Psychiatr Prax 2005; 32(8): 399-407
DOI: 10.1055/s-2005-915283
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erlebt die Psychiatrie zurzeit einen Boom der Stigmaforschung?

Eine Analyse wissenschaftlicher ZeitschriftenIs there Currently a Boom of Stigma Research in Psychiatry?An Analysis of Scientific JournalsMatthias  C.  Angermeyer, Anita  Holzinger
  • 1Universität Leipzig, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie
  • 2Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Psychiatrie
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Publication Date:
24 November 2005 (online)

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Zusammenfassung

Anliegen: Psychiater wurden sich in jüngerer Zeit der Problematik des Stigmas psychischer Krankheit vermehrt bewusst. In zahlreichen Ländern initiierten sie deshalb Programme zur Reduzierung der Stigmatisierung und Diskriminierung psychisch Kranker. Es stellt sich nun die Frage, inwieweit das vermehrte Interesse am Thema Stigma zu einer Intensivierung der Forschung auf diesem Gebiet geführt hat. Methode: Wir führten eine systematische Recherche bezüglich Arbeiten zum Thema Stigma psychischer Krankheit durch, die seit 1990 in wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen sind. Dabei nutzten wir drei verschiedene Suchstrategien. Ergebnisse: Im Verlauf der 90er-Jahre ist eine deutliche Zunahme von Publikationen in Zeitschriften aus dem In- und Ausland zu verzeichnen, die sich mit dem Stigma psychischer Krankheit beschäftigen. Ein Ende dieses Trends ist noch nicht abzusehen. Diskussion: Trotz der sich hier dokumentierenden vermehrten Forschungsaktivitäten sind wir noch weit von einem differenzierten Verständnis des Stigmaprozesses entfernt. Dieses ist aber die Voraussetzung für die Entwicklung erfolgreicher Strategien zur Stigmabekämpfung.

Abstract

Objective: Recently, there has been a growing awareness among psychiatrists of the stigma of mental illness. In numerous countries programs aimed at reducing stigmatization and discrimination because of mental illness have been launched. The question arises as to what extent the increasing interest in stigma has stimulated research in this area. Method: A search for papers on stigma of mental illness that have been published in scientific journals since 1990 has been carried out, using different search strategies. Results: During the 1990 s, there is a marked increase of articles dealing with the stigma of mental illness. There is no indication of an end of this trend. Discussion: Despite more research we are still far from understanding the stigma process in detail. This, however, is the prerequisite for developing successful anti-stigma interventions.

Literatur

Prof. Dr. Matthias C. Angermeyer

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie · Universität Leipzig

Johannisallee 20

04317 Leipzig

Email: krausem@medizin.uni-leipzig.de