Gesundheitswesen 2006; 68(8/09): 575-584
DOI: 10.1055/s-2006-926987
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zusammenhang zwischen Bioaerosolen aus Tierhaltungsanlagen und asthmatischen Symptomen bei Kindern

Associations between Bioaerosols coming from Livestock facilities and Asthmatic Symptoms in ChildrenM. Hoopmann1 , O. Hehl1 , F. Neisel2 , T. Werfel3
  • 1Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Hannover
  • 2Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst NRW, Bielefeld
  • 3Klinik für Dermatologie und Venerologie der Medizinischen Hochschule Hannover
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. Oktober 2006 (online)

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Zusammenfassung

Obgleich gesundheitliche Effekte bei beruflicher Exposition gegenüber Tierstallemissionen bekannt sind, sind mögliche Assoziationen zwischen einer Nachbarschaft zu Intensivtierstallungen und der Entwicklung respiratorischer oder allergischer Erkrankungen weiterhin Gegenstand der Diskussion. Während der Schuleingangsuntersuchungen 2001 wurden in der AABEL-Studie („Atemwegserkrankungen und Allergien bei Einschulungskindern in einer ländlichen Region”) in einer landwirtschaftlich intensiv genutzten Region Eltern zu Atemwegssymptomen und Atopien ihrer 5- bis 6-jährigen Kinder befragt. Zur Erhebung von respiratorischen und allergischen Symptomen und korrespondierenden Risikofaktoren wurde ein Fragebogen mit standardisierten Fragebogenmodulen der ISAAC-Studien eingesetzt. Als Neurodermitisindikator wurden die Kriterien von Williams benutzt, dazu wurde auf sichtbare Zeichen für ein Beugenekzem untersucht. Bei einem Teil der Kinder wurde der SX1-Test als In-vitro-Screeningtest auf inhalative IgE mediierte Sensibilisierungen aus Kapillarblut durchgeführt. Die individuelle Exposition gegenüber Bioaerosolemissionen (Endotoxin, Pilzkonzentration, Gesamtkeimkonzentration und Gesamtstaub) aus Tierställen wurde auf der Basis eines Lagrange-Ausbreitungsmodells geschätzt, in das die Emissionsraten und genaue Lokalisation der Ställe eingehen. Insgesamt wurden 7943 Fragebogen (Responserate > 85 %) analysiert, von denen 3867 für die Zusammenhangsrechnungen zwischen der Exposition gegenüber Endotoxin aus benachbarten Stallanlagen und asthmatischen Symptomen verwendet wurden. In den multivariaten logistischen Regressionsmodellen wurde eine atopische Erkrankung der Eltern als potenzieller Effektmodifizierer und nicht als Confounder behandelt. Die Prävalenzen erfragter Symptome liegen im Bereich anderer Studien, z. B. für „Giemen in den letzten 12 Monaten” 15,9 % bei Jungen und 12,9 % bei Mädchen. Nur bei Kindern atopischer Eltern ist mit steigender Exposition eine Prävalenzerhöhung für die asthmatischen Symptomen zu erkennen: Das multivariat kontrollierte Odds Ratio pro Einheit logarithmiertes Endotoxin beträgt 1,15, p-Wert: 0,016. Ähnliche Effekte zeigen sich auch für andere Asthmaindikatoren, nicht jedoch wenn subjektive Kriterien für die Exposition, wie der erfragte Abstand zum nächsten Tierstall, herangezogen werden. Unter den insgesamt analysierten potenziellen Zusammenhängen zwischen der Exposition gegenüber Bioaerosolen und asthmatischen und allergischen Symptomen sind lediglich wenige statistisch signifikant. Der hier dargestellte Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen Endotoxin und asthmatischen Symptomen bei prädisponierten Kindern bedarf weiterer Untersuchungen.

Abstract

Although health effects of occupational exposures to livestock emissions are known, potential associations between living in the neighbourhood of intensive livestock facilities and the risk of developing respiratory or allergic diseases are still under discussion. During routine school entry examinations in selected rural districts in Lower Saxony we asked parents about respiratory and allergic symptoms of their 5 - 6 year old children. A questionnaire with standardised questions of the ISAAC-Studies for respiratory and allergic symptoms and corresponding risk factors was used. Complementarily the children were examined for visible signs of flexural dermatitis and in a subsample the SX1-test was used as an in vitro test for inhalative IgE mediated sensibilisations in capillary blood. Individual exposure to bioaerosols (endotoxin, fungi, bacteria and total dust) coming from livestock facilities was estimated using a Lagrange dispersion model based on the emission rates and locations of the lifestock facilities. A total of 7943 questionnaires (response rate over 85 %) were analysed, of which 3867 could be used for the correlation analyses between exposition to endotoxin and asthmatic symptoms. Multivariate logistic regression models were analyzed, considering an atopic disease of the parents as a potential effect modifier and not as a confounder. The prevalence of allergic and asthmatic symptoms is similar to the results of other comparable studies, e. g. “wheezing in the last 12 months” 15.9 % for boys and 12.9 % for girls. An increase in the prevalence of asthmatic symptoms for higher endotoxin levels was observed only for children of atopic parents. The multivariate controlled odds ratio for one unit logarithm endotoxin concentrations is 1.15, p-value 0.016. Similar effects were observed for other asthma indicators, but not for subjective criteria of the exposition, e. g. the distance to the next large livestock facility guesstimated by parents. Among the overall analysed potential associations between exposition to bioaerosols and asthmatic and allergic symptoms only a few were statistically significant. The discussed association between endotoxin and asthmatic symptoms in predisposed children needs further investigation.

Literatur

1 „International Study of Asthma and Allergies in Childhood”.

Michael Hoopmann

Niedersächsisches Landesgesundheitsamt

Roesebeckstr. 4 - 6

30449 Hannover

eMail: Michael.Hoopmann@nlga.niedersachsen.de