Kernaussagen
Prinzipiell wird die obere (80 %) von der unteren GI-Blutung (20 %) unterschieden.
Die Mortalität der oberen GI-Blutung ist mit 10 - 15 % deutlich höher als die der
unteren GI-Blutung (3 - 4 %). 75 % aller GI-Blutungen sistieren spontan, wobei diese
Rate bei unteren GI-Blutungen höher ist als bei oberen.
Diagnostik
Die diagnostische Methode der Wahl bei Patienten mit oberer GI-Blutung ist die Endoskopie,
wobei in ca. 90 % der Fälle die Blutungsquelle lokalisiert werden kann. Die Endoskopie
sollte innerhalb der ersten 24 Stunden durchgeführt werden, bei Risikopatienten so
schnell wie möglich nach kardiozirkulatorischer und respiratorischer Stabilisierung.
Die diagnostische Methode der Wahl bei Patienten mit unterer GI-Blutung ist die Endoskopie,
wobei in 48 - 90 % der Fälle die Blutungsquelle lokalisiert werden kann. Da sich die
meisten unteren GI-Blutungen wenig dramatisch darstellen und spontan sistieren, kann
die weitere Abklärung häufig frühelektiv nach orthograder Spülung durchgeführt werden.
Die Angiographie ist als diagnostische Maßnahme bei GI-Blutungen sinnvoll, wenn eine
hohe Blutungsaktivität besteht. Die Szintigraphie spielt heute nur noch eine untergeordnete
Rolle.
Therapie
Obere GI-Blutungen werden meist endoskopisch therapiert. Am häufigsten wird verdünntes
Adrenalin zur Unterspritzung eingesetzt. Speziell bei sichtbarem Gefäßstumpf hat sich
der Einsatz von Hämoclips bewährt. Die Durchführung einer „Second-look”-Endoskopie
ist umstritten. Bei Rezidivblutung ist ein erneuter endoskopischer Blutstillungsversuch
indiziert.
Grundlage der Therapie bei akuter Varizenblutung ist die medikamentöse Senkung des
Pfortaderdrucks. Zur endoskopischen Blutstillung wird entweder mit Polidocanol sklerosiert
oder eine Gummibandligatur vorgenommen. Bei anhaltender Blutung kann das Einlegen
einer Ballonsonde notwendig werden, in Sonderfällen auch das Anlegen eines Notfall-TIPSS.
Bei persistierender oberer GI-Blutung mit einem Verbrauch von mehr als 6 Blutkonserven
pro 24 Stunden sollte die Operationsindikation erwogen werden. Eine Ausnahme bilden
Patienten mit Gerinnungsstörung, bei denen erst die Gerinnung optimiert werden sollte.
Bei der unteren GI-Blutung wird primär ein endoskopischer Therapieversuch empfohlen.
Die angiographische Blutstillung hat bei der unteren GI-Blutung zwar eine Erfolgsrate
von 76 - 100 %, ist allerdings mit einer hohen Komplikationsrate assoziiert und daher
nur bei bestimmten Hochrisikopatienten indiziert.
Bei persistierender unterer GI-Blutung mit einem Verbrauch von mehr als 4 - 6 Blutkonserven
pro 24 Stunden sollte die Operationsindikation erwogen werden. Bei nachgewiesener
Blutungsquelle wird der betroffene Darmabschnitt kurzstreckig reseziert. Bei Verdacht
auf Kolonblutung mit unklarer Blutungsquelle hat sich die subtotale Kolektomie durchgesetzt,
da dieses Vorgehen das geringste Rezidivblutungsrisiko hat.
Bei Intensivpatienten sind Gerinnungsstörungen und eine mechanische Beatmung für mehr
als 48 Stunden Risikofaktoren für das Auftreten einer GI-Blutung. Daher sollten Patienten,
welche einen dieser beiden Risikofaktoren aufweisen, mit einer Stressulkusprophylaxe
behandelt werden, am besten mit einem Protonenpumpenhemmer.