Erdbeben, Terrorangriffe, Gasexplosionen, Lawinen oder statische Überbelastung sind
die häufigsten Ursachen für den Einsturz von Gebäuden. Dabei kann es zur Verschüttung
von Menschen kommen, wie das Unglück in Bad Reichenhall zeigt. 50% derjenigen, die
durch eine Verschüttung unter Trümmern zu Tode kommen, sterben innerhalb der ersten
15 Minuten und zirka 75% innerhalb der ersten 45 Minuten. Sie erliegen ihren schweren
mechanischen Verletzungen, einem Blutungsschock oder sie ersticken.
Pathophysiologie ist seit dem 2. Weltkrieg bekannt
Pathophysiologie ist seit dem 2. Weltkrieg bekannt
Typische Verletzungen bei Verschüttung sind das so genannte Compartment- und Crush-Syndrom.
Dies sind Quetschungen der Muskulatur mit der Folge, dass diese abstirbt. In der Folgezeit
gelangen Eiweißstoffe, saure Stoffwechselprodukte und Kalium in den Blutkreislauf
und vergiften die Nieren. Es kommt zum Nierenversagen, das unbehandelt zum Tode führt.
Diese medizinischen Zusammenhänge sind seit der Bombardierung Londons im 2. Weltkrieg
bekannt, als auffiel, dass aus den Trümmern Gerettete ohne schwere äußerlich erkennbare
Verletzungen starben. 1941 entdeckten die Forscher Bywater und Beal die pathophysiologischen
Zusammenhänge und prägten den Begriff "Crushsyndrom" dafür.
Ziel der Rettungsmaßnahmen: Bergungstod vermeiden
Ziel der Rettungsmaßnahmen: Bergungstod vermeiden
Für die Verschütteten bedeuten die Rettungsmaßnahmen ein Wettrennen mit der Zeit,
das über ihr Überleben entscheidet. Für die Rettungsmaßnahmen gilt es, den so genannten
Bergungstod zu vermeiden. Darunter versteht man, dass nach mehreren Stunden oder Tagen
aus den Trümmern Gerettete innerhalb der nächsten Minuten sterben, praktisch in den
Armen der Retter. Dies erklärt sich so: Nach dem Wegräumen von auf den Verschütteten
lastenden Trümmern, werden die gequetschten Arme und Beine und ihre Muskulatur wieder
besser durchblutet. Das führt dazu, dass die verletzten Strukturen wieder zu bluten
anfangen; es kommt auch zum Einstrom giftiger Stoffe in die Organsysteme, mit der
Folge einer Vertiefung des Schocks. Außerdem versagt die so genannte noradrenerge
Stressreaktion. Während der Verschüttung befinden sich nicht bewusstlose Verletzte
in einer extremen Stresssituation. Diese bewirken die freigesetzten Stresshormone
Adrenalin und Cortison aus der Nebenniere. Sie halten den Kreislaufs der zentralen
lebenswichtigen Organe wie Hirn, Herz, Lunge, Leber und Nieren aufrecht. Nach der
Rettung sistiert dieser überlebensnotwendige Stressmechanismus. Endlich in "Sicherheit"
bricht der nicht mehr von Stresshormonen aufrechtgehaltene zentrale Blutkreislauf
zusammen, der Gerettete stirbt in den Armen der Retter oder Angehöriger
Quelle: Deutsche Gesellschaft für KatastrophenMedizin e.V.