Pneumologie 2006; 60(4): 211
DOI: 10.1055/s-2006-939795
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Osteopontin - Marker bei Pleuramesotheliom durch Asbestose

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Publication Date:
03 April 2006 (online)

 
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Die Osteopontinbestimmung eignet sich als Screeningmethode für Patienten mit Asbestose. Die Bedeutung des Tumormarkers in der Pathogenese asbestinduzierter Tumoren ist nachgewiesen. Hohe Spiegel korrelieren mit Tumorinvasion, Wachstumsgeschwindigkeit und der Ausbildung von Metastasen.

H. I. Pass et al. prüften den Stellenwert von Osteopontin für die Früherkennung mit Hilfe dreier Patientengruppen (N Engl J Med 2005; 353: 1564-1573). In der ersten Gruppe lag eine Asbestexposition mit zum Teil nicht maligner Asbestose (n = 69) vor, in der zweiten Gruppe war ein Pleuramesotheliom diagnostiziert worden (n = 76) und die dritte Gruppe bestand aus Rauchern ohne Asbestexposition (n = 45). Das Tumorgewebe wurde immunhistochemisch auf Osteopontin untersucht, das Serumosteopontin wurde per Enzym-Immunoassay (ELISA) bestimmt.

Das Tumorgewebe der Mesotheliompatienten war immunhistochemisch positiv für Osteopontin mit zytoplasmatischer Anfärbung (36 von 38 Präparaten). Osteopontin war ausschließlich innerhalb der Tumorzellen und nicht im angrenzenden Stroma nachweisbar. Die Anfärbbarkeit war nicht vom histologischen Subtyp abhängig. Die Serumspiegel von Osteopontin waren nach Asbestexposision nicht grundsätzlich signifikant erhöht. Lagen aber gleichzeitig radiologische Veränderungen vor (insbesondere Fibrose), war Osteopontin im Serum vermehrt nachweisbar. Besonders hohe Spiegel hatten Patienten mit Pleuramesotheliom (133 ng/ml im Vergleich zu 56 ng/ml bei Fibrose und Plaques und 20 ng/ml in der Rauchergruppe ohne Asbestexposition). Geschlechtsspezifische Unterschiede bestanden nicht. Bei einem Schwellenwert von 48,3 ng/ml war die Wahrscheinlichkeit eines Pleuramesothelioms in der asbestexponierten Gruppe hoch. Sensitivität und Spezifität der Osteopontinbestimmung betrugen 77,6 und 85,5%. Die Subgruppenanalyse (Stadium I) ergab bei einem Schwellenwert von 62,4 g/ml eine Sensitivität von 84,6% und Spezifität von 88,4%.

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Pleuramesotheliom. Bei einer vorausgehenden Asbestexposition des Patienten zeigt sich Osteopontin als Marker zuverlässig (Bild: Thieme Archiv).

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Geschichtliches zu arbeitsbedingten Erkrankungen

Mehr oder weniger massive Einwirkungen von Fremdstoffen auf den menschlichen Organismus während der Arbeit, insbesondere Verunreinigungen der Atemluft im Bäckerhandwerk und bei Arbeitern unter Tage, regten bereits im 16. Jahrhundert Forscher zu Betrachtungen über Zusammenhänge zwischen Arbeitsbelastung und Gesundheitsschäden an. Erstbeschreibungen einer Asbestlungenfibrose wurden Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt, doch erst 1929 wurde die "schwere Staublungenerkrankung (Silikose)" in die Liste der Berufskrankheiten aufgenommen. 1936 wurde auch die "Schwere Asbeststaublungenerkrankung (Asbestose)" in der Liste der entschädigungspflichtigen Berufskrankheiten berücksichtigt.

sy/Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften

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Fazit

Osteopontin ist ein zuverlässiger Marker für Pleuramesotheliome, wenn eine Asbestexposition vorgelegen hat und radiologische Veränderungen nachweisbar sind. Expositionsdauer, Ausmaß und Art der radiologischen Befunde und Tumorstadium korrelieren mit den Osteopontinspiegeln. Die Bedeutung von Osteopontin für Pleuramesotheliome ist mit dem Stellenwert von CA-125 bei Ovarialkarzinomen vergleichbar, so die Autoren.

Dr. Susanne Krome, 's-Hertogenbosch

 
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Pleuramesotheliom. Bei einer vorausgehenden Asbestexposition des Patienten zeigt sich Osteopontin als Marker zuverlässig (Bild: Thieme Archiv).