Die McDonald-Kriterien entstanden ursprünglich 2001 auf einem Expertentreffen in London.
Zwischenzeitlich gewonnene neue Erkenntnisse und vereinzelte Kritikpunkte (Kriterien
zu liberal, zu strikt, mehr prognostisch als diagnostisch bedeutsam) machten eine
Revision dieser international anerkannten Kriterien erforderlich. Deshalb traf man
sich im vergangenen Jahr in Amsterdam in nahezu identischer Runde noch einmal. Ziel
war es, die Diagnose MS in noch früherem Stadium zu sichern und einfacher zu gestalten,
ohne an Sensitivität und Spezifität zu verlieren. Dadurch können immunmodulierende
Substanzen wie Interferon-b-1a (Rebif®) frühzeitig und hoch dosiert besonders effektiv
eingesetzt werden, berichtete Prof. Dr. Hans-Peter Hartung, Düsseldorf. In der PRISMS-Studie
gelang es bei Patienten nach einem ersten klinischen Ereignis, die Aktivität der Erkrankung
zu verringern und den zweiten Schub signifikant hinauszuzögern.
Nach wie vor erfordert die Diagnose den Nachweis einer zeitlichen und räumlichen Dissemination
der Erkrankung. Für letztere wird nunmehr vermehrt das spinale MRT herangezogen, denn
die Präsenz einer zusätzlichen spinalen Läsion erhöht die Sensitivität der McDonald-Kriterien
deutlich, äußerte Hartung. Neu definiert wurde auch die Diagnose der primär progredienten
MS. Bei nur einem klinischen Schub gilt jetzt als weiteres die Diagnose sicherndes
Kriterium das Auftreten einer neuen T2-Läsion. Diese muss im Vergleich zu einem Referenz-Scan,
der mindestens 30 Tage nach dem Auftreten erster klinischer MS-Symptome durchgeführt
wurde, nachgewiesen werden. Auf diese Weise konnte die Feststellung der zeitlichen
Dissemination beschleunigt werden. An Stellenwert verloren hat der Liquorbefund. Er
ist bei der primär progredient verlaufenden MS nicht mehr zwingend erforderlich, sofern
ein positiver zerebraler und spinaler MRT-Befund seit über einem Jahr vorliegt und
sich die Krankheit klinisch sichtbar verschlechtert hat. Liegt einer dieser beiden
Befunde nicht vor, wird ein positiver Liquorbefund als zweites Kriterium gefordert.
Für die Zukunft sieht Hartung weiter großen Evaluationsbedarf, insbesondere im Hinblick
auf neue Erkenntnisse bei Bildgebung oder biologische Surrogatmarker.
Quelle: Symposium "Diagnostische Kriterien der Multiplen Sklerose: Revision der McDonald-Kriterien
2005", München, 25. Februar 2006, veranstaltet von Serono