Kardiologie up2date 2006; 2(1): 93-102
DOI: 10.1055/s-2006-925237
Aortenerkrankungen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Genetik von Aortenerkrankungen

Bart  L.  Loeys , Anne  M.  De Paepe
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Publikationsdatum:
20. April 2006 (online)

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Einleitung

Aneurysmen und Dissektionen. Aortenaneurysmen und -dissektionen sind für den Tod von 1 - 2 % der Bevölkerung in den Industriestaaten verantwortlich. Als Aneurysma versteht man die Erweiterung der Aorta, welche 50 % der altersentsprechenden Größennorm überschreitet. Sie sind am häufigsten infrarenal (abdominales Aortenaneurysma) und am zweithäufigsten in der Aorta ascendens (thorakales Aortenaneurysma) zu finden.

Einer Aortendissektion liegt der Einriss der Intima zugrunde. Durch diesen Riss dringt Blut in die Media und separiert die Aorta in ein wahres und ein falsches Lumen.

Basierend auf der Stanford-Klassifikation wird die Dissektion unterteilt in Typ A und Typ B. Über 95 % der thorakalen Aortendissektionen entstehen

entweder in der Aorta ascendens wenige Zentimeter distal der Aortenklappe (Dissektionen vom Typ A) oder in der Aorta descendens auf der Höhe des Abgangs der linken A. subclavia (Dissektionen vom Typ B).

Pathogenese. Zur Pathogenese tragen sowohl genetische als auch exogene Faktoren bei. Abdominale Aortenaneurysmen und -dissektionen sind häufig mit identifizierbaren Risikofaktoren verbunden (z. B. Bluthochdruck oder Rauchen) und treten im Allgemeinen im höheren Alter auf, ohne dass es in der Familienanamnese entsprechende Hinweise gäbe. Das ist bei thorakalen Aortenaneurysmen/-dissektionen genau umgekehrt, besonders wenn die Aorta ascendens betroffen ist: Die Familienanamnese ist bei jüngeren Menschen häufig positiv, während meist keine Risikofaktoren identifizierbar sind, was eine starke genetische Prädisposition vermuten lässt.

Schon seit einigen Jahren ist bekannt, dass thorakale Aortenaneurysmen und Dissektionen (TAAD) in Verbindung mit genetischen Syndromen auftreten, insbesondere dem Marfan-Syndrom (MFS). Neuere Studien konzentrieren sich jedoch darauf, den Anteil genetisch bedingter Erkrankungen an nichtsyndromalen TAAD zu finden.

Bei ungefähr 20 % der Patienten mit einem thorakalen Aortenaneurysma ist die Familienanamnese positiv [1].

Aortenaneurysma

Aortenaneurysma = Erweiterung der Aorta >50 % der altersentsprechenden Größennorm,

Typ-A-Dissektion: in der Aorta ascendens wenige Zentimeter distal der Aortenklappe,
Typ-B-Dissektion: in der Aorta descendens auf der Höhe des Abgangs der linken A. subclavia,

abdominale Aortenaneurysmen: häufig identifizierbare Risikofaktoren, höheres Alter, keine Hinweise in der Familienanamnese,

thorakale Aortenaneurysmen: positive Familienanamnese, jüngere Patienten, meist keine Risikofaktoren.

Literatur

Dr. Bart L. Loeys
Prof. Dr. Anne M. De Paepe

Center for Medical Genetics

Universitair Ziekenhuis Gent · Gent University Hospital · De Pintelaan 185 · 9000 Gent · Belgien

eMail: bart.loeys@UGent.be