Aktuelle Rheumatologie 2006; 31(5): 270-276
DOI: 10.1055/s-2006-927163
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Entfernung entzündeter Schleimhaut an den Strecksehnen des Handgelenks bei rheumatoider Arthritis - vergleichende funktionelle Untersuchungen

Comparative Functional Studies after Dorsal Wrist Tenosynovectomy in Rheumatoid ArthritisS. Rehart1 , F. Kerschbaumer1
  • 1Akademisches Lehrkrankenhaus St. Markus, Frankfurt a. M.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. Oktober 2006 (online)

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Zusammenfassung

Schmerzhafte Funktionsbeeinträchtigungen oder gar Invalidisierungen an den Händen, wie sie bei der rheumatoiden Arthritis typischerweise auftreten, sind wegen ihres ausgesprochen nachhaltigen Eingreifens in praktisch alle Abläufe des täglichen Lebens sehr viel stärker behindernd als Symptome an anderen Gelenken. Der vorbeugende Effekt der Tenosynovektomie im Hinblick auf das Auftreten von frühzeitigen Sehnenrupturen ist allgemein anerkannt; in der vorliegenden Arbeit wird der Versuch unternommen, Auswirkungen dieses Eingriffs auf die subjektiven und objektiven Befunde an der Hand zu überprüfen. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf folgende Fragen gelegt: 1. Die mittelfristige Entwicklung der Handfunktion, 2. eine Differenzierung der Ergebnisse nach Operationen an der dominanten bzw. nicht dominanten Hand und 3. die subjektive Zufriedenheit des Patienten mit dem Ergebnis des Eingriffs. In die Untersuchung wurden insgesamt 94 Patienten (68 Frauen, 26 Männer, Durchschnittsalter 59,9 ± 10,4 Jahre) einbezogen; bei 65 dieser Patienten - diese werden in dieser Arbeit vorgestellt - war eine isolierte Tenosynovektomie am dorsalen Handgelenk ohne weitere Eingriffe an derselben Hand vorgenommen worden, 29 nicht operierte Patienten dienten als Vergleichsgruppe. Patienten und Kontrollen unterschieden sich bezüglich der Alters- und Geschlechtsverteilung nicht signifikant. Neben der allgemein anerkannten und wichtigen Prophylaxe der Sehnenruptur zeigte die isolierte Frühtenosynovektomie in der chirurgisch versorgten Gruppe folgende Effekte: 1. Kein schnelles Fortschreiten von Gelenkdeformationen, 2. Erhalt der Funktion, insbesondere bei feinmotorisch diffizilen Tätigkeiten. Subjektiv trat nur bei 3 Patienten (4,6 %) eine Verschlechterung des Befundes ein; es kam nur zu einem Tenosynovialitisrezidiv. Im Vergleich mit einer Gruppe von Patienten ohne Tenosynovialitis ergaben sich kaum Unterschiede, die überwiegend zugunsten der operierten Patienten ausfielen. Lediglich die Kraft im Vigorimeter war bei den Probanden höher als im operierten Kollektiv. Der Verlauf innerhalb der ersten 3 Jahre nach isolierter Tenosynovektomie entspricht somit dem Spontanverlauf bei Patienten ohne entzündliche Veränderungen der Sehnenscheiden. Der Tenosynovektomie ist somit zumindest für diese Zeitspanne eindeutig ein kurativer Effekt zu attestieren. Insgesamt stellt das Verfahren eine effiziente und sichere Interventionsform dar, die die synovialitische Aktivität nachhaltig unterdrückt. Der weiteren Invalidisierung der Patienten mit rheumatoider Arthritis durch Verlust der Motorik der Hände wird zumindest für eine längere Periode Einhalt geboten. Die Handdominanz ergab nach dem Eingriff keine Unterschiede, die subjektive Zufriedenheit der Patienten ist groß.

Abstract

Painful functional impairment of the hands is a key symptom of rheumatoid arthritis and especially disabling because of the paramount importance of the hands for activities of daily living. Early, isolated tenosynovectomy has been shown to avoid or delay tendon ruptures; in the present study, we investigate its effect on clinical signs of the disease, namely 1. the continuous development of joint function, 2. the subjective patient satisfaction and 3. a possible influence of operations on the dominant or non-dominant hand. 94 patients were enrolled in the study (68 females, 26 males, average age 59.9 ± 10.4 years); 65 of the patients had undergone an isolated dorsal tenosynovectomy at the wrist, 29 patients without surgical intervention served as a control group. Patients and controls did not differ significantly in terms of gender, or age. Besides the known and proven tendon rupture prevention, the operation did not lead to rapid further joint destruction and improved the function of the hand especially in terms of fine-motoric tasks. Subjectively, there were only 3 cases (4.6 %) of deterioration, and only one tenosynovialitis relapse. In comparison with controls there were hardly any appreciable differences; with the exception of force vigorimetry all differences favoured the patients who had undergone surgery. Therefore, the course during the first 3 years after isolated tenosynovectomy of the dorsal wrist is equivalent to that of patients without tendon sheath inflammation, hence the operation has a curative effect, at least for the time span of observation. It is considered safe and effective, suppressing the inflammatory activity markedly and sustainedly and thus delaying the development of disabling destructions at least for a longer period of time. The dominance of the hand did not lead to differences, the subjective patient satisfaction was very high.

Literatur

PD Dr. med. St. Rehart

Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Akademisches Lehrkrankenhaus St. Markus

Wilhelm-Epstein-Str. 2

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