psychoneuro 2005; 31(10): 471
DOI: 10.1055/s-2005-922002
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Restless Legs Syndrom - Der Feind in meinem Bett

Further Information

Publication History

Publication Date:
17 January 2006 (online)

 
Table of Contents

    Das Restless Legs Syndrom (RLS) ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen - bis zu 10% der Bevölkerung leiden daran, nach Schätzungen der RLS Foundation USA etwa 3,4% behandlungsbedürftig. Dennoch wird das RLS selten erkannt, obwohl die Symptome bereits 1685 von Dr. Thomas Willis, Großbrittanien, beschrieben wurden. Nur etwa 5% der Patienten werden richtig diagnostiziert.

    Charakteristisch ist der unkontrollierbare Wunsch, die Beine zu bewegen. Die Patienten beschreiben das Gefühl z.B. als Ameisenlaufen, Kribbeln, Unter Stromstehen, Cola in den Venen. Dabei treten die Symptome vor allem am Abend, in Ruhe oder während der Nacht auf und bessern sich durch Bewegung. Daher zählt das RLS zu den häufigsten Ursachen für Schlafstörungen. Diese sind auch meist der Grund, warum die Patienten dann den Arzt aufsuchen. Der Schlafmangel - 50% der RLS-Patienten bekommen weniger als fünf Stunden Schlaf pro Nacht - ist außerdem mit Aufmerksamkeitsstörungen und verminderten sozialen Aktivitäten verknüpft. Das Risiko, an einer Depression oder Angststörung zu erkranken, ist deutlich erhöht.

    Die genaue Ursache der Erkrankung ist immer noch unklar. Sicher ist aber bereits, dass RLS eine neurologische Erkrankung ist, die mit einem Dopaminmangel einhergeht und gut auf dopaminerge Substanzen anspricht. In der Hälfte der Patienten wird auch ein verminderter Eisenspiegel in der Substantia nigra gefunden. Bildgebende Verfahren zeigen eine leichte dopaminerge Dysfunktion in den Basalganglien. Insbesondere nachts sinkt der Dopaminspiegel ab. Am Morgen unterscheiden sich Kontrollen und RLS-Patienten allerdings nicht in ihrem Spiegel an Dopaminmetaboliten (Garcia-Borreguero et al Sleep 2004). Kurz bevor es zu den "unruhigen Beinen" kommt, steigen Blutdruck und Puls. Möglicherweise wird so die Bewegung getriggert.

    Prof. Wolfgang Oertel, Marburg, stellte jetzt auf der Jahrestagung der European Federation of Neurological Societies (EFNS) in Athen, Griechenland, die neuesten Studienergebnisse mit Pramipexol bei RLS vor. In einer sechswöchigen Studie mit 345 RLS-Patienten, die mit Pramipexol (0,125-0,75 mg Sifrol®) verringerte sich der Schweregrad, gemessen an der Internationalen RLS-Skala (IRLS) um 12,3 Punkte signifikant (in der Plazebogruppe um 5,7 Punkte). Nach der Clinical Global Impression Skala (CGI) wurde 62,9% der Patienten als gebessert oder viel verbessert eingestuft (32,5% unter Plazebo). Auch Schlaf, Vitalität, soziale Funktionen und körperliche Schmerzen verbesserten sich signifikant. Die häufigsten Nebenwirkungen, die nur gering ausgeprägt und in der Regel nur vorübergehend auftraten, waren Kopfschmerzen (13%), Nausea (12,2%) und Müdigkeit (9,1%).

    KW

    Satellitensymposium "Bridging the Gap Between Patient and Doctor" im Rahmen der 9. Jahrestagung der European Federation of Neurological Societies (EFNS) am 19. September 2005, unterstützt von Boehringer Ingelheim