physioscience 2006; 2(2): 86
DOI: 10.1055/s-2006-926751
Berichte aus Forschung und Lehre

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Symposium „Versorgungsforschung als Instrument zur Gesundheitssystementwicklung”

Ch Zalpour
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Publication Date:
19 May 2006 (online)

Das Symposium, zu dem auch der Autor dieses Berichts eingeladen war, fand vom 10. - 11. März in Mainz in der Akademie der Wissenschaften und Literatur in Kooperation mit der Bundesärztekammer (BÄK) statt. Versorgungsforschung (VF, engl. health services research) kann als wissenschaftliche Untersuchung der Versorgung des Patienten durch gesundheitliche Dienstleistungen unter Alltagsbedingungen definiert werden.

Anlass des Symposiums war die Initiative der BÄK, für das wichtige Thema der Versorgungsforschung eine entsprechende Plattform bereitzustellen und damit zum Ausbau eines Netzwerks beizutragen. Begleitet wird diese Initiative unter anderem durch die Ausschreibung der BÄK [1] [2] vom Oktober 2005, insgesamt 4,5 Millionen Euro über 6 Jahre für ausgewählte wissenschaftliche Projekte zum Thema durchzuführen. Als Schwerpunktbereiche wurden dafür die Ökonomisierung des Gesundheitswesens, Leitlinienentwicklung und der so genannte Physicians Factor festgelegt.

Nachdem die erste in ein 2-stufiges Verfahren gegliederte Antragsrunde abgeschlossen ist, kann eine erste Bilanz gezogen werden: Prof. Dr. Fuchs, Hauptgeschäftsführer der BÄK, fasste hierzu zusammen, dass insgesamt 171 Anträge mit sehr unterschiedlichen Fragestellungen eingegangen waren, aus denen für die zweite Runde 39 Antragsteller ausgewählt worden waren, einen detaillierte Arbeitsplan einzureichen. Von diesen wurden mittlerweile insgesamt 19 für eine konkrete Projektförderung (bis zu 200.000,00 Euro pro Einzelprojekt über maximal 3 Jahre) ausgewählt.

An dem Symposium, das sich in Schwerpunkte, Methoden, Leistungen und Perspektiven der VF, Erwartungen der Akteure des Gesundheitswesen an die VF und VF zwischen wissenschaftlichem Anspruch, gesetzlicher Verankerung und Politikberatung gliederte, nahmen ca. 100 Experten und Interessierte teil.

Weitere wichtige Förderinitiativen bestehen seitens der deutschen Forschungsgemeinschaft DFG, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und der EU (VF ist Bestandteil des 7. Forschungsrahmenplans). Als internationale Datenbanken zum Thema VF stehen unter dem Suchwort Health services research aus den USA in der National Library of Medicine und in Großbritannien unter der Directory of Clinical Databases zur Verfügung. Deutsche Publikationen finden sich z. B. unter dem Stichwort Gesundheitsberichterstattung.

Auch wenn die Physiotherapie nicht explizit erwähnt wurde, sollten unsere wissenschaftlichen Anstrengungen in die Gesundheitssystementwicklung und Versorgungsforschung gehen, da zukünftige Allokationsentscheidungen von den Ergebnissen der VF abhängig sind. Die akademische Physiotherapie muss sich hier noch (z. B. durch Beteiligung an Verbundanträgen) besser aufstellen und ihre Möglichkeiten deutlicher formulieren, sich an der Gestaltung eines sich verändernden Gesundheitssystems zu beteiligen.

Literatur

  • 1 Bundesärztekammer .Ausschreibung. Deutsches Ärzteblatt. Deutsches Ärzteblatt Jg. 102 Heft 37 16. September 2005 (siehe auch: www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=suche&id=48385). 
  • 2 Bundesärztekammer .Ausschreibung www.bundesaerztekammer.de/30/Versorgungsforschung/index.html . 

Prof. Dr. Christoff Zalpour

FH Osnabrück

Caprivistr. 30a

D-49076 Osnabrück

Email: c.zalpour@fh-osnabrueck.de

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