Notfall & Hausarztmedizin (Notfallmedizin) 2005; 31(9): A 425
DOI: 10.1055/s-2005-919736
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DGKM widerspricht - Hannoveraner Katastrophenkonzept nicht akzeptabel

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Publication Date:
08 November 2005 (online)

 
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Das so genannte Hannoveraner Konzept der Versorgung bei einem Großschadensfall widerspricht allen international üblichen derzeitigen Planungen - auch für die WM 2006 - und steht im Widerspruch zu den realisierbaren Möglichkeiten in Deutschland, sagt die Deutsche Gesellschaft für Katastrophenmedizin (DGKM e.V.). Durch die geplante Verlagerung der Verletzten in "möglichst große Akut-Kliniken in der Nähe" wird das Chaos des Schadensortes in die Klinik verlagert, deren Versorgungsmöglichkeiten schon unter normalen Notfallbedingungen begrenzt sind.

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Verlagerung des Chaos in die Kliniken

Viele Krankenhäuser haben, wie Untersuchungen ergaben, überhaupt keine Alarmpläne oder haben diese niemals erprobt. Durch die Entwicklung der heutigen Finanzierung im Krankenhausbereich stehen weder ausreichend Personal noch Betten für einen Massenanfall zur Verfügung. Dies hat auch die kürzlich durchgeführte Übung in Hannover mit 120 Verletzten gezeigt, wo diese nach Einlieferung in die Klinik unvertretbar lange auf ihre Behandlung warten mussten. Die Übung hat auch gezeigt, dass nach 45 Minuten das Material zur operativen Versorgung aufgebraucht war. Eine Bewältigung eines Großschadensfalles mit Hunderten von Verletzten wird daher derzeit in deutschen Akutkrankenhäusern nicht möglich sein. Aus diesen Gründen lehnt die DGKM das Konzept ab und besteht auf der Weiterführung der bisherigen bundesweiten Vorbereitungen.

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Favorisierte Lösung: Einrichtung eines Behandlungsplatzes

Die vom Katastrophenschutz und der DGKM favorisierte Lösung sieht nach Aussagen des Vizepräsidenten der DGKM, Prof. Dr. Peter Sefrin, Würzburg, die Einrichtung eines Behandlungsplatzes vor. Dort ist von Seiten des Personals und des Materials in unmittelbarer Nähe zum Geschehen eine Erstversorgung und vor allem Stabilisierung der Opfer möglich. Die Versorgung der Betroffenen muss über eine gewisse Zeit übernommen werden können, um sie dann gezielt entsprechend ihrer Schädigungsintensität auf die Krankenhäuser der Umgebung zu verteilen. Dieses Konzept hat sich in der Praxis zum Beispiel in Eschede bewährt und steht den negativen Erfahrungen von Ramstein entgegen. Aus diesem Grund sind auch die Planungen für die WM 2006 mit einer Erstversorgung vor Ort konzipiert.

Einigkeit besteht mit der Forderung nach einer zeitlich dringenden Versorgung, die aber nur durch ein Netz von Krankenhäusern gewährleistet werden kann. Diese müssen aber sowohl personell wie auch materiell darauf vorbereitet sein, was heute noch nicht unterstellt werden kann.

Quelle: Prof. Dr. med. P. Sefrin, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Katastrophenmedizin DGKM e.V., Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie - Sektion für präklinische Notfallmedizin - Zentrum Operative Medizin, Oberdürrbacher Str. 6, 97080 Würzburg