Intensivmedizin up2date 2006; 2(3): 229-242
DOI: 10.1055/s-2006-944615
Internistische Intensivmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schwere ambulant erworbene Pneumonie

Martin  Kolditz, Michael  Halank, Gert  Höffken
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Publikationsdatum:
18. Oktober 2007 (online)

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Kernaussagen

Bedeutung. Die schwere, ambulant erworbene Pneumonie („severe community-acquired pneumonia”, sCAP) ist eine der häufigsten registrierten Infektionserkrankungen weltweit. Sie weist eine hohe Letalität von 20 - 40 % auf.

Eine 2005 veröffentlichte S3-Leitlinie zum Management tiefer Atemwegsinfektionen inklusive der sCAP soll helfen, einheitliche Standards in Diagnostik und Therapie tiefer Atemwegsinfektionen sowie einen rationalen Einsatz von Antibiotika bei dieser Indikation zu etablieren.

Risikoeinschätzung. Bei der Behandlung der CAP spielt die initiale Risikoeinschätzung und die Entscheidung über den Ort der Behandlung und damit die Intensität der Überwachung eine zentrale Rolle.

Prognostisch ungünstige Kriterien, die für ein erhöhtes Letalitätsrisiko sprechen, umfassen klinische Zeichen der respiratorischen Insuffizienz oder der schweren Sepsis bzw. des septischen Schocks sowie radiologische und anamnestische Faktoren.

Aus diesen Kriterien abgeleitete Risikoscores wie der CURB-Index und der modifizierte ATS-Score können die klinische Einschätzung unterstützen. Letztlich wird die Entscheidung für eine Intensivtherapie aber durch die klinische Einschätzung eines erfahrenen Arztes getroffen.

Ätiologie. Das Erregerspektrum der sCAP ist breit, die häufigsten Erreger, die stets im Spektrum der kalkulierten antibiotischen Initialtherapie enthalten sein sollten, sind Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae, gramnegative Enterobakterien, Legionella pneumophila und Staph. aureus.

Risikofaktoren für eine Pseudomonaspneumonie umfassen strukturelle pulmonale Erkrankungen, vorangegangene Antibiotikatherapien oder Krankenhausbehandlungen und eine Aspiration.

Die initiale Antibiotikatherapie sollte frühestmöglich innerhalb der ersten 4 (- 8) Stunden eingeleitet werden. Sie wird parenteral und in der Regel als Kombinationstherapie aus einem Betalaktam und einem Nicht-Betalaktam, meist aus der Gruppe der Makrolide, durchgeführt.

Beim Pleuraempyem oder Lungenabszess ist neben einer adäquaten antibiotischen Therapie eine rasche und suffiziente Drainage der infizierten Flüssigkeit wichtig.

Literatur

Martin Kolditz

Abteilung für Pneumologie · Medizinische Klinik und Poliklinik I · Universitätsklinikum Carl Gustav Carus

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