Die Herausgeber von zwölf der weltweit renommiertesten allgemeinmedizinischen Fachzeitschriften
sahen bereits 2001 das Ende der freien, unabhängigen Wissenschafts-Publikation bedrohlich
näher rücken [1]. Hauptgrund: Die zunehmende Einflussnahme von Unternehmen, Institutionen oder staatlichen
Stellen auf Konzeption, Durchführung, Publikation und Bewertung von klinischen Studien.
Einen Ausweg hat jetzt Manhattan Research LLC (www.manhattanresearch.com), ein Unternehmen für Marketinginformationen und -dienstleistungen im Gesundheitsbereich,
beschrieben: 99 % aller US-Ärzte sind mittlerweile online, immerhin 41 % suchen im
Internet weiterführende Information zum Beispiel zu Arzneimitteln [2]. Eine der technischen Möglichkeiten, um die überbordende Fülle an Neuigkeiten, Berichten
oder Publikationen in den Griff zu bekommen, ist Really Simple Syndication (RSS, übersetzt
in etwa: „echt einfache Nachrichten-Verbreitung”).
Google News
Google News
Das Ziel von RSS im Mediengeschäft ist einfach: Es sollen Nachrichten aus dem Internet
nach persönlichem Bedarf gesammelt (aggregiert), auf geeignete Weise präsentiert und
dann gelesen werden. Dieses Konzept bieten auch so genannte News-Aggregatoren, deren
mittlerweile bekanntester „Google-News” ist (news.google.de). Der Dienst wertet weltweit rund 700 online frei zugängliche Nachrichtenquellen
aus, erstellt aus aktuellen Informationen thematisch zusammengefasste Informationsblöcke
(„Schlagzeilen”), ordnet diesen Websites zu, die Informationen hierzu vorhalten, und
aktualisiert diese Infos alle 15 Minuten. Alle Informationen werden in einzelne Rubriken
(„Topics”) untergliedert, von denen eine auch das große Thema „Gesundheit” umfasst
(news.google.de/?ned=de&topic=m). Von den einzelnen Kurzinfos unter den Schlagzeilen führen (ähnlich wie bei den
Suchergebnissen von Google) Hyperlinks zu den eigentlichen Informationsanbietern.
Dass sich „das Geschäft auf Kleptomanie aufbaut”, wie Gavin O'Reilly, Präsident des
Weltverbands der Zeitungen (World Association of Newspapers, WAN) gegenüber Financial
Times kritisiert [3], stört bislang weder die Betreiber von Google noch die immer größer werdende Zahl
der Google News-Nutzer. Neben der entweder von Google oder vom Nutzer selbst ausgewählten
Nachrichten-Auswahl und -Präsentation erlaubt der Dienst auch das effektive Durchsuchen
der integrierten Newsquellen.
RSS - Was ist das?
RSS - Was ist das?
RSS ist eine Technologie, die es World-Wide-Web-Nutzern ermöglicht, bestimmte Inhalte
von Internet-Präsenzen zu abonnieren. Das Prinzip ist einfach: Ein Informationsanbieter,
zum Beispiel die Kassenärztliche Bundesvereinigung, stellt ganz normal einen neuen
Info-Beitrag online zur Verfügung. Zusätzlich publiziert das Redaktionssystem auch
in einer kleinen Datei, der so genannten RSS-Datei, den Titel des neuen Beitrages
und dessen Internetadresse (URL). Und bei Bedarf auch weitere Infos wie zum Beispiel
eine Artikelkurzfassung oder Mini-Bilder. Die Internet-Surfer benötigen ihrerseits
ein kleines Stück Software, mit der sie die Kurzangaben aus den RSS-Dateien anzeigen
können. Und bei Interesse dann durch Anklicken des Hyperlinks den kompletten Beitrag
des Ärzteblattes lesen können. Anstatt RSS finden Sie auch Bezeichnungen wie „RDS”,
„Atom” oder „Nachrichtenkanal”, die weitgehend alle das gleiche meinen (weitere Infos
zu RSS: de.wikipedia.org/wiki/RSS/).
Software
Software
Als Anzeige-Software dienen eigenständige Programme oder Plug-Ins für Browser oder
eMail-Programme (der Browser Opera besitzt sogar von Werk aus RSS-Fähigkeiten). Aus
der Fülle der angebotenen Software (Übersicht hier: dmoz.org/World/Deutsch/Computer/Datenformate/Markup_Languages/XML/RSS/) stellen wir nur ein kleines Plug-In für den Mozilla-Firefox-Browser (www.mozilla.com), nämlich den „Sage RSS-/Atom-Betrachter” vor (Download: addons.mozilla.org/firefox/77/ oder http://sage.mozdev.org/). Grund: Das kleine, kostenlose Plug-In ist einfach zu bedienen, hat alle wesentlichen
RSS-Funktionen, ist mit einem einzigen Tastenkürzel aufzurufen (zum Beispiel ALT S),
und kommt auch auf Deutsch daher. Andere, reichhaltigere Software bietet eine Fülle
von Funktionen mehr, zum Beispiel das Archivieren von RSS-Daten, Suche und anderes.
