Notfall & Hausarztmedizin 2006; 32(4): 170
DOI: 10.1055/s-2006-941410
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aufbau von Labornetzwerken - Tuberkulose erfordert weltweites Handeln

Further Information

Publication History

Publication Date:
17 May 2006 (online)

 
Table of Contents

Mit 6583 registrierten Tuberkulose-Erkrankungen im Jahr 2004 und 7166 Erkrankungen im Vorjahr setzt sich in Deutschland der rückläufige Trend weiter fort. "Die Tuberkulose darf trotz des rückläufigen Trends in Deutschland nicht unterschätzt werden", erklärte Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts, anlässlich des Welttuberkulosetags am 24. März. Entgegen dem Trend in Deutschland kommen weltweit jährlich 8 bis 9 Millionen Tuberkulose-Neuerkrankungen hinzu. "Es ist eine Tragödie, dass jährlich etwa 2 Millionen Menschen an dieser Infektion sterben, obwohl es wirksame Medikamente gibt", unterstreicht Jürgen Hammelehle, Geschäftsführer der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW).

#

Zunehmende Resistenzsituation

Einer der Risikofaktoren sind HIV-Infektionen, weil das durch HIV geschwächte Immunsystem den Tuberkulose-Bakterien kaum etwas entgegenzusetzen hat. Das zeigen Ergebnisse einer Studie, die das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK) in Zusammenarbeit mit Laboratorien und Gesundheitsämtern durchgeführt hat. Ebenso spielt die zunehmende Resistenzsituation eine wichtige Rolle. So ist der Anteil von Erregern, die gegen mindestens eines der fünf Standardmedikamente resistent sind, von 11,1% im Jahr 2001 auf 13,9% im Jahr 2004 angestiegen. Auch der Anteil von multiresistenten Erregern (gleichzeitige Resistenz gegenüber Isoniazid und Rifampicin) ist mit 2,5% gegenüber den Vorjahren (2003: 2,1%; 2002: 2,0%) weiter gestiegen. Die internationale Entwicklung der multiresistenten Erreger ist in manchen Staaten dramatisch. Das hat auch Auswirkungen auf Deutschland. So sind hierzulande Resistenzen häufiger bei den im Ausland geborenen und vorbehandelten Patienten zu finden. Daher unterstützt das Nationale Referenzzentrum für Mykobakterien in Borstel den Aufbau von Labornetzwerken in besonders betroffenen Staaten wie Kasachstan, Kirghistan und Aserbaidschan und Armenien oder bei der Weiterbildung osteuropäischer Ärzte.

Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe, des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose, des Nationalen Referenzzentrums für Mykobakterien und des Robert Koch-Instituts.