Notfall & Hausarztmedizin (Notfallmedizin) 2005; 31(10): A 440
DOI: 10.1055/s-2005-922827
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Prophylaxe bei Häufig-Migräne - Mehr migränefreie Zeit mit Topiramat

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Publication Date:
30 November 2005 (online)

 
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Migräne kann bei den Betroffenen und auch ihren Angehörigen zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Sie ist charakterisiert durch einen meist halbseitigen, hämmernden, stechenden, pulsierenden Kopfschmerz, der von Übelkeit, Erbrechen, Lichtscheu, Lärm- und Geruchsempfindlichkeit begleitet sein kann. Die Patienten sind häufig komplett leistungsunfähig und ziehen sich in ein dunkles, kühles Zimmer zurück. Die indirekten Kosten der migränebedingten Arbeitsausfälle sind beträchtlich. Noch Tage nach einem Migräneanfall weisen viele Betroffene einen starken Erschöpfungszustand auf.

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Indikation für eine Migräneprophylaxe

Zur Akuttherapie der Migräne haben sich die Triptane bewährt. Wie Prof. Hans Christoph Diener auf einer Pressekonferenz in München[1] vorstellte, benötigen aber viele Patienten auch eine Migräneprophylaxe. Die Indikation für eine Prophylaxe besteht nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft bei besonderem Leidensdruck und Einschränkung der Lebensqualität: Bei drei und mehr Migräneattacken pro Monat, bei Attacken, die länger sind als 72 Stunden, oder bei Patienten, die nicht auf Akutmedikamente ansprechen bzw. Nebenwirkungen nicht tolerieren, bei komplizierten Migräneattacken mit lang anhaltenden Auren und bei Zunahme der Attackenfrequenz und Einnahme von Schmerz- oder Migränemitteln an mehr als zehn Tagen pro Monat. Etwa acht bis zehn Prozent der Bevölkerung leiden unter episodischer Migräne und erfüllen diese Kriterien.

Zur Migräneprophylaxe werden als Mittel der ersten Wahl bisher die Betablocker Metoprolol und Propranolol sowie der Kalziumantagonist Flunarizin empfohlen. Auch die Behandlung mit Topiramat oder Valproinsäure ist wirksam. Topiramat erhielt jetzt am 25.07.05 die Zulassung zur Prophylaxe von Migräne unter dem Handelsnamen Topamax® MIGRÄNE, wenn eine Therapie mit Betablockern nicht indiziert ist, nicht erfolgreich war oder nicht vertragen wurde. Aufgrund der Datenlage wurde Topiramat in die neuen Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft als Migräneprophylaktikum erster Wahl aufgenommen.

"Eine Prophylaxe bei häufigen Migräneattacken sollte durchgeführt werden und das rechtzeitig", betonte Diener. Das A und O dabei ist, die Patienten ausreichend aufzuklären, dass Medikamente auch Nebenwirkungen haben und ihre Wirksamkeit erst nach einigen Wochen spürbar werden können. Die medikamentöse Therapie sollte außerdem durch nichtmedikamentöse Verfahren und durch Ausdauersport ergänzt werden. Belegt sind progressive Muskelrelaxation und kognitive Therapie sowie Biofeedback.

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Studienergebnisse mit Topiramat bei Migräne

Prof. Andreas Straube, München, stellte die Studienergebnisse mit Topiramat zur Migräneprophylaxe vor ([1], [2], [3]). Insgesamt erhielten 1700 Patienten über mindestens 26 Wochen Topiramat in den Dosierungen 50, 100 und 200 mg/Tag oder Plazebo. Bereits mit 50 mg verringerte sich die Migränehäufigkeit signifikant. Die besten Ergebnisse wurden mit einer Dosis von 100 mg/Tag erreicht. Bei der Einnahme sollte mit 25 mg am Abend langsam begonnen werden. Keinen zusätzlichen statistischen Benefit für die Patienten im Vergleich zur 100-mg-Dosierung ergab die 200-mg-Dosierung. Mit 100 mg/Tag kann die Attackenzahl bei jedem zweiten Patienten um mindestens 50% abnehmen (Abb. [1]).

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In den Studien konnte eine frühe Wirksamkeit innerhalb der ersten vier Wochen gezeigt werden, wodurch laut Straube die Compliance verbessert wird. Die Reduktion der Attacken führte auch zu einem Rückgang der Akutmedikation. Die häufigsten, in der Regel temporäre Nebenwirkungen waren akrale Parästhesien. Auch bei der Migräneprophylaxe führte Topiramat zu einer mittleren Gewichtsabnahme von 2-6%, diese Nebenwirkung wird jedoch von den meisten Patienten gerne in Kauf genommen. Blutdruck und Kreislauf blieben unverändert. Bei einem kleinen Teil der Patienten kam es jedoch, wie bereits aus der Epilepsietherapie bekannt, zu Nebenwirkungen wie Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen und Sprachschwierigkeiten. Treten diese Nebenwirkungen in den ersten Wochen der Behandlung auf, sollte die Therapie nach Versuch einer Dosisreduktion beendet werden.

KW

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Literatur

  • 1 Brandes JL . Topiramate for Migraine Prevention. A randomized controlled trial.  JAMA. 2004;  291 (8) 965
  • 2 Diener HC . et al. . Topiramate in migraine prophylaxis - results from a placebo-controlled trial with propranolol as an active control.  J Neurol. 2004;  251 (8) 943-950
  • 3 Silberstein SD . et al. . Topiramate in Migraine Prevention. Results of a large controlled trial.  Arch Neurol. 2004;  61 490

1 Einführungspressekonferenz "TOPAMAX® MIGRÄNE - Mehr migränefreie Zeit am 25. August 2005 in München, veranstaltet von Janssen-Cilag

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Literatur

  • 1 Brandes JL . Topiramate for Migraine Prevention. A randomized controlled trial.  JAMA. 2004;  291 (8) 965
  • 2 Diener HC . et al. . Topiramate in migraine prophylaxis - results from a placebo-controlled trial with propranolol as an active control.  J Neurol. 2004;  251 (8) 943-950
  • 3 Silberstein SD . et al. . Topiramate in Migraine Prevention. Results of a large controlled trial.  Arch Neurol. 2004;  61 490

1 Einführungspressekonferenz "TOPAMAX® MIGRÄNE - Mehr migränefreie Zeit am 25. August 2005 in München, veranstaltet von Janssen-Cilag

 
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