Wenn Sie alles wesentliche zu RSS-Nachrichtenkanälen mit dem einfachen Tool gelernt
haben, können Sie alle Ihre RSS-Quellen einfach exportieren (im so genannten OPML-Format)
und in ein neues RSS-Programm Ihrer Wahl importieren. Es geht also nichts verloren.
Die Funktionsweise des kleinen Plug-Ins ist rasch erklärt: Sie befinden sich auf einer
Website mit RSS-Datendatei (engl. RSS-feed oder RSS-stream), was oft durch ein RSS-Symbol
angezeigt wird. Dann ziehen Sie einfach das Symbol auf den RSS-Reader, werden um Bestätigung
des Abonnements gebeten (der Nachrichtenanbieter erfährt davon nichts!) und können
nach Bestätigung per Mausklick die gewählte Nachrichtenübersicht bereits betrachten.
Der „Sage RSS-Betrachter” formatiert diese zudem im Browserfenster übersichtlich und
ansprechend, wobei auch eventuell vorhandene Kurzfassungen oder eingebundene Bilder
sichtbar werden. Alternativ betätigen Sie den Sage-Suchknopf. Dann werden die auf
einer Website eventuell vorhandenen RSS-Feeds gefunden und bei Wunsch eingebunden.
Der Aktualisieren-Knopf, am besten beim ersten Online-Gehen angeklickt, ruft die neuesten
RSS-Feeds von den individuell gewählten Websites ab. Anschließend können sich die
Abonnenten anhand der Schlagzeilen und/oder Kurzfassungen eine Schnellübersicht über
die neuesten Nachrichten verschaffen und bei Bedarf auf der Website der Nachrichten-anbieter
den Originalbeitrag lesen. Im Vergleich zu News-Aggregatoren wie Google ist die Verwendung
von RSS-Nachrichtenkanälen auf dem eigenen Rechner völlig legal, denn RSS-Feeds werden
von Verlagen oder anderen Anbietern ja genau zu dem vorgestellten Zweck produziert.
Der kostenlose Hochleistungs-Browser Opera (www.opera.com) wird mit integriertem RSS-Nachrichtenleser geliefert.
Deutsche Nachrichtenkanäle
Deutsche Nachrichtenkanäle
Leider sind RSS-Nachrichtenkanäle nur auf den wenigsten deutschsprachigen Websites
mit arzt-relevanten Informationen eingerichtet. Deshalb können wir Ihnen nur ein paar,
bunt gemischte Kanäle vorstellen [Tab. 1]. Wir bitten Sie, uns über neue Kanäle zu benachrichtigen, damit wir diese bei Bedarf
vorstellen können.
Medline/PubMed
Medline/PubMed
So frustrierend kurz die Liste von deutschen Nachrichtenkanälen für Ärzte ist, so
überaus erfreulich sind die Angebote der US-amerikanischen National-Bibliothek für
Medizin (NLM, www.nlm.nih.gov/). Ihre auch online und zudem kostenfrei verfügbare medizin-bibliographische Datenbank
(über 15 Millionen Einträge, www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?DB=pubmed) kommt seit Mitte 2005 mit einem Nachrichtenkanal-Dienst einher, der sich gewaschen
hat [4]. Die Funktionsweise ist einfach:
-
Sie führen eine normale Suche durch, zum Beispiel „gastrointestinal AND cancer (sb)”.
Damit sucht Medline nach allen Einträgen, die den Begriff „gastrointestinal” enthalten
und aus der Vorselektion „Krebs” stammen.
-
Als Ausgabemedium Ihrer Suche (Menüpunkt „Show”, Pulldownmenü „Send to”) wählen Sie
jetzt „RSS Feed” aus.
-
Nun definieren Sie noch, welche Anzahl von Meldungen als neu gelten sollen (5-100)
und erzeugen durch Klick auf „Create Feed” den gewünschten RSS-Kanal.
-
Dieser braucht jetzt nur noch in Ihren RSS-Reader eingefügt werden und schon stehen
täglich aktualisierte Zeitschriften-Daten zur Verfügung. Als Sonderleistung der NLM
ist sogar jeder Eintrag mit den wesentlichen bibliographischen Daten einschließlich
Kurzfassung versehen.
-
e Zahl der individuell erstellten RSS-Feeds ist nicht begrenzt. Sie können also zu
jedem für Sie interessanten Themenbereich eigene Feeds kreieren und so immer aktuell
die neuesten Beiträge in von Medline erfassten Fach-Publikationen verfolgen. Obwohl
eine Großzahl zum Beispiel deutscher Titel überhaupt nicht erfasst sind [5]: Dieser Dienst der NLM gehört zu den besten Angeboten, die Ärzten im Internet überhaupt
geboten werden.