ZFA (Stuttgart) 2006; 82(7): 287
DOI: 10.1055/s-2006-933552
Versorgung

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Informationen zur rationalen Arzneitherapie in der hausärztlichen Praxis

Informations on Rational Pharmacotherapy in General PracticeM. M. Kochen1 , W. Niebling2
  • 1Abt. Allgemeinmedizin der Georg-August-Universität Göttingen
  • 2Lehrbereich Allgemeinmedizin der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
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Publication History

Publication Date:
17 July 2006 (online)

Medizinische, ökonomische und politische Entwicklungen der letzten Zeit (u. a. die im vergangenen Jahr um 16 % gestiegenen Arzneimittelkosten und das gültige Arzneimittelversorgungs-Wirtschaftlichkeits-Gesetz AVWG [1]) machen aus Sicht der Autoren eine Rückbesinnung auf Prinzipien der rationalen Pharmakotherapie im hausärztlichen Arbeitsbereich notwendig.

Rationale Pharmakotherapie [2] umfasst u. a. die Reflexion der eigenen Verordnungen mit Nutzung eines überschaubaren Arzneimittelrepertoires (Individualliste), den kritischen Umgang mit Aussagen pharmazeutischer Unternehmen sowie die regelmäßige Lektüre unabhängiger Informationen. Bei der Anwendung dieser Grundsätze in der täglichen Praxis sollte man möglichst keine Präparate verordnen, deren Wirksamkeit nicht ausreichend nachgewiesen ist, die ein hohes Abhängigkeitspotenzial aufweisen oder nicht sinnvoll zusammengesetzt sind. Wann immer möglich, sollten erprobte, nebenwirkungsarme Medikamente zum Einsatz kommen.

Insbesondere der Paragraph 12 des SGB V besagt eindeutig, Arzneimittel auch nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu verordnen (und - wann immer möglich - auf kostengünstige Generika zurückzugreifen). Es gibt keine wissenschaftlichen Belege, dass die Behandlung mit Generika im Vergleich zu Originalpräparaten Qualitätseinbußen zur Folge hätte [3].

In einer Artikelserie, deren erste Folge im Anschluss an diesen Text erscheint, möchten wir bestimmte Aspekte hausärztlicher Arzneiverordnungen behandeln, die in besonderer Weise das Verhältnis von Kosten zu wissenschaftlich nachgewiesenem Nutzen berühren.

Die Struktur der Texte ist weitgehend identisch (1. Wirksamkeit; 2. Wirtschaftliche Verordnungsweise; 3. Empfehlungen; 4. Literatur - mit Beschränkung auf wenige, autoritative Quellen; 5. Übersichtstabellen mit Handelspräparaten, zugelassenen Indikationen, DDDs[1] und Kosten).

Bei stark limitiertem Platz verzichten die Artikel bewusst auf Vollständigkeit (z. B. fehlen Hinweise auf Kontraindikationen oder unerwünschte Wirkungen; Studien werden nicht ausführlich erläutert - hier wird auf die Literatur verwiesen) und konzentrieren sich auf die im hausärztlichen Alltag essenziellen Informationen. Sie verfolgen das Ziel, die Kolleginnen und Kollegen bei einer wichtigen allgemeinmedizinischen Tätigkeit zu unterstützen, die durch steigende Verordnungskosten und fallende hausärztliche Honorare gekennzeichnet ist. Diesen Entwicklungen, die nach unserer Überzeugung eng miteinander zusammenhängen, wollen wir entgegenwirken.

Literatur

1 Die DDD [4] (defined daily dose) ist die angenommene mittlere tägliche Erhaltungsdosis für die Hauptindikation eines Arzneimittels bei Erwachsenen (und keine Dosierungsempfehlung für den Einzelfall).Die Autoren danken herzlich Frau Magda Geldmacher, Leiterin der AG Verordnungscontrolling beim MDK Baden-Württemberg für die Zurverfügungstellung der Daten.

Prof. Dr. med. M. M. Kochen MPH, FRCGP

Abt. Allgemeinmedizin · Georg-August-Universität

Humboldtallee 38

37073 Göttingen

Email: mkochen@gwdg.de

Prof. Dr. med. W. Niebling

Lehrbereich Allgemeinmedizin · Albert-Ludwigs-Universität

Elsässer Str. 2 m, Haus 1 A

79110 Freiburg

Email: wniebling@t-online.de

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