Notfall & Hausarztmedizin (Hausarztmedizin) 2005; 31(11): 514
DOI: 10.1055/s-2005-923691
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Sekundärprophylaxe bei Myokardinfarkt - Omega-3-Fettsäureester senken Mortalität um weitere 20%

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Publication Date:
02 January 2006 (online)

 
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Die medikamentöse Standardtherapie, verknüpft mit einem gesunden Lebensstil, bewirkt eine signifikant verminderte Mortalität bei Postinfarkt-Patienten. Mit der täglichen Zufuhr von hochkonzentrierten langkettigen Omega-3-Fettsäuren als Ethylester ist die Sekundärprävention noch weiter zu verbessern.

In Italien werden Patienten nach Myokardinfarkt seit der GISSI (Gruppo Italiano per le Studio della Sopravivenza nell` Infarto miocardio)-Studie auf "breiter Front" zusätzlich mit diesen Substanzen versorgt: In der vierarmigen Untersuchung bei 11324 Postinfarkt-Patienten wurde zusätzlich zur Standardtherapie (Kontrollen) entweder Omega-3-Fettsäureester oder Vitamin E oder beides kombiniert verabreicht, erläuterte Prof. Dietrich Strödter, Leiter der kardiologischen Ambulanz am Universitätsklinikum Gießen. Im Vergleich zu den Kontrollen zeigte sich in der Gruppe, die täglich 1 g Omega-3-Fettsäuren - Hauptbestandteile: Icosapent- (Eicosapentaen=EPA) und Doconexent (Docosahexaensäure= DHA)-Ethylester - zuführte, eine um 20% verminderte kardiovaskuläre Mortalität (nichttödliche Myokardinfarkte und Apoplexien). Bei den sekundären Endpunkten ergab sich ein um 45% vermindertes Risiko für einen plötzlichen Herztod, wobei der Nutzen bereits nach drei Monaten nachweisbar war.

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Aktuelle Leitlinien empfehlen Omega-3-Fettsäuren in Evidenzklasse 1

In den aktuellen Leitlinien der European Society of Cardiology wird deshalb - ebenso wie in den USA - der Einsatz von Omega-3-Fettsäuren zur Sekundärprävention inzwischen in Evidenzklasse 1 empfohlen. Mit Fischmahlzeiten allein ist es nach Worten von Prof. Werner Richter, Windach, schwierig und recht teuer, die notwendige Menge der geeigneten Fettsäuren aufzunehmen. Die frei verkäuflichen Fischöle wiederum enthalten nur 20-30% Omega -3-Fettsäuren, ausreichende Spiegel im Körper werden mit einer erheblichen Kalorienzufuhr erkauft. Im Omega-3-Ethylester 90[1] liegt der Gehalt dagegen bei 90% hochgereinigter EPA- und DHA-Ester.

Das Präparat wird derzeit in Deutschland in der OMEGA-Studie geprüft, in 92 kardiologischen Zentren sind inzwischen mehr als 2300 Patienten rekrutiert; ab dem dritten Tag nach Infarkt erhalten sie über ein Jahr entweder die Fettsäuren-Ester oder Plazebo. Primärer Endpunkt ist das Risiko des plötzlichen Herztodes nach einem Jahr; zusätzlich wird eine mögliche antidepressive Wirkung evaluiert. Angelaufen ist auch eine Untersuchung, in der die Verbesserung der Prognose von 7000 Patienten mit Herzinsuffizienz geprüft wird (GISSI-HF). In einer weiteren Studie werden Diabetiker ohne kardiovaskuläre Erkrankung mit Omega-3-Fettsäuren behandelt, um einen primärpräventiven Effekt nachzuweisen.

Zodin® ist zur Sekundärprävention nach Herzinfarkt sowie zur Behandlung der Hypertriglyceridämie zugelassen; das Präparat ist verschreibungspflichtig und erstattungsfähig, die Tagestherapiekosten liegen bei einem Euro. Die Verträglichkeit ist laut Richter gut, gastrointestinale Beschwerden und "fischiges Aufstoßen" sind selten.

Dr. Renate Leinmüller, Wiesbaden

Quelle: Launch-Pressekonferenz "Zodin® zur Sekundärprävention nach Herzinfarkt zugelassen", September 2005 in Frankfurt. Veranstalter: Trommsdorff GmbH & Co. KG Arzneimittel, Alsdorf.

1 Zodin®, Trommsdorff GmbH & Co. KG Arzneimittel

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