Kardiologie up2date 2005; 1(4): 327-332
DOI: 10.1055/s-2005-921083
Hotline - Risikofaktoren
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Arteriosklerose und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen

Heiko  Stern
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Publication Date:
22 December 2005 (online)

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Einführung

Das Thema „Arteriosklerose bei Kindern” scheint auf den ersten Blick so paradox wie eine Windeldermatitis im Erwachsenenalter! Dass dem nicht so ist, insbesondere hinsichtlich der steigenden Zahl adipöser Kinder, soll anhand des Befalls der Koronararterien und seines klinischen Bilds, der koronaren Herzerkrankung (KHK) im Kindes- und Jugendalter, dargelegt werden. Dabei soll dieser Artikel sowohl die seltenen Formen der Arteriosklerose darstellen als auch die Frühformen atherosklerotischer Veränderungen in Abhängigkeit von Risikofaktoren und Lebensformen.

Andere Ursachen von Koronararterienveränderungen, z. B. Entzündungen oder Anomalien, bleiben außen vor: Entzündliche Koronarveränderungen, wie sie z. B. beim Kawasaki-Fieber im Kindesalter auftreten können, verursachen zwar myokardiale Perfusionsschäden, die der KHK vergleichbar sind [1], sind aber pathophysiologisch von der KHK grundverschieden. Kongenitale Anomalien der Koronararterien können ebenfalls die myokardiale Perfusion verändern - von der einfachen Einschränkung der koronaren Flussreserve [2] bis hin zu Myokardinfarkten [3] -, pathologische Veränderungen im Sinne der Arteriosklerose sind jedoch typischerweise nicht vorhanden.

Die Arteriosklerose oder Atherosklerose - beide Begriffe werden üblicherweise synonym im Deutschen verwendet - ist in der Regel die klinisch-pathologische Manifestation von atherogenen Risikofaktoren, die über Jahre und Jahrzehnte auf das Gefäßsystem einwirken. Sie ist damit eine Erkrankung des späteren Erwachsenenalters - nur bei schweren Fettstoffwechselstörungen werden regelhaft Arteriosklerose und ihre klinischen Manifestationen wie Herzinfarkte bereits im Kindesalter beobachtet. Zu den wichtigsten Risikofaktoren der Arteriosklerose zählen Adipositas, Diabetes mellitus, Hyperlipoproteinämie, arterielle Hypertonie und Bewegungsmangel im sog. metabolischen Syndrom. Ausmaß und Manifestation der Arteriosklerose sind somit abhängig von der Ausprägung der Risikofaktoren und der Dauer ihres Einwirkens auf das Gefäßsystem. Seit Jahrzehnten bestehen bereits Hinweise darauf [4] [5] [6] [7], dass bei Kindern vor allem die ernährungs- und gewohnheitsbedingten Risikofaktoren zur Ausprägung kommen und damit die KHK als gravierendste klinische Manifestation der Arteriosklerose im frühesten Kindesalter beginnen kann.

Dass die Entstehung der KHK in die ersten beiden Lebensjahrzehnte verlagert ist, hat in den letzten 10 Jahren eine große medizinische und gesundheitspolitische Brisanz erfahren, da Risikofaktoren der KHK wie Adipositas, Bewegungsmangel und arterielle Hypertonie in dieser Altersklasse bedrohlich zugenommen haben. Dies hat entsprechende Aktivitäten der Fachverbände innerhalb der Pädiatrie, Kardiologie u. a., vor allem in den USA, aber auch in Europa auf den Plan gerufen.

Literatur

Priv. Doz. Dr. Heiko Stern

Kinderarzt, Kinderkardiologe · Kinderärztliche Praxisgemeinschaft Gauting

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