Notfall & Hausarztmedizin (Notfallmedizin) 2005; 31(11): 545
DOI: 10.1055/s-2005-925569
Medizin & Internet

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Mit VMWare geht es jetzt doch

Niemals mit dem Praxisrechner surfen?Rainer H. Bubenzer
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Rainer H. Bubenzer

Hamburg

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Publication Date:
02 January 2006 (online)

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Surfen in der Praxis und gar mit dem Praxisrechner? Unsere Empfehlung lautete bisher immer und immer wieder: Nein und nochmals nein! Der Grund ist einfach: Zu viele Sicherheitslücken in den jeweiligen Betriebssystemen und zu viele aggressive Attacken aus dem Internet stellen ein zu großes Risiko für die Praxisverwaltungssoftware (PVS) und dabei vor allem die Patienten-, Behandlungs-, Abrechnungs- oder Finanzdaten dar.

Für Praxeninhaber, die - aus welchen Gründen auch immer - ihr PVS-System auch zum Surfen oder für eMail-Kommunikation nutzen und eben nicht den immer wieder empfohlenen Extra-PC benutzen (z. B. billig bei eBay gekauft), gibt es ab sofort eine Möglichkeit, mit maximaler Sicherheit den eigenen PC zur Internet-Nutzung zu verwenden (natürlich auch zu Hause).

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Das Sandkasten-Prinzip

Das Konzept hierfür ist schon alt und wird „Sandkasten-Prinzip” (sandboxing) genannt. Gemeint ist damit die vollständige Trennung von Prozessen, die auf ein und demselben Rechner aktiv sind. Tatsache ist, dass alle Versuche gescheitert sind, Internet-Anzeigeprogramme wie Internet Explorer und Firefox oder eMail-, FTP- oder Telefonie-Programme vollständig sicher von anderen Programmen abzuschotten. Es vergeht kein Tag, an dem nicht neue Sicherheitslöcher in dieser Software entdeckt werden. Klar ist auch, dass die beste Lösung entweder ein zusätzlicher Internet-PC ist. Oder wenigstens der Start eines kompletten Betriebssystems plus Internet-Browser von der CD-ROM - ohne irgendwelche Festplatten-Zugriffsmöglichkeiten. Da diese Lösungen manchen zu teuer erscheinen oder unpraktisch sind, bietet sich jetzt eine kostengünstige Alternative: Der Aufbau einer Sandbox auf einem normalen Gast-PC (host), der Start eines virtuellen PCs in dieser komplett vom Host getrennten Sandbox und die Nutzung der physikalischen Internet-Anbindung des Host-PCs.

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Virtualisierung

Dieses funktioniert mit Hilfe einer an sich recht teuren Software, die erst vor wenigen Wochen für solche Aufgaben frei und kostenlos zur Verfügung gestellt worden ist, nämlich VMWare. VMWare ist eine komplexe Software, die komplette PCs auf Intelbasis emuliert, das heißt per Software nachbaut. Diese so genannte Virtualisierungs-Software erlaubt es, alle Betriebssysteme, die auf Intel-PCs installierbar sind, auch in einer virtuellen VMWare-Maschine zu installieren (und natürlich alle dazugehörenden Programme). VMWare für Endandwender gibt es als Aufsatz auf Windows- oder Linux-Hosts. Die installierten Betriebssysteme sind dann jedoch völlig wahlfrei. So kann ein beliebiges Linux auf einem Windows-PC oder - umgekehrt - alle Windows-Versionen auf Linux-PCs laufen. Demnächst wird sogar das Betriebssystem des Macs lauffähig sein. Weitere Informationen über VMWare erhalten Sie bei www.vmware.com. Und über das Microsoft-Konkurrenzprodukt Virtual PC bei www.microsoft.com/germany/virtualpc.

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Kostenloser Player

Der jetzt verfügbare kostenlose VMWare-Player erlaubt es, die Basisfunktionen von VMWare zu nutzen (entweder auf einem Windows- oder einem Linuxrechner) und dann eine - von anderen erstellte - virtuelle Maschine einzuspielen und zu nutzen. Der Download des Players erfolgt bei www.vmware.com/download/player (ca. 30 MB, nur sinnvoll bei DSL-Anschluss). Die Installation dauert zwischen 5-15 Minuten, wobei besonders auch die zum Surfen nötige Hardware (Netzwerkkarte, Modem, ISDN-Karte, WLAN) automatisch erkannt und eingebunden wird. Dann wird eine von VMWare vorbereitete virtuelle Maschine („Browser-Appliance”) downgeloadet: download3.vmware.com/software/vmplayer/ Browser-Appliance-1.0.0b2.zip. Mit dem Erscheinen dieses Artikels stehen vermutlich neuere Versionen zur Verfügung. Diese sollten über die zuvor angegebene Player-Website auffindbar sein. Die virtuelle Maschine umfasst ein Open-Source-Linux (Ubuntu Linux 5.04), auf dem unter anderem Mozilla Firefox 1.0.7 installiert ist.

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Infektiosität egal

Nach Entpacken des rund 200 MB großen Softwarepaketes in ein beliebiges Verzeichnis rufen Sie dann den VMWare-Player auf, laden die Browser-Appliance, starten sie und wenige Minuten später können Sie nach Herzenslust surfen, sich mit Viren infizieren lassen, Websites mit bösartigen aktiven Inhalten aufsuchen - und immer sicher sein, dass Ihr Host-Rechner und seine Software und die Daten keinen Schaden nehmen können. Und natürlich können Sie als Windows-Nutzer einfach mal Basisfunktionen von Linux ausprobieren. Ach ja: Wenn die Browser Appliance verseucht oder abgestürzt ist, brauchen Sie nur die Schnappschuss-Funktion des Players anklicken. Und schon steht der jungfräulich uninfizierte Linux-Rechner wie zum Zeitpunkt der Installation wieder zur Verfügung. Dass die fehlenden Funktionen der rund 150 Euro VMWare Workstation-Version auch problemlos in der kostenlosen Playerversion nachrüstbar sind, wie findige Nutzer rausgefunden haben, soll hier nur am Rande erwähnt werden.

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Rainer H. Bubenzer

Hamburg

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Rainer H. Bubenzer

Hamburg