psychoneuro 2006; 32(3): 123
DOI: 10.1055/s-2006-939791
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Schizophrene Psychosen - Bemühen um Therapiekontinuität hat höchsten Stellenwert

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Publication Date:
26 April 2006 (online)

 
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    Das Absetzen einer antipsychotischen Medikation ist bei Patienten mit schizophrenen Psychosen der mit Abstand wichtigste Grund für einen erneuten Erkrankungsschub. Durch die Einstellung auf ein atypisches Depotneuroleptikum lassen sich die nach wie vor hohen Rezidivraten möglicherweise deutlich senken.

    Jeder erneute Erkrankungsschub ist für Patienten mit schizophrenen Psychosen mit großem persönlichen Leid verbunden. Die Patienten werden aus ihrem sozialen und beruflichen Umfeld gerissen, die Zeit bis zur Remission wird zusehends länger und die Prognose verschlechtert sich insgesamt, wies der Wasserburger Psychiater Prof. Dr. Gerd Laux auf die einschneidenden Konsequenzen wiederholter schizophrener Rezidive hin.

    Den mit Abstand besten Schutz vor einem Rezidiv bietet nach derzeitigem Kenntnisstand eine antipsychotische Langzeitmedikation. Dementsprechend hat das Bemühen um Therapiekontinuität im Umgang mit schizophrenen Psychosen auch den allerhöchsten Stellenwert, wie Laux nun bei einer Pressekonferenz in Beerse deutlich gemacht hat.

    Orientiert man sich an den Ende letzen Jahres vorgestellten S3-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), so sollte eine antipsychotische Therapie nach einem ersten schizophrenen Schub in aller Regel mindestens zwölf Monate und nach einem Rezidiv in aller Regel mindestens zwei Jahre erfolgen. Nach wiederholten Rezidiven besteht nicht selten die Indikation für eine unbefristete medikamentöse Rezidivprophylaxe, wobei man den Begriff "lebenslang" im Umgang mit den Patienten allein schon aus psychologischen Gründen nicht verwenden sollte.

    In der täglichen Praxis umgesetzt werden die klaren Empfehlungen zur Durchführung einer medikamentösen Rezidivprophylaxe jedoch viel zu selten, wie erst kürzlich einmal mehr auch die Ergebnisse einer von Laux angesprochenen amerikanischen Untersuchung (CATIE) gezeigt haben. Hohe Therapieabbruchraten waren in dieser Studie weitgehend unabhängig von den eingesetzten Präparaten zu beklagen.

    Vor dem genannten Hintergrund hält Laux die Verordnung eines atypischen Depotneuroleptikums für eine aussichtsreiche Möglichkeit, die Rezidivraten zu senken. Mit Risperdal® Consta® steht seit kurzem eine antipsychotische Medikation zur Verfügung, welche die bekannten Vorteile der Atypika - vor allem bessere Verträglichkeit und bessere Effekte auf schizophrene Negativsymptome - mit den bekannten Vorteilen einer Depotmedikation (höhere Therapiekontinuität) verbindet.

    Tatsächlich weisen erste Ergebnisse klinischer Studien inzwischen darauf hin, mit lang wirksamem Risperidon die Rezidiv- und Rehospitalisierungsraten nach unten drücken zu können. Von einer Umstellung auf das atypische Depotpräparat tragen offenbar auch solche Patienten einen Nutzen davon, die bereits unter einer oralen Vorbehandlung stabil eingestellt sind. Dies gilt nicht zuletzt deshalb, weil das Risiko extrapyramidalmotorischer Nebenwirkungen unter der Depotformulierung vergleichsweise gering ist, wie Dr. Frank-Gerald Pajonk, Homburg, berichtet hat.

    urm

    * Pressekonferenz "Leitliniengerechte Langzeittherapie der Schizophrenie: Neue Evidenz für die antipsychotische Depottherapie", Veranstalter: Janssen Pharmaceutica, Beerse, 4. März 2006.