Als Diabetische Polyneuropathie (diabetic peripheral neuropathic pain, DPNP) bezeichnet
man eine klinisch manifeste oder subklinische Schädigung überwiegend peripherer Nerven,
die zu Schmerzen in Armen und Beinen, vor allem aber im Bereich der Finger und Zehen
führen kann, und die im Rahmen eines Diabetes mellitus auftritt. Nach Diabetes mellitus
ist Alkohol die zweithäufigste Ursache für eine Polyneuropathie. Andere Ursachen können
z.B. Medikamente, Gewebegifte bzw. Infektionen sein.
Die Prävalenz der sensomotorischen diabetischen Neuropathien liegt bei Patienten mit
Typ 1 oder Typ 2 Diabetes im Mittel bei etwa 25 bis 50% und korreliert außerdem mit
der Dauer der Erkrankung und den Untersuchungsmethoden, wie PD Dr. Thomas Forst, Mainz,
auf einer Pressekonferenz vorstellte[1]. Schmerzhafte diabetische Polyneuropathien werden bei etwa 16-30% der Diabetes-Patienten
beobachtet. Allein in Deutschland geht man von über vier Millionen Betroffenen aus.
Die Palette der symptomatischen Schmerztherapie konnte jetzt durch die Einführung
des dual selektiven Serotonin- und Noradrenalinwiederaufnahmehemmers Duloxetin (Cymbalta®)
erweitert werden, das seit 2005 bei neuropathischen Schmerzen sowie zur Behandlung
körperlicher Beschwerden im Rahmen einer Depression zugelassen ist. Serotonin und
Noradrenalin führen in den absteigenden Schmerzleitungsbahnen zu einer Hemmung der
Schmerzwahrnehmung. Diese analgetische Wirkung ist dabei auch unabhängig vom Vorliegen
einer depressiven Erkrankung, wie Prof. Dan Ziegler vorstellte.
Bisher konnten drei plazebokontrollierte Studien mit Duloxetin bei insgesamt mehr
als 1000 Patienten ausgewertet werden (Raskin, Poster APA 2005). Patienten mit Depressionen
waren dabei ausgeschlossen. In den zwölfwöchigen Zulassungsstudien nahm der Schmerz
unter 60 mg/d Duloxetin bei 63% der Patienten um mindestens 30% ab, unter 120 mg/d
Duloxetin bei 69% der Patienten. Eine Response (definiert als mindestens 50%ige Schmerzreduktion)
wurde bei rund der Hälfte der Patienten erzielt.