Notfall & Hausarztmedizin (Notfallmedizin) 2005; 31(10): A 452
DOI: 10.1055/s-2005-922839
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Hepatitis C - Erfolgreiche Therapie bedeutet Heilung der Infektion

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Publication Date:
30 November 2005 (online)

 
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Virushepatitiden stellen weltweit die häufigste Ursache infektiöser Lebererkrankungen dar. Während Hepatitis A und B den meisten Ärzten wohlbekannt sind, kann das Wissen um Hepatitis C nicht als befriedigend eingestuft werden. Den wenigsten Betroffenen ist die Ursache ihrer Beschwerden bekannt, noch wird sie von den behandelnden Ärzten erkannt. Schuld an der hohen Dunkelziffer nicht erkannter Fälle sind die relativ unspezifischen Beschwerden wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Konzentrationsschwäche, oder "typische" Oberbauchschmerzen. So sind in Deutschland derzeit nur 20% der geschätzten 800000 chronisch Hepatitis C-Infizierten überhaupt diagnostiziert. Der schwerwiegende chronische Verlauf einer unbehandelten Hepatitis C (zirka 80% aller Infizierten entwickeln letztendlich eine Leberzirrhose) unterstreicht die immense Bedeutung einer gezielten Diagnostik und Einleitung einer entsprechenden Therapie.

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Kein klarer Infektionsweg bei 40% der Betroffenen

Bei immerhin 40% der Betroffenen ist kein klarer Infektionsweg erkennbar. Zu Risikogruppen, in denen sich eine hohe HCV-Durchseuchung findet, zählen neben dem oft überschätzen Anteil der i. v. Drogenabhängigen (10%) insbesondere Dialysepatienten (37%) und Zugezogene aus bestimmten Risikogebieten. Bei diesen Personen, sowie bei Tätowierten sollte bei Angabe unspezifischer Symptome eine Bestimmung der Leberwerte (GPT) routinemäßig durchgeführt werden. Bereits geringfügige Erhöhungen dieses Laborparameters können auf eine Virushepatitis hinweisen und müssen nach Empfehlungen des Robert Koch-Instituts abgeklärt werden.

Als nächsten diagnostischen Schritt regt Dipl.-Med. Frank Ackermann, Greiz, die HCV-Antikörper-Bestimmung an. Diese wird auch im neuen EBM 2000plus budgetneutral durch die Pseudoziffer 32006 abgerechnet. Ein positiver Befund ist dringend auf HCV verdächtig und sollte entweder über eine PCR (HCV-RNA) verifiziert oder gleich einem Spezialisten vorgestellt werden. Mit der Bestimmung von HCV-Antikörpern und HBsAg erkennt man über 99% der chronischen HBV und HCV-Infektionen.

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Indikationen für eine Therapie der HCV-Infektion

Schwierig ist es jedoch nach Erfahrung von Dr. Holger Hinrichsen, Kiel, die Entscheidung zu treffen, welcher Patient einer Therapie der HCV-Infektion zugeführt werden sollte. Die Indikation ergibt sich aus der klinischen Symptomatik auf der einen Seite und der möglichen Progression zur Leberzirrhose, Karzinomentstehung und Leberversagen auf der anderen Seite. Demgegenüber müssen Begleiterkrankungen, das Alter und das Nebenwirkungsspektrum der antiviralen Medikation berücksichtigt werden. Einen frühzeitigen Einsatz effektiver antiviraler Konzepte zur Vermeidung der Endstadien einer chronischen HCV-Infektion forderte Prof. Siegbert Rossol, Rüsselsheim. Eine erfolgreiche Therapie resultiert in einer zusätzlichen Lebensdauer von bis zu 5,5 Jahren für die Patienten, die Lebensqualität wird signifikant verbessert. In den letzten Jahren konnte zudem gezeigt werden, dass die erfolgreiche Therapie in der Regel mit einer lebenslangen Virusfreiheit und damit einer Heilung der Infektion gleichzusetzen ist.

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Wahl der optimalen Therapie, Dosis und Therapiedauer

Mit der Kombinationstherapie aus pegyliertem Interferon alfa-2a und dem Nukleosid-Analogon Ribavirin konnte in den letzten Jahren ein bedeutender Fortschritt gegenüber einer Monotherapie mit Standardinterferon erreicht werden. Die Heilungschancen liegen mit diesem Therapieregime je nach Genotyp zwischen 50 und 90% betonte Hinrichsen. Die Kombination weist einen synergistischen Effekt auf die Absenkung der Viruslast auf. Während PegInterferon als Monotherapeutikum zugelassen ist, ist Ribavirin allein unwirksam und darf nicht als Monotherapeutikum eingesetzt werden. Aufgrund der häufig langen Therapiedauer von 48 Wochen bei Patienten mit der Genotyp 1-Infektion, ist ein professionelles Nebenwirkungsmanagement begleitend zur Therapie anzuraten.

Die richtige und frühzeitige Indikationsstellung, die optimale Therapiedosis und -dauer, das richtige Reagieren auf Nebenwirkungen der antiviralen Therapie sowie die umfangreiche Aufklärung des Patienten über die Therapieziele und die zu erwartenden Nebenwirkungen führen dann sicher zu einer Heilungsrate der Infektion in über 50% der behandelten Patienten, so das Fazit von Hinrichsen.

Daniel Bomar

Quelle: Pressekonferenz "Keine Scheu vor Hepatitis C" im Rahmen der 111. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), April 2005 in Wiesbaden; Veranstalter: Hoffmann-La Roche AG, Grenzach-Wyhlen.