Die schädlichen Effekte eines exzessiven Alkoholkonsums sind gut belegt, aber der
Effekt eines moderaten Konsums ist unsicher. Dieser sollte in der vorliegenden Studie
identifiziert werden.
Einschlusskriterien: Teilnehmerinnen der "Nurse Health Study" (seit 1976)
Ausschlusskriterien: "community-dwelling", keine Schlaganfalldiagnose, mündliche Zustimmung zur Befragung
am Telefon, schriftliche Zustimmung zur genetischen Unterstudie (Apolipopotein E)
Ausschluss von sog. "heavy drinkers", Frauen mit instabilen Trinkmustern sowie Frauen
mit einem Konsum von mehr als 30 g Alkohol; Antidepressiva waren ebenfalls Ausschlusskriterium
Studiendesign: Zwischen 1995 und 2001 wurden die kognitiven Funktionen von 12480 Teilnehmerinnen
der "Nurses Health Study" evaluiert. Die Probandinnen waren zwischen 70 und 81 Jahren
alt. Ein follow-up folgte bei 11102 Personen zwei Jahre später. Ab 1995 Durchführung
eines Telefoninterviews (TICS)
Zusätzliche Unterstudie über den fraglichen Zusammenhang zwischen dem Vorliegen des
Apolipoprotein-E-Genotyps und den untersuchten Variablen
Studienort: Gesamte Vereinigte Staaten
Resultat: Moderate Alkoholkonsumentinnen (Konsum von weniger als 15,0 g reinen Alkohols am
Tag) hatten signifikant bessere kognitive Scores als Nichtkonsumentinnen: Das relative
"impairment" lag bei 0,77; der Wert für kognitiven "decline" lag bei 0,85
Bei höheren Trinkmengen (15 bis 30 g Alkohol) waren keine signifikanten Korrelationen
zum Risiko von kognitivem "impairment" oder "decline" nachzuweisen (höhere Trinkmengen
wurden von der Studie nicht erfasst.)
Die Art des konsumierten Alkohols spielte offenbar keine Rolle, und es gab auch keine
Korrelationen zum Genotyp Apolipoprotein E
Kommentar: Hohe Aussagekraft der Studie durch sehr hohe Fallzahlen und kontrollierten Ausschluss
einer großen Zahl an potenziellen Störvariablen, hohe Reliabilität der verwendeten
Instrumente (v.a. TICS)
Kognitiver Benefit durch moderaten Alkoholkonsum ist plausibel angesichts der gesicherten
starken Korrelation zwischen moderatem Alkoholkonsum und verringertem kardiovaskulären
Risiko
Alkohol selbst scheint der protektive Faktor zu sein
Kritik: Erhoben wurde der von den Probandinnen selbst bekundete Alkoholkonsum
Dr. med. M. Seeber,
Rheinische Kliniken Essen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie