Übersicht:
Die Autorin setzt sich mit der Frage auseinander, inwieweit psychoanalytische Theorie
und Praxis der Gegenwart der homosexuellen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen
gerecht werden. Dazu umreißt sie zunächst die Begriffe der sexuellen Orientierung
und der Geschlechtsidentität und arbeitet homophobe Positionen in der traditionellen,
aber auch in der modernen Psychoanalyse heraus. Die theoretische Perspektive ergänzt
die Autorin dann um eine praktische und berichtet von drei Gesprächen, die sie mit
Fachkräften aus Kindertherapie, Kinderpsychiatrie sowie Kindertagesbetreuung geführt
hat. Abschließend stellt sie zwei Beispiele für eine zeitgemäße Modifikation einer
psychoanalytischen Theorie der homosexuellen Entwicklung dar. Mit Blick auf den therapeutischen
Alltag ermutigt sie zu einem Abbau der Berührungsängste und erinnert daran, dass Erotik,
Sexualität und damit auch Homosexualität ureigenes Terrain der Psychoanalyse sind
und nicht vollends biologischen Erklärungsmodellen überlassen werden sollten.
Schlüsselwörter;
Homosexualität in Kindheit und Jugend; - homosexuelle Entwicklung; - Psychoanalyse
und Homosexualität; - sexuelle Orientierung
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1 Nach einem Vortrag auf der 8. Arbeitstagung der Wiener Child Guidance Clinic zum
Thema „Die Sexualität des Kindes” vom 2. bis 4. Juni 2004 in Wien
2 Der Autor gilt als scharfer Vertreter eines „Willens zur Pathologisierung” (vgl.
[1]).
Prof. Dr. U. Schmauch
Fachhochschule Frankfurt am Main · Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit
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60318 Frankfurt am Main
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