetretene depressive Störungen in der Familie und ein hohes Lebensalter steigern das Rückfallrisiko. Die Studiendaten mit Venlafaxin retard zeigen, dass das erneute Auftreten depressiver Episoden innerhalb einer Langzeittherapie verhindert werden kann. "Damit haben wir nun eine erfolgversprechende Behandlungsoption für viele Menschen, die bereits Rückfälle erlitten haben oder aber unter anhaltenden Symptomen der Erkrankung leiden", beschrieb Keller.

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Ergebnisse der PREVENT-Studie

Die in die multizentrische, doppelblinde und plazebokontrollierte Studie eingeschlossenen 1096 Patienten waren mindestens 18 Jahre alt und hatten in den letzten fünf Jahren zwei oder mehr Episoden einer schweren Depression (Major depression) erlitten.

In der ersten 10-wöchigen Akutphase der Studie bekamen sie entweder Venlafaxin retard (75-300 mg/d) oder den SSRI Fluoxetin (20-60 mg/d). Bei Response wurde die Behandlung über 6 Monate mit demselben Medikament fortgeführt. Die Ergebnisse der zwei dann aufeinander folgenden 12-monatigen Studienphasen zeigen, dass Patienten, die Venlafaxin retard einnahmen, signifikant häufiger ohne Rückfall blieben als unter Plazebo. In der ersten Erhaltungsphase lag die Rückfallwahrscheinlichkeit bei 23,1% unter den Venlafaxin-Patienten (n = 164) im Vergleich zur Plazebo-Gruppe (n = 172), bei der die Wahrscheinlichkeit 42% (p = 0,005) betrug. In der zweiten Phase lag die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls in der Venlafaxin-Gruppe (n = 43) bei 8%. Diejenigen, die Plazebo bekamen (n = 40), mussten zu 44,8% mit einem Rückfall rechnen (p < 0,001). "Anders ausgedrückt", betonte Keller, "bedeutet dies, dass Patienten nach zwei Jahren Erhaltungstherapie unter Venlafaxin retard mit einer Wahrscheinlichkeit von 92% keinen Relapse erleiden!"

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Remission als neues Therapieziel

Die PREVENT-Studie belegt, dass Venlafaxin für die moderne Therapie der Depression geeignet ist. Der Therapieansatz selbst hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert: "Bis vor fünf Jahren war die Response das erklärte Ziel der Behandlung, heute möchten wir in jedem Fall die Remission erreichen", betonte Philip Ninan, Vice President, Neuroscience, Wyeth Pharmaceuticals. Patienten, bei denen eine rasche Remission gelingt, werden seltener rückfällig. Patienten mit Restsymptomen erleiden dagegen dreimal so häufig einen Rückfall. Ninan: "Diese Daten können die behandelnden Ärzte ermutigen, ihre Erwartungen an die Therapie höher anzusetzen und die langfristige Prävention von Rückfällen als Ziel zu sehen."

Venlafaxin/Venlafaxin retard ist zugelassen zur Behandlung von Depressionen mit und ohne Angstsymptomatik sowie für die Erhaltungstherapie und Rezidivprophylaxe depressiver Erkrankungen. Als einziger Vertreter dieser Wirkstoffklasse hat Trevilor® retard die Zulassung zur Therapie der generalisierten Angststörung, zur Behandlung der sozialen Angststörung (Soziale Phobie) sowie der Panikstörung.

01 Symposium "The Long-term Clinical Course and Treatment of Recurrent Major Depression in 2006: New Data and Future Directions", APA-Kongress 21. Mai 2006, Toronto

01 Symposium "The Long-term Clinical Course and Treatment of Recurrent Major Depression in 2006: New Data and Future Directions", APA-Kongress 21. Mai 2006, Toronto