Notfall & Hausarztmedizin (Notfallmedizin) 2005; 31(9): 412-415
DOI: 10.1055/s-2005-921863
Notfallmanagement in der Arztpraxis

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Notfallmanagement bei Aspiration und Ersticken

Teil 6Hubert Reichle
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Publication Date:
08 November 2005 (online)

Medizinische Grundlagen und Prinzipien des Vorgehens

Die freie Durchgängigkeit der Atemwege ist eine unabdingbare Voraussetzung für eine ausreichende Versorgung des Organismus mit Sauerstoff. Bedrohliche mechanische Behinderungen des Gasaustausches, welche sowohl beim bewusstseinsklaren als auch beim bewusstlosen Patienten auftreten können, müssen rasch erkannt werden und verlangen ein schnelles und zielgerichtetes Handeln.

Blockaden können auf der ganzen Wegstecke der Atemluft vom Rachenbereich bis zu den Bronchien lokalisiert sein und durch die Aspiration von Fremdkörpern, aber auch durch körpereigene Faktoren wie zurückgefallene Weichteile, angeschwollene Schleimhäute, Erbrochenes oder Blut hervorgerufen werden.

Nicht bewusstlose Patienten

Beim nicht bewusstlosen Patienten wird eine akute Verlegung der Atemwege meist durch aspirierte Fremdkörper, zum Beispiel Zahnprothesen oder große Speisebrocken, hervorgerufen. Die Blockade kann dabei verschiedene Schweregrade umfassen. Bei einer partiellen Verlegung kann der Patient unter Umständen noch sprechen und die Sauerstoffzufuhr kann noch ausreichend sein. Bei einer kompletten Verlegung der Atemwege kann der Patient weder sprechen noch atmen und verliert rasch das Bewusstsein.

Bewusstlose Patienten

Bei Patienten, die aus anderen Gründen bewusstlos geworden sind, stellt die zurückgesunkene Zunge die häufigste Ursache einer Atemwegsblockade dar. Deshalb gehört das Freimachen und Freihalten der Atemwege zu den Basismaßnahmen bei bewusstlosen Patienten (siehe Teil 2 dieser Serie: „Bewusstlosigkeit”). Allerdings können auch bewusstlose Patienten angetroffen werden, deren Atemwege durch einen Fremdkörper verlegt sind. Dies ist dann daran zu erkennen, dass auch nach dem Freimachen der Atemwege mit den üblichen Techniken keine Passage der Atemluft möglich ist.

Im Folgenden wird das praktische Management bei einer akuten Verlegung der Atemwege durch Fremdkörper bei erwachsenen Patienten dargestellt. Auf die Besonderheiten bei Säuglingen und Kindern wird später im Abschnitt „Pädiatrische Notfälle” eingegangen. Ebenso werden lebensbedrohliche Atemwegsverlegungen im Zusammenhang mit allergischen Ereignissen in einem späteren Beitrag behandelt.

Anschrift für die Verfasser

Dr. med. Hubert Reichle

Ingo Wahlster

IMS Institut für Medizinisches Sicherheits- und Notfallmanagement e.V.

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