psychoneuro 2005; 31(10): 470-471
DOI: 10.1055/s-2005-922001
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Innovative Schizophreniebehandlung - Ein Jahr Aripiprazol

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Publication Date:
17 January 2006 (online)

 
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Nach der Entwicklungshypothese der Schizophrenie des schwedischen Nobelpreisträgers Arvid Carlsson ist bei den Betroffenen das mesolimbische und das mesokortikale System gestört. Im mesolimbischen System liegt eine dopaminerge Überfunktion vor, die an der Positivsymptomatik beteiligt ist, während im mesokortikalen System eine Unterfunktion zu kognitiven Defiziten und Negativsymptomatik führt. Mit Aripiprazol (Abilify®), das vor einem Jahr zur Behandlung der Schizophrenie zugelassen wurde, können offensichtlich beide Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden, wie Prof. Gerhard Gründer, Aachen auf einem Symposium in Potsdam vorstellte. Aripiprazol stabilisiert den Dopaminspiegel in den betroffenen dopaminergen Systemen. Die Basalganglien werden durch Aripiprazol nicht beeinflusst. Dies erklärt auch sein gutes Nebenwirkungsprofil (keine negative Änderung von Lipidprofil, Körpergewicht, Diabetesrisiko, kardiovaskulären Faktoren, Prolaktinspiegel). Durch die partielle Rezeptorbindung werden auch extrapyramidal motorische Symptome (EPS) vermieden.

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Wirksam und verträglich

Prof. Max Schmauss, Augsburg, diskutierte die neuesten klinischen Daten zu Aripiprazol. Bereits 2003 konnten Potkin et al. zeigen, dass bei akuter Symptomatik in Kurzzeitstudien Aripiprazol (15-30 mg/Tag) vergleichbar wirksam ist wie Risperidon (6 mg/Tag).

Auch gegenüber Haloperidol (10 mg/Tag) war Aripiprazol hinsichtlich der Positivsymptomatik sowohl in mehreren Kurzzeitstudien als auch in Langzeitstudien mindestens genauso effektiv. Die Negativsymptomatik verbesserte sich dabei unter Aripiprazol signifikant stärker als unter Haloperidol (Kasper et al. 2003). Auch bezüglich der Rezidivrate scheint Aripiprazol einen Vorteil zu bieten. So erlitten in dieser Studie von Kasper nach einem Jahr nur 38% der Patienten ein Rezidiv, während unter Haloperidol dies bei rund jedem zweiten Patient der Fall.

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Ergebnisse der BETA-Studie

Nach der Zulassung von Aripiprazol konnten die Wirksamkeit und Sicherheit des Antipsychotikums auch unter naturalistischen Bedingungen untersucht werden, die Prof. Wolfgang Maier, Bonn, vorstellte. In der BETA-Studie (Broad Effectiveness Trial with Aripiprazole) erhielten im ambulanten Setting in 288 Prüfzentren in den USA. 1599 Patienten mit schizophrener oder schizoaffektiver Störung randomisiert über acht Wochen Aripiprazol oder ein anderes Antipsychotikum nach Wahl des behandelnden Arztes. Voraussetzung für die Umstellung war, dass für diese Patienten ein Therapiewechsel aufgrund unzureichender Wirksamkeit oder Nebenwirkungen klinisch erforderlich war. 65% der Patienten unter Aripiprazol schlossen die Studie ab, unter der Kontrollmedikation 56,9% (Octavio et al. 2004). Die meisten Patienten (60%) gaben Aripiprazol gegenüber ihrer bisherigen Medikation den Vorzug, unabhängig von der Vormedikation. Als unerwünschte Ereignisse wurden am häufigsten Schlafstörungen, Übelkeit, Angst, Somnolenz, Kopfschmerzen, Benommenheit und Akathisie berichtet. Die Nebenwirkungen waren meist schwach ausgeprägt und vorübergehender Natur. Gewichtszunahme, EPS, Lipid- und Prolaktinänderungen lagen unter 5% auf Plazeboniveau.

Bei der Umstellung sollte jedoch sehr behutsam überlappend vorgegangen werden und das vorherige Antipsychotikum langsam ausgeschlichen werden, während die Aripiprazoldosis erhöht wird.

KW

Symposium "Innovative Wege in der Schizophrenie-Therapie. Ein Jahr Abilify®-Erfahrung" am 23.-24.09.05 in Potsdam, unterstützt von Bristol Myers Squibb und Otsuka Pharmaceuticals