Intensivmedizin up2date 2006; 2(2): 121-137
DOI: 10.1055/s-2006-925294
Internistische Intensivmedizin
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Akut lebensbedrohliche Rhythmusstörungen

Jürgen  Kuschyk, Martin  Borggrefe
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Publication Date:
17 May 2006 (online)

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Kernaussagen

Bradykarde Rhythmusstörungen. Die Ursachen bradykarder Rhythmusstörungen sind vielfältig. In der Notfallsituation wird je nach Symptomatik Atropin oder Adrenalin gegeben. Bei Erfolglosigkeit schließt sich eine temporäre transkutane oder transvenöse elektrische Stimulation an. Sollte die Bradykardie persistieren und lässt sich eine kausale Behandlung nicht durchführen, ist die Indikation zur Implantation eines permanenten Schrittmachers gegeben.

Tachykarde Rhythmusstörungen. Tachykarde Rhythmusstörungen werden eingeteilt in supraventrikuläre und ventrikuläre Rhythmusstörungen. Breitkomplextachykardien werden in der Akutsituation als ventrikuläre Tachykardien interpretiert. Sofern möglich, sollte immer ein 12-Kanal-EKG abgeleitet werden. Die Therapie der tachykarden Rhythmusstörungen ist entweder elektrisch (Kardioversion oder Defibrillation) oder medikamentös.

supraventrikuläre Tachykardien: Bei regelmäßigen Schmalkomplextachykardien wird ein Vagusreiz ausgelöst oder Adenosin gegeben. Dadurch wird eine AV-Knoten-Reentry-Tachykardie beendet oder ein Vorhofflattern mit 2 : 1-Überleitung demaskiert. Tachykardes Vorhofflimmern als häufigste Arrhythmie wird mit Betablocker oder Calciumantagonisten und ggf. Digitalis behandelt, bei hämodynamischer Intoleranz wird kardiovertiert. Vorhofflattern wird medikamentös wie Vorhofflimmern behandelt, ggf. kardiovertiert oder überstimuliert.

ventrikuläre Tachykardien: Bei hämodynamischer Instabilität wird kardiovertiert bzw. defibrilliert. Monomorphe ventrikuläre Tachykardien können medikamentös mit Amiodaron, alternativ Ajmalin therapiert werden. Ajmalin ist kontraindiziert bei kardialer Dekompensation oder beim akuten Koronarsyndrom. Kammerflimmern muss defibrilliert werden unter Bevorzugung biphasischer Schockformen (120 - 200 J). Bei elektrisch therapierefraktärem Kammerflimmern sollte Amiodaron erwogen werden. Für primär elektrische Erkrankungen wie das Brugada-Syndrom oder das Long- und Short-QT-Syndrom gelten teils abweichende Therapieempfehlungen. Hierbei steht evtl. die Implantation eines ICD im Vordergrund.

Bedrohliche Arrhythmien bei ICD-Patienten und ICD Fehlfunktion. Typische Fehlfunktionen des ICD sind eine inadäquate Energieabgabe bei supraventrikulären Tachykardien oder Elektrodenproblemen, eine ausbleibende Reaktion bei ventrikulären Tachyarrhythmien oder eine ineffektive Energieabgabe. Elektroden- oder Batterieprobleme müssen chirurgisch korrigiert werden. Supraventrikuläre Tachykardien werden medikamentös behandelt oder konvertiert. Beim elektrischen Sturm ist eine antiarrhythmische und elektrische Therapie erforderlich. Um eine Batterieerschöpfung zu verhindern, ist es sinnvoll, den ICD zu inaktivieren. Nach der Akuttherapie wird der Patient in ein spezialisiertes Zentrum mit der Möglichkeit zur Radiofrequenzablation verlegt.

Literatur

Dr. med. Jürgen Kuschyk

I. Medizinische Klinik · Universitätsklinikum Mannheim

Theodor-Kutzer-Ufer 1-3 · 68167 Mannheim

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