In Studien besserte Tiotropium im Vergleich zu einem kurz wirksamen Anticholinergikum
Lungenfunktion und Atemnot. Nun wurde seine Auswirkung auf die Exazerbationsrate und
die damit verbundenen Krankenhausaufenthalte bei Patienten mit chronisch obstruktiver
Lungenerkrankung (COPD) untersucht.
D. E. Niewoehner et al. nahmen in ihre randomisierte doppelblinde multizentrische
Studie, die sie an 26 US-amerikanischen Gesundheitszentren für Kriegsveteranen durchführten,
über 1800 Patienten mit mittelgradiger bis schwerer COPD auf (Ann Intern Med 2005; 143:317-326). Die mittlere FEV1 lag bei 36%. Knapp ein Drittel der Patienten erhielt bereits eine
Sauerstoff-Langzeittherapie. Über eine Beobachtungszeit von 6 Monaten inhalierten
die Teilnehmer einmal täglich 18 µg Tiotropium oder Plazebo. Bis auf andere Anticholinergika
wurde die vorbestehende Medikation beibehalten. Primäre Endpunkte waren die Exazerbationsrate
und die stätionäre Aufnahme bedingt durch die COPD.
Verum- und Plazebogruppe unterschieden sich bezüglich des Anteils an Patienten, bei
denen es im Verlauf der Behandlung zu einer oder mehr Exazerbationen gekommen war,
signifikant (27,9 vs. 32,3%, p = 0,037). Im Hinblick auf die COPD-bedingte stationäre
Aufnahme war Tiotropium zwar leicht überlegen, unterschied sich aber nicht signifikant
von Plazebo (p = 0,056). Unter der Tiotropiumtherapie verlängerte sich der Zeitraum
bis zum ersten Auftreten einer Exazerbation, während deren Häufigkeit sowie die Anzahl
der Krankenhausaufenthalte vermindert wurde. Zudem sanken Exazerbationsdauer und Dauer
der antibiotischen Behandlung. Die Dauer der Krankenhausaufenthalte und der systemischen
Kortikoidtherapie differierten nicht.
Fazit
Tiotropium senkt, wenn auch moderat, die Exazerbationsrate bei COPD-Patienten und
beeinflusst damit verbundene Behandlungsmaßnahmen. Die Autoren warnen aber vor einer
Verallgemeinerung der Daten, da fast ausschließlich Männer an der Studie teilnahmen
und der Beobachtungszeitraum relativ kurz war.